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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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sich auf einem Ellbogen auf. Im Halbdunkel des Zimmers rühren sich zwei untersetzte Gestalten und kommen heran. Ihr Zwerg und ihre Zwergin. Sie sind immer da, treu und schwerfällig, traurig und drollig liegen sie mit dem Hund in den dunklen Winkeln der Tapisserien.
    Die Königin bittet die Zwergin, ihr eine dickflüssige Schokolade mit geschlagenem Ei und Zimt zuzubereiten. Sie wird sie in ganz kleinen Schlucken trinken und dabei an Spanien denken...
    Â 
    Der König liegt in den Armen von Mademoiselle de La Motte-Houdancourt und schwärzt beim Küssen ihr frisches Gesicht mit dunklem Ruß.
    Péguilin hingegen ist ein wenig besorgt. Die ängstlich aufgerissenen hellen Augen seiner Eroberung und der schwierige
Sturm auf die Festung lassen ihn stutzig werden. Ist er etwa der Erste, der dieses entzückende kleine Porzellanpüppchen mit den grazilen Gliedern, das sich ihm immer wieder entzieht, die Geheimnisse der Liebe lehrt?
    Â»Sagt, mein Herz«, flüstert er, »seid Ihr noch Jungfrau?«
    Da lacht ihm die Unschuldige ins Gesicht. Sie werden sich sicher gut verstehen. Sie macht sich über ihn lustig, das ist alles. Ohne zu ahnen, dass Vardes und Bontemps da oben stehen und gähnend und frierend die Strickleiter halten. Ohne zu ahnen, dass die Zeit kostbar ist. Man muss sie nutzen, zum Teufel! Ah, das ist schon besser! Wirklich entzückend, die süße Kleine. Merkwürdig, dass sie ihm bisher noch nie aufgefallen ist. Dabei hat er das Gefühl, sie bereits gut zu kennen. Ihr Lachen hat etwas Vertrautes.
    Â»Sagt mir Euren Namen, meine Liebste«, fleht er beim Abschied.
    Schelmisch verzieht sie das Gesicht.
    Â»Sagt mir erst den Euren.«
    Â»Meine Güte, ich bin Péguilin. Habt Ihr mich denn nicht erkannt?«
    Erneut lacht sie.
    Â»Péguilin, der Kaminkehrer.«
    Dann lässt sie sich erweichen und verrät ihm mit kindlichem Ernst, was er wissen will: »Ich heiße Marie Agnès de Sancé.«
    Â 
    In seinen Gemächern im Louvre spürt Monsieur de Mazarin den nahen Tod. Heute hat er sich in den Palast in der Rue Neuve des Petits Champs bringen lassen und dort die herrliche Bibliothek besucht, in der Gabriel Nausé fünfunddreißigtausend Bände versammelt hat. Unter hohen Kosten sind sie aus Holland, Flandern, England oder Italien hergebracht worden. Anschließend hat man ihn in seinen riesigen Stall gebracht, den fremde Besucher wie das achte Weltwunder bestaunen. Und er hat gelächelt, als er die herrlich bestickten Decken seiner Maultiere
gesehen hat, um die ihn die Theatiner immer wieder bitten, weil sie ihre Kirche damit ausschmücken wollen.
    Doch nach der Rückkehr von diesem Ausflug ist der Kardinal ohnmächtig geworden. Der Tod ist nicht mehr fern, und er weiß es. Er muss all die erlesenen Dinge verlassen, die er um den Preis so vieler Mühen und Demütigungen erworben hat.
    An einem kleinen Tisch neben dem Kamin sitzt Colbert, sein erster Sekretär, und sein Gänsekiel kratzt beim Schreiben über das Papier.
    Â 
    Nachdem die Kerzen heruntergebrannt sind, haben auch die letzten Herren, die noch bei Madame de Soissons zu Gast waren, die Tuilerien verlassen. Betrunken ziehen sie grölend die Rue du Faubourg Saint-Honoré hinab, schlagen gegen die Vordächer der Läden und löschen die Laternen.
    Â 
    Den Geist von sanften Weindünsten benebelt, zieht sich Madame de Soissons in ihr Schlafzimmer zurück. Dank ihr haben in diesem düsteren Louvre endlich Luxus und Fröhlichkeit Einzug gehalten. Tagsüber Tänze und Feste, nachts... die Freuden der Liebe. Das Lager von Olympia Mancini, der Gräfin de Soissons, ist niemals leer. Und doch beschleicht die schöne Italienerin hin und wieder leise Unruhe. Verliert Vardes etwa allmählich das Interesse...? Nachdem sie den König den Reizen ihrer unerträglichen Schwester Maria hatte überlassen müssen, war Olympia so stolz darauf gewesen, Vardes, das Raubtier mit dem grausamen Lächeln, erobert und gezähmt zu haben... Aber seit einiger Zeit wirkt er zerstreut, abwesend. Er gewinnt neue Kräfte. Ihre spitzen Bemerkungen und ihre Geringschätzigkeit treffen ihn nicht mehr so wie früher.
    Â 
    Sie muss unbedingt die berühmte Wahrsagerin La Voisin aufsuchen. Sie wird ihr den Namen ihrer Rivalin verraten. Denn
wenn es eine Rivalin gibt, wird sie sterben... Aber lohnt Vardes überhaupt all die Mühe? Den König

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