ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)
Ankunft im Krankenhaus; einer Schwester in der Ambulanz, die in Ohnmacht fiel, als Bill die Decke auseinanderschlug und Dannys verstümmelten Körper bloßlegte; das erbleichende Gesicht des Notarztes, der erklärte, dass sein kleines Krankenhaus diesem Jungen auf keinen Fall die Hilfe geben könne, die er brauchte … die wilde Fahrt im hinteren Teil des Rettungswagens, der mit Blaulicht nach Brooklyn raste und vor dem Downstate Medical Center in die Rettungswageneinfahrt schlidderte, wo die Polizei auf sie wartete … all diese Fragen, die sie ihm mit grimmigen Gesichtern stellten, nachdem Danny in den OP gerollt wurde.
Und dann kam der klapperdürre, kettenrauchende Detective mit den gelben Flecken zwischen dem rechten Zeige- und Mittelfinger, Mitte vierzig, schütteres braunes Haar, ernste blaue Augen, ernster Gesichtsausdruck, ernstes Gebaren – alles an ihm war auf eine bedrohliche Art ernst.
5.
Renny hatte sich den Jungen in der Notaufnahme gut ansehen können.
In den mehr als zwanzig Jahren in seinem Job hatte er nie auch nur annähernd so etwas gesehen, wie das, was diesem Jungen angetan worden war. Es drehte ihm den Magen um.
Und jetzt war sein Chef in der Leitung und sagte ihm, er solle nach Hause gehen und sich nach den Feiertagen damit befassen.
»Ich kümmere mich um die Sache hier, Lieutenant.«
»Hey Renny, es ist Heiligabend«, sagte Lieutenant McCauley. »Mach Feierabend. Goldberg hat die Nachtschicht übernommen und was kümmert es einen Juden, ob Weihnachten ist? Soll er das erledigen.«
Auf keinen Fall.
»Sagen Sie Goldberg, der Rest der Schicht gehört ihm. Dieser Fall gehört mir.«
»Ist da etwas Besonderes an diesem Fall, Renny? Irgendwas, was ich wissen sollte?«
Renny verkrampfte sich innerlich. McCauley durfte nicht merken, dass es hier ein persönliches Motiv gab. Er musste den ungerührten, ruhigen Profi spielen.
»Nein. Nur ein Fall von Kindesmissbrauch. Wirklich heftig. Ich glaube, ich habe alle losen Enden in Reichweite. Ich will alles nur ordentlich verknüpfen, bevor ich nach Hause gehe.«
»Das könnte eine Weile dauern. Was wird Joanne dazu sagen?«
»Sie wird das verstehen.« Joanne verstand es immer.
»Na gut. Wenn du es dir anders überlegst und Schluss machen willst, gib Goldberg Bescheid.«
»Das werde ich tun, Lieutenant. Danke. Und frohe Weihnachten.«
»Dir auch, Renny.«
Detective Sergeant Augustino hängte auf und ging zurück in den Aufenthaltsraum der Ärzte, den er für seine Ermittlungen in Beschlag genommen hatte. Da hielten sie den Kerl fest, der den Jungen hergebracht hatte. Er sagte, sein Name sei Ryan und er behauptete, Priester zu sein, obwohl er sich nicht ausweisen konnte. Der Pullover, den er trug, hatte auch keinen Priesterkragen.
Renny dachte an den Jungen. Es war schwer, an etwas anderes zu denken. Sie wussten nichts über ihn bis auf das, was der vorgebliche Priester ihnen gesagt hatte: Sein Name war Danny Gordon, er war sieben Jahre alt, und bis zu diesem Nachmittag war er Bewohner des St.-Francis-Waisenhauses für Knaben gewesen.
St. Francis … Das hatte Renny gepackt. Der Junge war ein Waisenkind aus St. Francis und jemand hatte ihn übel zugerichtet.
Das war alles, was Renny wissen musste, damit der Fall für ihn verdammt persönlich wurde.
Er hatte einen Streifenpolizisten namens Kolarcik als Wache vor dem Ruheraum aufgestellt. Kolarcik sprach in sein Walkie-Talkie, als Renny den Korridor entlangkam.
»Sie haben einen Kerl in dem Haus aufgegriffen«, sagte Kolarcik und hielt Renny den Apparat hin. »Da ist alles ziemlich genau so, wie Pater Ryan es geschildert hat.«
Wir wissen noch nicht sicher, dass er wirklich Priester ist, wollte Renny sagen, verzichtete dann aber darauf.
»Soll das heißen, der Kerl hat da einfach herumgesessen und gewartet, bis wir ihn einsammeln?«
»Sie sagen, der wirkt, als sei er in einer Trance oder so etwas. Sie bringen ihn zum Revier und …«
»Sie sollen ihn hierher bringen«, sagte Renny. »Sagen Sie den Jungs da, sie sollen ihn hierher bringen, und nur hier hin, sobald sie ihn in Gewahrsam haben. Ich will einen kompletten medizinischen Bericht über den Kerl, solange das noch akut ist … nur um sicherzugehen, dass er nicht irgendwelche Verletzungen hat, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind.«
Kolarcik lächelte. »Sicher.«
Renny war froh zu sehen, dass dieser Streifenpolizist mit ihm auf einer Linie war. Dieser Scheißkerl aus Queens würde nicht mit einem Plädoyer auf
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