Angélique - Am Hof des Königs
ein Abkömmling einer der angesehensten und ältesten Familien des französischen Adels und durch seine Mutter,
Elisabeth von Nassau, Enkel von Wilhelm dem Schweiger, dem Fürsten von Oranien, musterte der spanische König ihn lange.
»Me ha dado de muy malas noches!« 14 , sagte er leise und würdigte so mit einem Hauch von Selbstironie die militärischen Fähigkeiten seines alten Widersachers.
Unter der scharlachroten, mit goldenen Fransen besetzten Samtdecke des großen Salons auf der Fasaneninsel bildete die Ansammlung so vieler großer Namen im flammenden Glanz der »Apokalypse« und der »Metamorphosen des Ovid« einen Anblick, der in der Geschichte beider Länder unvergessen bleiben sollte.
»Zugegen waren Philipp IV., der seit vierzig Jahren herrschte und sich jenes stolze, würdevolle Auftreten bewahrt hatte, dem weder Gebrechen noch Sorgen oder Unglück etwas anhaben konnten.
Ludwig XIV. in der Blüte seiner Schönheit und umflort von der Morgenröte seines Ruhmes.
Ebenfalls zugegen waren die beiden Königinnen, beide Töchter Österreichs, dessen Titel ihnen als Apanage zugefallen war. Die schwarzen Schleier der einen zeugten von einer Lebenserfahrung, die im Gegensatz zur Unschuld ihrer jungen Schwiegertochter stand.
Der italienische Kardinal, auf den Richelieus Mantel übergegangen war, kostete den Erfolg seiner Mühen aus und erblickte in diesem neuen Bündnis den künftigen Ruhm Frankreichs.
Der kühle und geschickte Don Luis de Haro nahm die Huldigungen entgegen, die seinem neuen Rang gebührten, denn in Anbetracht seiner Verdienste hatte ihm sein König den Ehrentitel eines ›Príncipe de la Paz‹, eines ›Friedensfürsten‹, verliehen.
Turenne im Glanz des kürzlich errungenen Sieges bei der Schlacht in den Dünen.
Der alte Marschall de Villeroy und der junge Herzog von Créqui.
Medina de las Torres, Vorbild und Spiegel der Granden.
Der junge Guiche mit seiner romantischen Art.
Monterrey und Eliche.
Die Noailles und die d’Harcourts.
Die Guzmáns und die de Toledos.
Und der illustre Velázquez, Hofmaler des spanischen Königs und sein Aposentador mayor.«
Nachdem die Vorstellungen beendet waren, wurde noch ein offizielles juristisches Ritual vollzogen, sicherlich das Wichtigste an der ganzen Zeremonie.
Jeder auf seiner Seite durchquerten die beiden Herrscher und ihre Minister die schmalen, »Romulus und Remus« beziehungsweise den »Illustren Matronen« geweihten Gänge zu den kleinen Kabinetten. Diese beiden Räume waren absichtlich klein gehalten und verfügten über keinen anderen Zugang als die Tür, durch die sie sie betreten hatten, sodass sich kein Spion oder übel gesinnter Zeuge heimlich zu den Akteuren dieses feierlichen und dramatischen Moments schleichen konnte.
Offenbar duldeten die Minister an diesem Tag nicht einmal die Anwesenheit eines Dieners, der die Gänsekiele und Tintenhörner hereinbrachte. In diesen winzigen Zimmern unterdrückten die Herrscher eine stille Angst, die sie in Einklang mit den Darstellungen der »Passion unseres Herrn Jesus Christus« an den Wänden brachte, zeichneten unzählige Seiten ab und unterschrieben zahllose Dokumente. Glücklicherweise hatten ihre Minister Mazarin und Don Luis de Haro genügend Zeit gehabt, sich sowohl mit deren Zahl als auch mit ihrem Inhalt vertraut zu machen, was es ihnen erlaubt hatte, sie in die richtige Ordnung zu bringen.
Die beiden Botschafter standen an der Tür ihres jeweiligen Kabinetts, um ihren Herrscher darüber zu informieren, wann der andere bereit wäre, herauszukommen, sodass sie die Räume im gleichen Moment verlassen konnten, wie es zuvor vereinbart worden war.
Und so geschah es.
Zurück im Salon, in dem sie den Eid geleistet hatten, verabschiedeten sich die beiden Monarchen unter einer Vielzahl höflicher Gesten und Verneigungen voneinander. Doch sie schwiegen dabei, und ein jeder zog sich mitsamt seinem Hof zurück, als tanzten sie ein stummes, bis in alle Einzelheiten festgelegtes Ballett. Die Emotionen drohten alle zu überwältigen.
Während die Könige die Dokumente unterschrieben hatten, waren draußen auf beiden Ufern aus Musketen und Arkebusen Salutschüsse abgefeuert worden. Und in der Ferne verkündete das Donnern der Kanonen von Fuenterrabía sowohl Spanien als auch Frankreich, dass »die Verbindung zweier königlicher Familien den Frieden endgültig besiegelt hatte«.
Die Offiziere der königlichen Haushalte und die Schreiber hatten die bestickten Samthüllen mit den
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