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Angst in deinen Augen

Angst in deinen Augen

Titel: Angst in deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Verantwortung sah.
    Plötzlich erhaschte sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung am Fenster. Ihr Herz begann zu hämmern. Sie starrte auf die vorhanglosen Rechtecke, durch die das Mondlicht fiel, und wartete darauf, dass sich die Bewegung wiederholte.
    Da. Da war es. Ein vorbeiflitzender Schatten.
    Im nächsten Moment schon war sie von der Couch aufgesprungen und rannte über den Flur zu Sams Zimmer. Sie blieb nicht davor stehen, um anzuklopfen, sondern ging direkt hinein.
    „Sam?“, flüsterte sie. Er antwortete nicht. Verzweifelt rüttelte sie ihn an der Schulter, und ihre Finger trafen auf warmes, nacktes Fleisch. „Sam?“
    Er schrak so abrupt hoch, dass sie zurücksprang. „Was?“, sagte er. „Was ist los?“
    „Ich glaube, draußen ist jemand. Ich habe jedenfalls etwas am Fenster gesehen.“
    Sofort war er hellwach. Er rollte sich aus dem Bett und schnappte sich seine Hose vom Stuhl. „Bleiben Sie hier“, flüsterte er. „Verlassen Sie das Zimmer nicht.“
    „Was haben Sie vor?“
    Ihre Frage wurde von einem metallischen Klicken beantwortet. Eine Pistole. Natürlich hatte er eine Pistole. Er war Polizist.
    „Bleiben Sie einfach hier“, befahl er und schlüpfte aus dem Zimmer.
    Sie lauschte einen Moment mit angehaltenem Atem. Er hatte doch nicht etwa das Haus verlassen? Er würde doch nicht nach draußen gehen, oder?
    Als Dielenbretter knarrten, rannte sie um das Bett herum und versteckte sich. Bei dem ersten Blick auf die schwarze Gestalt, die das Zimmer betrat, duckte sie sich noch tiefer. Erst als sie Sam ihren Namen sagen hörte, wagte sie es, den Kopf zu heben.
    „Hier“, flüsterte sie und kam sich plötzlich lächerlich vor, während sie aus ihrem Versteck hervorkam.
    „Draußen ist niemand.“
    „Aber ich habe einen Schatten gesehen.“
    „Es kann ein Hirsch gewesen sein. Oder eine vorbeifliegende Eule.“ Er legte seine Pistole auf den Nachttisch. Das dumpfe Geräusch ließ sie zusammenzucken. Sie hasste Schusswaffen. Sie war sich nicht sicher, ob sie in der Nähe eines Mannes sein wollte, der eine besaß. Doch heute Nacht hatte sie keine Wahl.
    „Nina, ich weiß, dass Sie Angst haben. Und es ist Ihr gutes Recht, Angst zu haben. Aber ich habe nachgeschaut, und da draußen ist niemand.“ Er streckte die Hand nach ihr aus. Als er ihren Arm berührte, murmelte er beunruhigt: „Sie sind ja ganz kalt.“
    „Ich habe Angst. Oh Gott, Sam, ich habe so Angst.“
    Er ergriff sie bei den Schultern. Inzwischen zitterte sie so, dass sie kaum sprechen konnte. Verlegen zog er sie an sich, und sie schmiegte sich, immer noch zitternd, an seine Brust. Wenn er sie nur halten würde. Wenn er nur seine Arme fest um sie legen würde. Als er es endlich tat, war es wie nach Hause zu kommen. An einen sicheren, warmen Ort. Das war nicht der Mann, von dem sie geträumt hatte, nicht der kalte, versteinert dreinschauende Cop. Dies war ein Mann, der sie festhielt und beruhigende Worte murmelte. Ein Mann, der für einen Moment sein Gesicht in ihr Haar presste und dessen Lippen nur wenig später auf ihre zukamen.
    Der Kuss war sanft. Süß. Ein Kuss, den sie Sam Navarro nie zugetraut hätte. Und ganz bestimmt wäre sie nie auf die Idee gekommen, dass er sie umarmen, dass er sie trösten könnte. Und doch lag sie jetzt in seinen Armen, und sie hatte sich noch nie so beschützt gefühlt.
    Da sie immer noch fror, zog er sie aufs Bett und breitete die Decke über sie beide. Wieder küsste er sie. Wieder war der Kuss sanft. Die Hitze des Bettes, ihrer beider Körper, machte, dass ihr warm wurde. Und plötzlich bemerkte sie so viele andere Dinge; den Duft seiner Haut, seine behaarte Brust. Und mehr noch als alles andere die Berührung seiner Lippen, die immer noch auf ihren lagen.
    Jetzt hielten sie sich eng umschlungen. Der Kuss war nicht mehr süß und tröstlich, sondern lustvoll, ja, es war schlicht und ergreifend Lust, und sie erwiderte ihn mit einer Begierde, die sie erstaunte. Ihre Lippen öffneten sich seiner eindringenden Zunge. Trotz des Lakengewirrs zwischen ihnen und der Barriere ihrer Kleider spürte sie den Beweis seiner Begierde, der sich an sie drückte.
    Sie hatte nicht gewollt, dass das passierte, hatte es nicht erwartet. Aber als sich ihr Kuss vertiefte, als seine Hand über ihre Taille, die Rundung ihrer Hüften glitt, wusste sie, dass es unausweichlich gewesen war. Trotz seiner kühlen, unnahbaren Ausstrahlung war Sam Navarro leidenschaftlicher als irgendein Mann, den sie je gekannt hatte.
    Er

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