ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)
vergewissert hatte, dass es ihm gut ging. Eingebildete Ängste waren genauso schrecklich wie begründete. Auch wenn er sich sicher war, dass Danny keine Gefahr drohte, so musste er sich doch überzeugen, dass auch Danny das wusste. Nur so konnte er heute Nacht noch zur Ruhe kommen.
Es war eine Fahrt durch eine wunderschöne Nacht – der Schnee fiel sacht und die Schneeflocken blitzten auf, wenn sie durch die Lichtkegel unter den Straßenlaternen rieselten. Die Geräusche der Siedlung, aufgrund des Heiligabends bereits feiertäglich gedämpft, wurden noch weiter abgemildert durch die mehrere Zentimeter dicke weiße Isolationsschicht, die bereits vom Himmel gefallen war. Weiße Weihnachten.
Bill hätte wirklich gern die Szenerie gewürdigt, aber die innere Stimme, die ihn dazu antrieb, sich zu beeilen, überwog alle nächtlichen ästhetischen Betrachtungen.
Er lenkte den alten Lieferwagen die Straße entlang, in der die Loms wohnten, vorbei an weißbemützten Häusern, die mit verschiedenfarbigen Lichterketten geschmückt waren, und fuhr vor der Nummer 735 an den Straßenrand. Das Haus war ein zweistöckiger Bau aus dunklen Backsteinen mit einer großen Veranda an der Vorderseite und einer Garage seitlich daneben. Und es war dunkel. Kein Weihnachtsschmuck, keine erhellten Fenster. Als er den Weg zur Haustür entlanghastete, bemerkte er, wie jungfräulich die Schneeschicht war, ohne jede Fußspur.
Er trat auf die Veranda und drückte auf die Klingel, hörte aber kein Geräusch von drinnen, also benutzte er den Türklopfer aus Messing. Das Geräusch hallte durch die stille Nacht. Er klopfte noch einmal. Und noch einmal.
Keine Antwort.
Er drehte sich um und starrte zurück über den Hof. Ein Satz Fußspuren, keine Reifenspuren, die aus der Garage führten. Sie mussten zu Hause sein.
Er sah eine Frau, die ihren Hund über die leere Straße spazieren führte. Sie blieb stehen und drehte sich zu ihm um. Sowohl sie als auch ihr Hund schienen ihn anzusehen. Ein unheimliches Gefühl, aber nicht so unheimlich wie dieses leere Haus.
Er ging von der Veranda hinunter und sah an der Fassade hoch. Das Haus blieb still und dunkel.
Bill machte sich jetzt wirklich Sorgen. Ernsthafte Sorgen.
Was um Himmels willen war hier los?
Probeweise betätigte er den Knauf an der Haustür und der gab nach. Die Tür öffnete sich nach innen. Er rief ein paarmal, aber niemand antwortete, also trat er ein, rief aber weiter.
Als er in dem dunklen Flur stand, der nur durch die Straßenlaterne draußen beleuchtet wurde, bemerkte Bill plötzlich, dass es im Innern des Hauses genauso kalt war wie draußen. Und das Haus … Es machte einen leeren Eindruck.
Eine schreckliche, nicht zu verdrängende Furcht kroch ihm in die Knochen.
Mein Gott, wo sind die? Was geht hier vor?
Und dann begriff er, dass er nicht allein war. Er schrie beinahe auf, als er rechts die Gestalt bemerkte, die auf einem Stuhl im Wohnzimmer saß und nur vage in Umrissen erkennbar war.
»Hallo?« Er tastete nach dem Lichtschalter. »Herb?«
Er fand den Schalter und betätigte ihn. Ja … Herb. Er saß kerzengerade auf einem Stuhl und starrte in die Luft.
»Herb? Geht es Ihnen gut? Wo ist Danny? Wo ist Sara?«
Bei der Nennung des Namens drehte Herb den Kopf und sah in Bills Richtung, aber seine Augen blickten durch Bill hindurch, starrten weiter ins Leere. Nach ein paar Sekunden wandte er wieder den Kopf und richtete den Blick auf den gleichen Punkt wie zuvor.
Bill trat vorsichtig näher. Etwas tief in ihm wusste, dass hier etwas Furchtbares vorgefallen war – oder vielleicht immer noch geschah – und schrie ihm zu, sich umzudrehen und davonzulaufen. Aber das war unmöglich. Er konnte dieses Haus nicht ohne Danny verlassen. Das würde er niemals tun.
»Herb, sagen Sie mir, wo Danny ist. Sagen Sie es mir, Herb. Und sagen Sie mir, dass Sie ihm nichts getan haben. Reden Sie schon, Herb.«
Aber Herb Lom starrte nur schräg nach oben in eine Ecke der Decke.
Nach oben … Er starrte nach oben. Hatte das etwas zu bedeuten?
Im Laufen machte er überall Licht, betätigte jeden Lichtschalter, an dem er vorbeikam. Schließlich fand er das Treppenhaus und lief die Stufen hinauf. Furcht schnürte ihm die Kehle zu, als er die einzigen Namen rief, die ihm in den Sinn kamen.
»Danny? Sara? Danny? Ist hier jemand?«
Die einzige Antwort war das Knarren der Treppenstufen unter seinen Füßen und das schwache Pfeifen aus dem neben der Gabel liegenden Telefonhörer auf dem Tisch im
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