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ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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sie immer erschöpft und schämte sich dafür, dass sie auf ihn eingeschlagen hatte. Aber er ermutigte sie zu den gewalttätigen Ausbrüchen, schien sie zu wollen, und sie musste zugeben, dass sie sich danach immer irgendwie gereinigt fühlte.
    Es war eine seltsame Beziehung, aber eine, die sie auf keinen Fall missen wollte. Rafe sagte, dass er sie liebte und Lisl glaubte ihm. Trotz ihrer quälenden Unsicherheit, trotz der kleinen hartnäckigen Stimme, die ihr immer wieder zuflüsterte: Nimm dich in Acht, er wird dir wehtun, spürte sie, wie stark sein Interesse an ihr war. Sie brauchte das. Langsam aber stetig füllte Rafe eine Leere in ihr, ein Vakuum, das sie als solches vorher kaum wahrgenommen hatte. Sein Verstand forderte sie, sein Herz wärmte sie, und sein Körper befriedigte sie. Und jetzt, wo sie allmählich begann, sich als ganze Person zu betrachten, ertrug sie den Gedanken, sich dieser Leere erneut stellen zu müssen, nicht mehr.
    2.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Lisl, als sie in den Beifahrersitz von Rafes Maserati rutschte.
    »In die Stadt.« Er beugte sich zu ihr hinüber und küsste sie auf die Lippen. Er trug eine graue Baumwollhose und ein hellblaues Hemd unter einem preiselbeerroten Kaschmirpullover. Dünne schwarze Lederhandschuhe, die wie angegossen saßen, vervollständigten das Bild. »Ich dachte, wir gehen ins neue Nordstroms .«
    »Klingt gut.«
    Die Innenstadt war über und über mit Weihnachtsdekorationen geschmückt – bewegliche Nikolauspuppen in den Schaufenstern, riesige Zuckerstangen aus Plastik standen an den Straßenecken, Lichterketten, die zwischen den Geschäften über die Straßen gespannt waren – und all das bei strahlendem Sonnenwetter um die 15 Grad Celsius.
    »Ganz schön kitschig«, meinte Rafe.
    »Und von Jahr zu Jahr wird es kitschiger. Aber daran sind die ganzen Geschäftsleute schuld. Das ist nicht das, was Weihnachten ausmacht.«
    »Ach? Und was genau macht Weihnachten aus?«
    Lisl lachte. »Ich kann ja noch akzeptieren, dass Thanksgiving in deiner Familie nicht gefeiert wird, aber Weihnachten?«
    »Natürlich haben wir Weihnachten gefeiert. Aber ich will wissen, was du meinst, worum es dabei geht.«
    »Es geht um all die guten Dinge im Leben – Geben, Nehmen, Teilen, Freunde, die sich treffen, Gutherzigkeit, Brüderlichkeit …«
    »Friede auf Erden den Menschen, die guten willens sind ... Und so weiter und so fort.«
    Etwas in seiner Stimme ließ Lisl innehalten. »Du bist nicht so eine Art Weihnachtshasser, oder?«
    Als sie vor einer Ampel an der Conway Street halten mussten, drehte sich Rafe zu ihr um.
    »Du glaubst doch nicht diesen ganzen Quatsch von wegen, alle Menschen sind Brüder, oder?«
    »Natürlich tue ich das. Wir sind alle zusammen hier auf diesem Planeten. Wir können nur vernünftig zusammenleben, wenn wir auch alle zusammenhalten.«
    Rafe schüttelte den Kopf und starrte geradeaus.
    »Mannomann! Dir haben sie aber so richtig den Kopf verdreht.«
    »Wovon redest du eigentlich?«
    »Brüderlichkeit. Das ist ein Märchen. Eine Lüge. ›Niemand ist eine Insel‹ – das ist die große Lüge.«
    Für Lisl brach eine Welt zusammen.
    »Das meinst du doch nicht wirklich«, sagte sie, wusste aber tief im Innern, dass er genau das tat.
    »Sieh dich um, Lisl. Siehst du da irgendwo ein wirkliches Zusammengehörigkeitsgefühl? Ich sehe nur Inseln.«
    Der Maserati war wieder in Bewegung. Lisl beobachtete die Menschen auf den überfüllten Gehwegen, an denen sie vorbeifuhren. Ihr gefiel, was sie sah.
    »Ich sehe Menschen, die miteinander gehen und reden, die lachen und lächeln, und die auf der Suche nach Geschenken sind für ihre Freunde und für die, die ihnen am Herzen liegen. Die Weihnachtszeit lässt die Menschen zusammenrücken. Und darum geht es doch.«
    »Was ist mit den Kindern, die im Sudan verhungern?«
    »Ach, komm schon!« Lisl lachte. Für einen Moment erinnerte er sie an Will. »Du willst doch nicht dieses uralte Klischee ausgraben, oder? Das hat einen soooo langen Bart. Meine Mutter kam mir immer damit, wenn ich meinen Rosenkohl nicht essen wollte.«
    Aber Rafe erwiderte ihr Lächeln nicht.
    »Ich bin nicht deine Mutter, Lisl, und ich setze dich nicht unter Druck, damit du genügend Gemüse isst. Ich rede von einem echten Kontinent. Ich rede von wirklichen Menschen, die ganz real sterben.«
    Lisl spürte, wie ihr das Lachen verging. »Komm schon, Rafe …«
    Er fuhr auf einen Parkplatz, gerade als jemand aus einer Parklücke

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