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Angel 01 - Die Engel

Angel 01 - Die Engel

Titel: Angel 01 - Die Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Kilworth
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Hotelpersonal – Männer wie Frauen – war völlig hysterisch, sowohl Manager als auch Angestellte. Die Kakerlaken waren überall, vor allem aber in zuckerhaltigen Speisen. Im Honig und in den Marmeladen schwammen tote Kakerlaken, da ihre harten, schwarz-braunen Körper in den süßen Seen ertranken.
    Sie trieben in den Suppen. Sie krabbelten weiß und geisterhaft durchs Mehl, das man für Brot und Kuchen brauchte: Die Mehlfässer brodelten, so voll waren sie von ihnen. Sie krochen über alle Leckereien und hinterließen widerliche Spuren. Sie brachten den Dreck aus der Kanalisation an ihren Beinchen mit und verteilten ihn auf Sahnetörtchen und Erdbeeren. Sie stopften sich mit dem Essen voll und erbrachen sich auf das Essen. Sie hinterließen ihre Exkremente, wo sie gingen und standen, auf Pasteten und zwischen den Pommes Frites, in den Soßen, im Salatdressing.
    Eine wuselnde Schicht aus Kakerlaken überzog die Küche, das Restaurant, jeden Boden und jede Decke. Sie knarrten und tickten, wenn ihre harten Panzer aneinander rieben und sich ihre Flügel ineinander verhakten. Fliegende Exemplare fanden keinen freien Platz zum Landen.
    Es waren große Kakerlaken, wie man sie im Nahen Osten findet, deren Körper fast drei Zentimeter lang waren. Sie flogen. Sie krabbelten. Sie krochen. Ihre Panzer glänzten ölig, und wenn man sie zufällig auf einer harten Unterlage erwischte und zertrat oder erschlug, quollen ihre Eingeweide wie Eiter hervor und verströmten einen besonders widerwärtigen Geruch. Sie konnten sich in Ritzen zwängen, die nur halb so groß waren wie sie – als wären sie aus Gummi. Jemand hat einmal gesagt, dass die Kakerlake als einziges Wesen einen Atomkrieg überstehen würde, weil sie fast unzerstörbar ist.
    Die Küchenchefin warf verzweifelt die Hände in die Luft.
    » Was soll ich machen?«, rief sie. » Sie sind überall. Wenn jemand etwas essen will, muss er Kakerlaken essen, oder Kakerlakendreck. Da kann man nichts machen.«
    » Wir müssen auf Konserven ausweichen«, beschloss die Managerin.
    » Aber da kommen sie doch rein, noch bevor das Zeug auf dem Tisch steht«, jammerte die Köchin.
    Die Managerin war eine clevere Frau Anfang fünfzig und wusste, das man in verzweifelten Zeiten zu verzweifelten Maßnahmen greifen musste.
    » Dann öffnen wir die Dosen eben erst am Tisch. Die Gäste müssen das Zeug eben kalt essen. Die Plagen dauern nie länger als ein paar Tage. So lange kann man auch mit kaltem Dosenfraß überleben. Ganz London ist voll mit diesen widerlichen Viechern.«
    » Sie waren in meinem Bett«, heulte der Küchenjunge. » In meinem Schlafanzug, auf meinem Kissen; sie wollten in meinen Mund kriechen …«
    Noch während er jammerte, schüttelte er sich neugierige Kakerlaken vom Bein.
    » So etwas machen wir alle durch, Albert. Du bist da keine Ausnahme«, schimpfte die Managerin, umarmte ihn aber trotzdem kurz.
    » Meine Haare!«, kreischte eine Kellnerin. » Sie sind in meinen Haaren!«
    » Machen Sie nicht so einen Aufstand«, mahnte die Managerin. » Wenn Sie Ihre Haube richtig aufgesetzt hätten, wären sie da gar nicht druntergekrochen.«
    Es war schlimmer als mit den Läusen und Fliegen. Die waren klein gewesen, ekelhaft, aber klein. Man konnte mit einem Schlag einen ganzen Haufen von ihnen töten. Aber bei den Kakerlaken konnte man eine ganz Gruppe angreifen und dabei keine einzige erwischen. Ging man mit dem Besen auf sie los, verschwanden sie blitzartig in allen Ecken. Suchte man gezielt eine aus, wie der jagende Gepard sich ein krankes Kalb aussucht und ihm so lange auf den Fersen bleibt, bis er es erlegt hat, stand man am Ende doch mit leeren Händen da, da Kakerlaken sich anscheinend mit Lichtgeschwindigkeit bewegen konnten und durch geschickte Ausweichmanöver jeden Versuch zunichtemachten, sie zu erschlagen.
    So wie es aussah, konnte man sie nur durch Zufall töten: Indem man eine erschlug, wenn man auf eine andere gezielt hatte.
    Natürlich gab es diverse Fallen und Pulver, die sie angeblich erfolgreich umbringen konnten. Am beliebtesten waren die Klebefallen. Sie bestanden aus einer hohlen Papppyramide, deren Boden klebrig war und in die die Kakerlaken durch Essensgerüche hineingelockt wurden – obwohl Kakerlaken sogar Pferdescheiße und Ziegelsteine fressen würden –, wo sie dann kleben blieben wie Fliegen am Fliegenpapier. Diese Klebefallen waren an sich ziemlich effektiv, aber bei den Unmengen von Kakerlaken, die in London auftauchten, halfen weder

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