Angel 01 - Die Engel
dem Seitenfenster.
» Werdet ihr euch wieder treffen?«, fragte er.
» Keine Ahnung. Ich will im Moment eigentlich nichts anfangen, mit niemandem. Außerdem ist sie sowieso nicht wirklich mein Typ. Ich mag es, wenn sie klein sind«, er schaute kurz zu Danny rüber, » sogar noch kleiner, als es für dich passend wäre.«
Er grinste Danny an. Der andere behielt noch ungefähr dreißig Sekunden seine verkniffene Miene bei, dann musste auch er grinsen.
» Ich mag keine kleinen Frauen, das ist das Problem. Mir gefällt es, wenn ich an ihren Beinen hochklettern muss, um an die Süßigkeiten zu kommen. Wenn ich wie ein Äffchen ihre schlanke Gestalt besteige.«
» Du bist pervers. Und ziemlich schräg.«
Das Funkgerät meldete einen Brand, nur wenige Blocks entfernt. Dave riss das Lenkrad herum, und sie rasten zum Tatort.
Als um Mitternacht ihre Schicht endete, fuhr Dave zurück zu seiner Wohnung. Danny hatte versucht, ihn dazu zu überreden, noch in eine Bar zu gehen, aber er hatte keine Lust und ließ Danny alleine losziehen. Auf halbem Weg änderte Dave aber seine Meinung und fuhr stattdessen in die Randbezirke von Pacific Heights, in ein Wohngebiet, wo er von niemandem belästigt werden würde. Er wollte ganz in Gedanken versunken herumlaufen können, ohne an jeder Ecke aufpassen zu müssen, ob nicht irgendwo Straßenräuber unterwegs waren.
Er parkte das Auto in einer Straße mit großen Häusern und langen Einfahrten, schloss es ab und begann seinen Spaziergang, den Kopf tief in den Mantelkragen gezogen. Wie üblich erleuchtete ein Glühen den Himmel, geschaffen von den Feuern, die irgendwo in der Stadt brannten.
Dave wanderte ziellos umher. Seine Wohnung war inzwischen kein Ort mehr, an dem er seine liebsten Erinnerungen heraufbeschwören konnte. Sie wurde langsam zu einer Trauerhalle, und Dave war sich nun nicht mehr sicher, ob er wirklich dortbleiben sollte. Er überlegte ernsthaft, ob er sich etwas Neues suchen sollte, vielleicht eine etwas kleinere Wohnung, die eher zum Lebensstil eines Singles passte.
Und dann war da noch die Geschichte mit Vanessa Vangellen, über die er nachdenken musste. Für diese eine Nacht war sie eine angenehme Gesellschaft gewesen, aber er verspürte nicht den Drang, sie wiederzusehen. Falls sie ihn anrief, gut, dann würde er reagieren, aber er konnte nicht genug Begeisterung aufbringen, um sich bei ihr zu melden. Noch nicht.
Völlig versunken blieb er stehen und schaute hoch zu den Sternen. Es war eine klare Nacht mit einem Himmel voller nächtlicher Sonnen. Als er den Blick kurz über die Straße schweifen ließ, entdeckte er einen anderen Mann, der ebenfalls nach oben starrte. Doch dieser Kerl schien nicht senkrecht in die Höhe zu schauen, sondern in einem Winkel von ungefähr dreißig Grad. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Dave realisiert hatte, dass der Mann auf ein Fenster im Obergeschoss eines großen Hauses starrte.
Der Mann hatte die Hände in den Taschen vergraben und schien sich voll und ganz auf das Licht hinter dem Fenster zu konzentrieren.
Ein Spanner, dachte Dave. Der Typ beobachtet eine Frau beim Ausziehen.
Was sollte er jetzt tun? Er war nicht im Dienst, und das hier war sowieso nicht sein Revier. Er konnte natürlich dem Kerl sagen, dass er seinen Hintern in Bewegung setzen und nach Hause gehen sollte. Das würde jeder anständige Bürger tun.
Er ging auf den Mann zu, der sich beim Geräusch der Schritte umdrehte, Dave beiläufig musterte, und sich dann wieder seinen Spanneraufgaben widmete.
Coole Sau, dachte Dave.
Der Mann war jung, hatte ein attraktives Gesicht. Dave hätte ihn sogar schön genannt, doch er benutzte solche Worte nicht, sie waren ihm irgendwie zu weich. Der Typ hatte rabenschwarzes Haar, das glatt zurückgegelt war. Er war durchschnittlich groß, schlank und sehnig gebaut. Warum zur Hölle hat dieser Typ es nötig, heimlich Frauen zu beobachten?, dachte Dave. Der sah aus, als könnte er jede haben, die er wollte.
Als Dave sich ihm näherte, stieg ihm plötzlich ein Geruch in die Nase, der zarte, süße Duft von irgendeinem Gewürz.
» Hey«, sprach Dave ihn an, » was …?«
Er schaffte es nicht, den Satz zu beenden. Es gab einen markerschütternden Knall, dann flog die Scheibe aus dem Fenster im Obergeschoss, und weiße Flammen züngelten daraus hervor. Weiße Glut! Das Feuer brannte so hell und intensiv, dass Dave vorübergehend geblendet war. Ein glühend heißer Luftstoß packte ihn und schleuderte ihn gegen eine Mauer, an
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