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Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Nacht.«
    Er ließ sie los und griff mit einer heftigen Geste nach seiner Pfeife.
    »Das wird dich lehren, die Zierpuppe zu spielen! Also, verstanden?«

    Sie brachte kein Wort heraus und nickte nur.
    »Sergeant!«, brüllte der Hauptmann.
    Ein Unteroffizier rannte herbei.
    »Sattelt die Pferde …! Ich brauche fünf Männer. Und Beeilung!«
     
    Als das Zigeunerlager in Sicht kam, hielt die kleine Truppe an. Der Hauptmann erteilte seine Befehle.
    »Ich brauche zwei Männer da hinten, hinter dem Wäldchen, falls sie auf die Idee kommen, über das freie Feld zu flüchten. Du, Mädchen, bleibst hier.«
     
    Instinktiv wie Tiere, die es gewöhnt sind, bei Nacht Witterung aufzunehmen, sahen die Zigeuner zur Straße hin und schlossen sich zusammen.
    Der Hauptmann und die Büttel rückten vor, während die beiden anderen Männer wie befohlen einen Bogen schlugen.
     
    Angélique hielt sich im Schatten und hörte zu, wie der Hauptmann der Wache dem Anführer des Stammes unter lautem Fluchen befahl, alle seine Leute – Männer, Frauen und Kinder – vortreten zu lassen. Er müsse sie abzählen. Dies sei nur eine Formalität, die wegen der gestrigen Ereignisse auf dem Jahrmarkt von Saint-Germain notwendig sei. Danach würde man sie in Ruhe lassen.
    Beruhigt kamen die Fahrensleute dem Befehl nach. Sie waren mit den Polizeischikanen der ganzen Welt vertraut.
    »Komm her, Mädchen«, brüllte der Hauptmann.
     
    Angélique lief herbei.
    »Das Kind dieser Frau befindet sich bei euch«, fuhr der Offizier fort. »Gebt es heraus, oder wir spießen euch alle auf.«

    In diesem Moment entdeckte Angélique Cantor, der an der braunen Brust einer Zigeunerin schlummerte. Sie fauchte wie eine Tigerin, stürzte auf die Frau zu und entriss ihr das Kind, das zu weinen begann. Die Zigeunerin stieß einen Schrei aus, doch der Stammesführer gebot ihr mit rauer Stimme, sie solle still sein. Der Anblick der berittenen Büttel, deren auf sie gerichtete Hellebardenspitzen im Feuerschein schimmerten, machte ihm klar, dass jeder Widerstand sinnlos war.
    Dennoch legte er große Arroganz an den Tag und wies darauf hin, sie hätten dreißig Sous für das Kind bezahlt. Angélique warf ihm das Geld zu.
    Leidenschaftlich schlossen sich ihre Arme um den kleinen, glatten, wohlgenährten Körper. Cantor gefiel diese etwas stürmische Inbesitznahme gar nicht. Seit seiner Geburt hatte er bewiesen, dass er sich an alle Umstände anpassen konnte, und er hatte sich offensichtlich auf dem Schoß der Zigeunerin wohlgefühlt.
    Der gleichförmige Schritt des Pferdes, auf dem Angélique hinter einem der Büttel saß, beruhigte ihn, und der Kleine schlief, den Daumen im Mund, wieder ein. Kalt schien ihm nicht zu sein, obwohl er splitternackt war, denn so hielten es die Zigeuner mit ihren Kindern.
    Sie drückte ihn unter ihrem geöffneten Mieder an die Brust und hielt ihn mit einem Arm fest, während sie sich mit dem anderen am Waffengurt des Büttels festklammerte.
     
    In Paris war es immer noch rabenschwarze Nacht. Langsam aber unaufhaltsam rannen die Stunden auf die Zeit der tiefsten Dunkelheit zu, um dann erneut ans Tagslicht zu treten wie ein Wasserlauf, der aus einer grasbewachsenen Ebene oder einem unsichtbaren, unterirdischen Bett wieder auftaucht. Die ehrlichen Leute begannen ihre Fenster zu
schließen und die Kerzen auszublasen. Edelleute und Bürger gingen in die Taverne oder ins Theater. Auf ein intimes Abendessen folgten vielleicht einige Gläser Rosenlikör und ein paar galante Küsse.
    Vom Uhrturm des Châtelet schlug es zehn.
     
    Angélique sprang zu Boden und lief zu dem Hauptmann.
    »Lasst mir Zeit, mein Kind an einem sicheren Ort unterzubringen«, bat sie. »Ich schwöre Euch, dass ich morgen Abend wiederkomme.«
    Er setzte eine Furcht einflößende Miene auf.
    »Versuch nicht, mich hinters Licht zu führen. Das würdest du bereuen.«
    »Ich schwöre Euch, dass ich zurückkomme!«
    Da sie nicht wusste, wie sie ihn von ihrer Aufrichtigkeit überzeugen konnte, verkreuzte sie zwei Finger und spuckte auf die Erde; ein Eid nach Gaunerart.
    »Nun gut«, meinte der Hauptmann. »Ich habe noch nicht oft erlebt, dass ein solcher Schwur gebrochen wird. Ich warte also auf dich … aber lass mich nicht allzu lange ausharren. Wie wäre es unterdessen mit einem Küsschen als Anzahlung?«
    Doch sie fuhr zurück und rannte davon.
    Wie konnte er es wagen, sie anzurühren, während sie noch ihr kostbares kleines Kind im Arm hielt! Egal wo, ob auf der Straße oder am

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