ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)
ewig dauern, diese Berechnungen wiederherzustellen.
Er hatte keinen Rückfall gehabt und eine Nacht verloren – er hatte ein ganzes Jahr verloren!
Fassungslos schnappte er sich seinen Mantel und ging zur Tür. Er musste raus hier, einen Spaziergang machen, weg von dem nutzlosen, leeren Rechner.
Vielleicht würde er zu Rafterys gehen.
5.
Bill spülte sich die restliche Erde von den Händen und griff nach einem Papierhandtuch. Ein guter Tag. Obwohl Clancy die ganze Zeit nur mit seiner sexuellen Ausdauer geprotzt hatte, war es ihnen gelungen, die letzten der fehlerhaften Anschlüsse in der Sprinkleranlage des Nordrasens auszutauschen. Die Anlage war für den Beginn der Grünphase gerüstet.
Er hatte sich gerade die Hände abgetrocknet, als Joe Bob in den Waschraum kam.
»Hey Willy! Da draußen ist eine Lady, die will zu dir.«
»Wer kann das schon sein?«, rief Clancy von der anderen Seite des Raumes herüber. »Seine Mami?«
Durch das Gelächter sagte Joe Bob: »Sicher nicht. Diese blonde Schnecke könnte seine Tochter sein. Und sie hat ein Fahrgestell wie eine Achterbahn.«
Die Beschreibung traf nur auf eine Person zu, die Bill kannte: Lisl. Er überlegte, was sie wohl wollte.
Das Gelächter wurde zu Gegröhle und anzüglichen Bemerkungen, als Bill zur Tür ging. Er schüttelte den Kopf und lächelte über ihre gut gemeinte Taktlosigkeit. Sie waren alle mehr oder weniger davon überzeugt, dass er ein bisschen merkwürdig war, weil er sich nie auf diese ›Kannst du das überbieten‹-Wettstreits über ihre sexuellen Eskapaden einließ. Sie schienen sich tatsächlich für ihn zu freuen, und, er konnte nicht anders, das rührte ihn an, auch wenn sie dabei falsch lagen.
»Habe ich es euch nicht gesagt, Jungs«, meinte Joe Bob, als er Bill durch die Schwingtür stieß, »das sind immer die Stillen, die die besten Pussys abgreifen.«
Er traf sie bei den Garagentoren. Als er ihr bleiches, angespanntes Gesicht sah, wusste er, dass etwas sehr im Argen lag.
»Lisl! Geht es dir gut?«
In ihren Augen sammelten sich die Tränen und um ihre Lippen zuckte es, als sie nickte. »Ach Will, ich … ich habe etwas Furchtbares getan!«
Bill sah sich um. Das hier war kein Ort, an dem sie ihm von etwas Furchtbarem erzählen sollte.
Er nahm ihren Ellbogen und geleitete sie zum Parkplatz.
»Wir unterhalten uns in meinem Wagen.«
Er half ihr in den Beifahrersitz. Als er auf der anderen Seite hinters Lenkrad rutschte, war sie bereits tränenüberströmt. Er ließ den Wagen nicht an.
»Was ist los, Lisl?«
»Oh Gott, Will, ich will es dir gar nicht sagen. Ich schäme mich so sehr. Aber ich brauche Hilfe und du bist der Einzige, an den ich mich wenden kann.«
Worte aus der Vergangenheit spulten sich in seinem Verstand ab.
Vergib mir, Vater, denn ich habe gesündigt …
»Es hat mit Rafe zu tun, nicht wahr?«, sagte er in der Hoffnung, sie zum Reden zu animieren.
Ihr Kopf fuhr hoch. Sie starrte ihn an.
»Woher weißt du das?«
»Nur geraten.« Er wollte ihr nicht sagen, dass ihm klar gewesen war, die verquere Philosophie, die Rafe ihr eingetrichtert hatte, würde sie in Schwierigkeiten bringen. »Fang schon an, Lisl. Lass es raus. Ich werde zu dir halten, was es auch ist.«
Er sah Dankbarkeit in ihren Augen, aber das minderte den Schmerz nicht, der dort steckte.
»Ich hoffe, du denkst noch genauso, wenn ich fertig bin.«
Bill lauschte mit wachsendem Entsetzen ihrer Erzählung von den Geschehnissen der letzten zehn Tage. Er stöhnte beinahe laut auf, als Lisl ihm erzählte, wie Rafe ihr das Reagenzglas mit dem Äthanol hingehalten hatte. Der Rest der Ereignisse stand ihm nur zu deutlich vor Augen, aber er musste Lisl ausreden lassen.
»Und jetzt weiß ich nicht, wo er ist«, sagte sie, nachdem sie ihm von ihrer Suche in den Kneipen und in Evs Wohnung erzählt hatte. Tränen rannen ihr die Wangen hinunter. »Er könnte überall sein. Vielleicht ist er schon tot!«
Bill saß hinter dem Lenkrad und blickte starr geradeaus, während er versuchte, mit seinem Entsetzen und seinem Abscheu fertig zu werden. Er musste etwas sagen – aber was? Was konnte er tun, um ihre Qual zu lindern? Sollte er das überhaupt versuchen? Was sie getan hatte, war – ungeheuerlich.
»Warum nur, Lise? Was hat dich geritten, so etwas zu tun?«
»Ich wollte ihn nicht verletzen! Ich würde nie etwas tun, was Ev schadet!«
»Wie kannst du so etwas sagen, nachdem du ihm Alkohol in den O-Saft geschüttet hast?«
Ihre Lippe zuckte. »Ich war
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