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ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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oberen Flur.
    Er blieb stehen und rief erneut, und dieses Mal hörte er eine Antwort – und heiseres Flüstern aus dem Türrahmen hinter dem Treppenabsatz. Unverständlich, aber unverkennbar eine Stimme. Er rannte auf das dunkle Rechteck zu, hechtete hindurch, tastete mit der Hand an der Wand, fand den Lichtschalter …
    … Licht … ein großes Schlafzimmer … das Elternschlafzimmer ... rot … alles rot … der Teppich, die Wände, die Decke, das Bett … das Zimmer war doch vorher nicht so rot … da ist Danny … an der Wand … nackt … der Kopf hängt zur Seite … so weiß, so weiß … an der Wand … Arme ausgebreitet … Nägel … in den Handflächen … in den Füßen … Gesicht so weiß … und die Eingeweide … sie hängen heraus …
    Bill spürte, wie der Raum plötzlich schwankte, als die Beine unter ihm nachgaben. Seine Knie prallten auf den Boden, aber er spürte kaum den Schmerz, als er vorwärts auf die Hände fiel und würgend in den klebrigen roten Teppich griff.
    Nein, das kann nicht sein!
    »Pater Bill?«
    Sein Kopf fuhr hoch. Diese Stimme … beinahe unhörbar …
    Dannys Augen waren offen und starrten ihn an; die Lippen bewegten sich, die Stimme war wie nacktes Fleisch, das durch Glassplitter geschleift wird.
    »Pater, es tut weh!«
    Bill zwang seine Beine dazu, ihn durch den roten Raum zu tragen. So viel Blut. Wie konnte so viel Blut in einem so kleinen Jungen sein? Wie konnte er so viel Blut verloren haben und noch am Leben sein?
    Bill wandte die Augen ab. Was konnte ihn so verstümmelt haben? Wer würde …?
    Herb. Herb musste das getan haben. Jetzt saß er unten in einer Art post-epileptischer Trance, während hier oben … hier oben …
    Und wo war Sara?
    Die Nägel. Er hatte keine Zeit, an Sara zu denken. Er musste die Nägel aus Dannys Händen und Füßen ziehen. Er sah sich nach etwas um, mit dem er sie herausziehen konnte, aber alles, was er sah, war ein blutiger Hammer. Bill konzentrierte seinen Blick auf das blutleere Gesicht des Jungen, seine gequälten, flehenden Augen.
    »Ich mache dich los, Danny. Du wartest jetzt hier …« Oh Gott, was rede ich da nur? »Ich … ich bin sofort wieder da.«
    »Pater, das tut so furchtbar weh!«
    Danny begann zu schreien, heisere, unartikulierte Schmerzensschreie, die hinter Bill her gellten, an den Grundfesten seines Verstandes rüttelten, während er nach unten rannte. Er stürmte in das Wohnzimmer und zerrte Herb von seinem Stuhl. Er wollte ihn in Stücke reißen und er wollte das ganz langsam tun, aber das kostete Zeit und er glaubte nicht, dass Danny noch viel davon übrig hatte.
    »Werkzeug, du Saukerl! Wo ist das Werkzeug?«
    Herbs blicklose Augen starrten über Bills Schultern hinweg. Bill stieß ihn in den Stuhl zurück, der mit Herb darauf hintenüber kippte. Herb landete der Länge nach auf dem Boden und blieb so liegen.
    Bill durchwühlte die Küche, fand die Tür zum Keller und rannte die Treppe hinunter, wobei er die ganze Zeit befürchtete, bei jedem Schritt über Saras Überreste zu stolpern. Er war sich sicher, dass sie tot war. Auf einer staubigen Arbeitsplatte stand ein Werkzeugkasten. Er nahm ihn und rannte wieder in den ersten Stock zurück.
    Danny schrie immer noch. Bill nahm die größte Zange, die er finden konnte, und stürzte sich auf die Nägel. Zuerst entfernte er die durch die Füße, dann machte er sich an die in den Händen. Als der widernatürlich blasse kleine Körper zu Boden rutschte, schlossen sich Dannys Augen und seine heiseren, röchelnden, kaum hörbaren Schreie verstummten. Bill dachte, er sei tot, aber er konnte jetzt nicht innehalten. Er zog den Überwurf von dem Doppelbett und wickelte den Jungen hinein. Dann lief er zur Straße, mit Danny in den Händen, und durchforschte seinen Verstand, wo von hier aus das nächste Krankenhaus war.
    Auf halbem Weg zum Auto öffnete Danny die Augen, sah ihn an und stellte ihm eine Frage, die Bill das Herz zerriss.
    »Warum bist Du nicht gekommen, Pater?«, flüsterte er mit einer Stimme, die kaum vernehmbar war. »Du hast gesagt, du würdest kommen, wenn ich dich anrufe. Warum bist du nicht gekommen?«
    4.
    Die nächsten paar Stunden waren wie ein Nebel, eine Collage aus weißen Straßen, gesehen durch eine beschlagene Windschutzscheibe; dem Kampf gegen rutschende Reifen und nicht reagierende Lenkbewegungen; unsanfte Kollisionen mit Bordsteinen und Beinaheunfällen mit anderen Autos; alles zur Begleitmusik von Dannys fortwährenden Schmerzensschreien … der

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