ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)
nicht sicher, wie er diese Sache handhaben sollte. Er lief seit acht Uhr morgens auf dem Universitätsgelände herum und hielt Ausschau nach jemandem, der aussah wie der Priester, aber niemand, den er gesehen hatte, hatte auch nur eine entfernte Ähnlichkeit. Und er konnte ja schlecht zu einem der Kerle hingehen und fragen, oder?
Dann war ihm der Gedanke gekommen, dass die ganze Verhaftung gefährdet war, wenn Ryan ihn erkennen sollte.
Also stand Renny jetzt vor dem Schalter im Personalbüro der Universität und hoffte, er käme mit einem Bluff durch.
»Sie wünschen?«, fragte die kecke junge Blondine mit der roten Brille. »Kann ich Ihnen weiterhelfen?«
Renny machte seine Sache mit der Marke.
»Sergeant Augustino, Staatspolizei. Wir haben Grund zu der Annahme, dass einer Ihrer Arbeiter ein gesuchter Verbrecher ist. Ich brauche Einsicht in Ihre Personalakten.«
»Ein Verbrecher? Tatsächlich?«
Renny sah, wie sie auf ihrer Unterlippe kaute und sich im Büro umsah. Wenn sie auf Hilfe hoffte, hoffte sie vergeblich. Es war kein Zufall, dass Renny gerade zur Frühstückszeit in die Personabteilung gekommen war.
»Worauf warten Sie?«, fragte er.
»Na ja, ich weiß nicht. Ich meine, brauchen Sie nicht einen Durchsuchungsbeschluss oder so was?«
»Ich habe einen Haftbefehl. Reicht das?«
»Oh Gott.« Sie sah sich wieder um, aber das Büro war genauso leer wie zuvor. »Wie ist der Name?«
Renny sah sie müde an.
»Er wird wohl nicht seinen richtigen Namen benutzen, oder? Kommen Sie, wir verschwenden unsere Zeit.« Er beugte sich vor und blickte sie scharf an. »Sie versuchen doch nicht, jemanden zu decken, oder?«
Sie wurde rot. »Nein. Natürlich nicht. Es ist nur …« Sie ließ die Schultern resignierend sinken. »Na gut. Was für Unterlagen wollen Sie?«
»Die Personalakten aller Arbeiter, die in den letzten fünf Jahren eingestellt worden sind.«
Renny stand da und trommelte mit den Fingern auf den Tresen. Er versuchte ruhig und geduldig zu erscheinen, aber innerlich brüllte er sie an, ihren Arsch zu bewegen, bevor eine ihrer Vorgesetzten zurückkam. Sie ging an einen Tisch, dann an einen anderen, dann an einen Computer, dann verschwand sie in einem hinteren Raum. Schließlich kam sie mit einem kleinen Stapel ockerfarbener Aktendeckel zurück.
»Ich habe alles mitgebracht, was ich finden konnte. Einige der Leute arbeiten hier nicht mehr, die sind aber trotzdem dabei.«
Renny griff sich den Stapel und öffnete die oberste Akte. Er unterdrückte einen Fluch.
»Keine Fotos.«
Sie zuckte die Achseln. »Bei einigen sind welche dabei, bei anderen nicht.«
Er blätterte die Ordner hastig durch, las die Namen und suchte nach Passbildern: Gilbert Olin, Stanley Malinowski, Peter Turner, Will Ryerson, Mark DeSantis, Louis –
Wow!
Er blätterte zurück zu Will Ryerson. Passendes Alter, passende Größe und Gewicht, angestellt seit knapp drei Jahren. Will Ryerson … William Ryan. Rennys Puls tanzte Tango.
Hab dich!
Er merkte sich die Adresse, dann tat er so, als würde er sich auch den Rest der Akten ansehen. Schließlich schob er der Frau den Stapel wieder zurück.
»Nein. Sieht nicht so aus, als wäre er dabei. Wieder eine falsche Spur. Danke für Ihre Hilfe. Einen schönen Tag noch.«
Und raus aus dem Büro. Er hastete den Gang entlang und überlegte, wo er auf die Schnelle eine Straßenkarte herbekam, um den Weg zur Postal Road zu erfahren.
Hab dich, du Scheißkerl. Jetzt bist du dran!
3.
Lisl begann damit, an Evs Tür zu klopfen, endete aber damit, dass sie mit der Faust dagegen hämmerte. Als sie keine Antwort bekam, fischte sie seinen Schlüssel aus ihrer Tasche und schloss die Tür auf.
»Ev?«, sagte sie und schloss die Tür hinter sich. »Ev, bist du da?«
Alles war ruhig. Sie sah sich in der Wohnung um. Ev war nirgendwo zu sehen. Die Wohnung wirkte leer, aber das musste noch nichts heißen. Ihr Herz pochte wie wild, als sie auf das Schlafzimmer zusteuerte.
Gott, was, wenn er tot ist? Was soll ich dann machen?
Sie zögerte auf der Schwelle zum Schlafzimmer, dann zwang sie sich dazu, einen Blick hineinzuwerfen.
Leer. Das Bett war gemacht, die Bettdecke festgezurrt und unberührt.
Unsicher, ob sie jetzt erleichtert oder noch besorgter sein sollte, als sie es bereits war, stieß sie den Atem aus, den sie angehalten hatte. Wo konnte er sein? Alles in der Wohnung war absolut ordentlich, genau wie sie und Rafe sie Mittwochabend vorgefunden hatten …
Bis auf die Küche. Der Tetrapak mit
Weitere Kostenlose Bücher