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ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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aufschrecken. Die anderen Arbeiter lachten. Er sah auf und lächelte den großen, mit einer Schaufel bewaffneten Rotschopf an, der gesprochen hatte.
    »Ich wollte Sie nicht bei Ihrer Arbeit stören.«
    »Ach, Sie stören uns nicht. Helfen tun Sie aber auch nicht.«
    Ev war sich nicht sicher, ob da ein Hauch Feindseligkeit in der Stimme lag oder ob der Mann sich nur einen Scherz erlaubte.
    »Ich war nur neugierig, wie tief in den Boden Sie die Rohre legen.«
    »Verflixt! Ich weiß ja nich’, was Sie so machen, aber ich verlege mein Rohr sicher nich’ in die Erde. Nie und nimmer!«
    Bei dem erneuten Gelächter sah Lisls Arbeiter mit seinen klaren blauen Augen zu Ev hoch. Er war auf den Knien und passte gerade einen Anschluss an.
    »Sind Sie nicht Professor Sanders?«
    Ev war ein wenig verdutzt, dass er erkannt wurde.
    »Äh … ja.«
    »Dachte ich es mir doch. Nun, Professor, hier unten im Süden müssen wir die Schläuche nicht tief eingraben. Üblicherweise reichen ein paar Zentimeter. Aber weiter im Norden, wo es harten Frost gibt, muss man die Schläuche entweder unter der Frostlinie verlegen oder das ganze System jeden Herbst komplett entleeren.«
    Ev konnte an dem Anflug von Nordstaatenakzent in der Stimme des Mannes erkennen, dass er sich mit kalten Wintern auskannte. Er studierte das Gesicht auf der Suche nach den letzten zehn Prozent Gewissheit, fand die aber nicht. Und so aus der Nähe passte die Nase auch nicht.
    Der Mann warf dem Rotschopf einen kurzen Blick zu.
    »Ich bin überrascht, Clancy«, sagte er. »Wie konntest du diese Bemerkung über einfrierende Schläuche einfach so unkommentiert lassen?«
    Clancy lächelte: »Ich glaub’, ich war zu schockiert von der Vorstellung, bis zum Herbst zu warten, bis das System entleert wird.«
    In diesem Moment, als Lisls Arbeiter zusammen mit den anderen lachte, fand Ev, wonach er gesucht hatte. Es lag in den Augen. Wenn er lächelte, dann kräuselten sich die Augen, die Lider und die Augenbrauen wie auf dem Foto.
    »Vielen Dank«, sagte Ev und verbarg seine Befriedigung.
    »Und jetzt ist Ihnen alles klar?«, fragte Clancy.
    »Ja. Ich habe genau das herausgefunden, was ich wissen wollte.«
    Er eilte in sein Büro zurück und wollte augenblicklich die Staatspolizei anrufen, aber als er seinen Schreibtisch erreichte, kamen ihm Zweifel. Jeder hatte seine Geheimnisse – er sollte das am besten wissen, er hatte selbst genug. Hatte er ein Recht, der Staatspolizei die Arbeit abzunehmen und diesen Mann zu denunzieren?
    Die Frage nagte den Rest des Nachmittags an ihm. Er hatte schon fast den Entschluss gefasst, den Zettel mit der Telefonnummer des Polizisten zu zerreißen, als er Lisl im Flur sah. Sie sah zu ihm hin, winkte kurz, dann wandte sie sich wieder ab. Sie benahm sich schon seit fast einer Woche so. Fast, als würde sie ihm aus dem Weg gehen.
    Hatte er etwas getan, womit er sie beleidigt hatte? Ihm fiel nichts Derartiges ein. Aber ihr Anblick erinnerte ihn daran, wie pervers dieser Arbeiter sein musste. Ihm fiel wieder ein, wie verstört Lisl nach dem Anruf während ihrer Weihnachtsfeier gewesen war. Die Erinnerung an ihren Kummer in der folgenden Woche machte ihn wütend.
    Vielleicht würde es ihre Meinung über Ev ändern, wenn er diesen Mann als ihren Peiniger entlarvte. Er wusste, sie hielt ihn für einen sehr steifen und furchtbar langweiligen Menschen. Was, wie Ev unumwunden zugeben würde, er auch war. Er war keine Stimmungskanone. Aber vielleicht würde Lisl etwas positiver von ihm denken, wenn er das für sie tat. Er wollte nicht viel. Vielleicht ein Lächeln, dann und wann eine leichte Berührung am Arm. Er brauchte etwas Wärme in seinem Leben. Er hatte zu lange ohne auskommen müssen.
    Ein bisschen Wärme. Das war nicht zu viel verlangt.
    Ev ging zurück in sein Büro und rief die Nummer an, die der Detective ihm gegeben hatte. Er erreichte die Vermittlung des Motels – die des Red Roof am Stadtrand. Die Telefonistin ließ es in seinem Zimmer ein halbes Dutzend Mal klingeln, dann sagte sie, dass Mr. Augustino nicht auf seinem Zimmer sei. Sie erbot sich, eine Nachricht weiterzuleiten. Ev sagte ihr, er würde später noch mal anrufen. Er wollte sicher sein, dass der Detective die Information aus erster Hand bekam.
    Er schloss sein Büro ab und steckte den Zettel mit der Nummer ein. Er würde später von zu Hause aus noch einmal anrufen.
    2.
    Lisl spukt mir heute wirklich im Kopf herum.
    Ev stand vor seinem Wohnzimmerfenster und blickte auf die

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