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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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Juristen bekreuzigten, und hörte, wie einer der Richter einen jungen Gerichtsschreiber rief und ihm auftrug, Weihwasser aus der Kapelle zu holen.
    Auf den Gesichtern der Richter spiegelte sich blankes Entsetzen. Bourié rieb sich ununterbrochen die Hände, doch es war nicht zu erkennen, ob aus Zufriedenheit oder um die Spuren einer gotteslästerlichen Verunreinigung abzuwaschen.
    Nur Peyrac wandte den Kopf ab und schien der Zeremonie keinerlei Interesse entgegenzubringen.
    Dann kehrte das Fläschchen wieder zum Vorsitzenden Masseneau zurück. Dieser setzte eine große runde Hornbrille auf, um es genauer in Augenschein zu nehmen, und brach schließlich das Schweigen.
    Â»Dieses Monstrum gleicht eher einer ausgetrockneten Eidechse«, sagte er enttäuscht.
    Â»Ich habe zwei dieser pergamentartigen Homunculi, die dem Grafen als Zaubermittel gedient haben müssen, entdeckt, nachdem ich unter Lebensgefahr in sein alchemistisches Labor eingedrungen bin«, erklärte Bécher bescheiden.
    Â 
    Â»Erkennt Ihr diese... dieses Ding wieder?«, wollte Masseneau vom Angeklagten wissen. »Wache, bringt das Fläschchen zum Angeklagten!«

    Der uniformierte Koloss, den er angesprochen hatte, wurde von krampfhaftem Zittern erfasst. Er stammelte etwas vor sich hin, zögerte, griff schließlich entschlossen nach dem Fläschchen und ließ es so unglücklich fallen, dass es zerbrach.
    Ein enttäuschtes »Oohh!« durchlief die Zuschauerreihen. Die Menge drängte nach vorn, um den Inhalt des Fläschchens aus der Nähe zu sehen.
    Aber die Wachen hatten sich vor der ersten Reihe postiert und hielten die Neugierigen zurück.
    Schließlich trat ein Hellebardier vor und spießte mit seiner Waffe einen nicht zu erkennenden kleinen Gegenstand auf, den er dem Grafen de Peyrac vor die Nase hielt.
    Â»Das ist zweifellos einer der Molche, die ich aus China mitgebracht habe«, sagte dieser gelassen. »Sie müssen aus ihrem Aquarium entkommen sein, in das ich meinen Destillierkolben tauchte, damit das Wasser darin immer lauwarm blieb. Die armen kleinen Tierchen...!«
    Â 
    Angélique hatte den Eindruck, dass von der ganzen Erklärung zu exotischen Eidechsen nur das eine Wort »Destillierkolben« beim Publikum hängengeblieben war, denn erneut entfuhr ihm ein ängstliches »Aah«.
    Â»Wir kommen nun zu einer der letzten Fragen des Verhörs«, fuhr Masseneau fort. »Angeklagter, erkennt Ihr dieses Blatt hier wieder? Diese Liste enthält eine Aufzählung häretischer und alchemistischer Werke, und es soll sich dabei um eine genaue Abschrift des Inhalts eines der Regale in Eurer Bibliothek handeln, die Ihr am häufigsten konsultiert habt. Ich sehe in dieser Liste das De Natura Rerum des Paracelsus 8 , in dem der Abschnitt über die diabolische Erschaffung von grässlichen Wesen wie diesen Homunculi, von denen der gelehrte Pater Bécher uns vorhin berichtet hat, rot unterstrichen und mit einigen Anmerkungen von Eurer Hand versehen ist.«

    Â»Das ist wahr«, stimmte ihm der Graf mit vor Erschöpfung allmählich rau klingender Stimme zu. »Ich erinnere mich daran, noch eine ganze Reihe weiterer Absurditäten unterstrichen zu haben.«
    Â»Auf dieser Liste stehen darüber hinaus weitere Bücher, die sich zwar nicht mit Alchemie befassen, aber nichtsdestoweniger verboten sind. Ich nenne nur Das galante Frankreich nach italienischer Art , Die galanten Intrigen des französischen Hofes und so weiter. Diese Bücher wurden in Den Haag oder Lüttich gedruckt, wo, wie wir wissen, die gefährlichsten Pamphletisten und Zeitungsschreiber, die aus Frankreich vertrieben wurden, Zuflucht suchen. Ihre Bücher werden heimlich nach Frankreich gebracht, und wer sie zu erwerben versucht, handelt in höchstem Grade strafbar. Außerdem stehen auf dieser Liste die Namen von Autoren wie Galilei und Kopernikus, deren wissenschaftliche Theorien von der Kirche verurteilt wurden.«
    Â»Ich nehme an, diese Liste wurde Euch von einem Haushofmeister namens Clément Tonnel ausgehändigt, einem Spion in Diensten ich weiß nicht welcher hochrangigen Persönlichkeit, der mehrere Jahre in meinem Haushalt gearbeitet hat. Sie ist korrekt. Aber ich möchte zu bedenken geben, Messieurs, dass es zwei unterschiedliche Gründe für einen Sammler geben kann, dieses oder jenes Buch in seine Bibliothek aufzunehmen. Entweder wünscht er ein

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