Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me
schlug auf die Taste, um den Warnton abzustellen. In der jäh eingetretenen Stille schien der Ton nachzuhallen. Sie spürte, wie ihr ein Stein vom Herzen fiel, als sie in den Monitoren der Kameras einen Streifenwagen sah, der vor dem Haus hielt. Ein Uniformierter schritt auf das Haus zu. Es läutete.
Warum kommen die hierher und rufen nicht einfach an? Von der naheliegenden Antwort wollte Diana nichts wissen. Auf ihrem Weg zur Tür hatte sie das Gefühl, durch Schlamm zu waten.
Wieder läutete es.
Mit zitternden Händen fummelte sie an den Türschlössern herum und klemmte sich den Finger, als sie den Riegel zurückschob. Schließlich gab sie das Passwort ein und zog die Tür auf.
Der Officer füllte den Türrahmen fast vollständig aus. Bevor sie ein Wort herausbrachte, fragte er nach ihrem Namen. »Diana Highsmith?«
Diana erkannte die raue Stimme wieder. »Sie sind der Polizist, mit dem ich am Telefon gesprochen habe?«
Er nickte. »Officer Wayne Gruder. Es sieht so aus, als wäre Ihre Schwester nicht in der Wohnung.«
Sieht so aus ? War das eine gute oder eine schlechte Nachricht?
»Aber der Briefkasten ist geleert worden«, fügte er hinzu.
Nur Ashley hatte den Schlüssel zum Briefkasten. Diana fasste sich an den Hals. »Gott sei Dank, sie ist zurück!«
Er sah sie prüfend an. Sein Blick verriet, dass sie voreilige Schlüsse zog.
»Warum hat sie mich dann nicht zurückgerufen?«, fuhr sie im nächsten Moment fort.
Ein trauriges Lächeln erschien auf dem Gesicht des Polizisten, bevor er wieder ernst wurde. »Das Problem ist, dass sie nicht an die Tür geht. Ich habe geklopft. Habe immer wieder geläutet. Es bestand kein Anlass, die Tür aufzubrechen.«
»Vielleicht ist sie nach Hause gekommen und gleich wieder gegangen?«, schlug Diana vor.
»Das ist möglich«, erwiderte Officer Gruder und sah sie lange an.
Ein Schauder durchfuhr sie. »Sie glauben, dass sie da ist? In der Wohnung? Und nicht öffnen will … oder nicht öffnen kann?«
»Das kann ich nicht beantworten. Aber Sie schienen am Telefon sehr besorgt. Und Sie sagten, dass Sie einen Schlüssel haben.«
»Habe ich. Natürlich habe ich einen. Ist doch sehr vernünftig, dass ich einen habe, oder?« Ihre Stimme klang mechanisch. »Ich fahre hin, gehe selbst hinein und sehe nach, was los ist.«
»Klingt vernünftig.« Seine Geduld schien unendlich. Er redete mit ihr wie mit einem Kind. »Wenn es meine Schwester wäre, würde ich das auf jeden Fall prüfen. Um sicherzugehen. Persönlich. Das ist doch verständlich.«
Er machte einen Schritt zur Seite, als würde er darauf warten, dass sie mitkäme.
Diana trat zurück, obwohl sie wusste, dass sie gehen musste. Ihr blieb gar nichts anderes übrig. Sie sah an ihm vorbei zum Streifenwagen, der am Randstreifen geparkt stand.
»Ma’am? Ist alles in Ordnung?«
Sie musste nichts weiter tun, als von hier nach dort zu gehen. Ihren Elektrozaun passieren, und dann ein paar Schritte weiter, kaum weiter, als sie sich sowieso jeden Tag zwang hinauszugehen. Für diesen Augenblick hatte sie immer trainiert. Aber zuerst musste sie den Schlüssel für Ashleys Wohnung finden.
»Warten Sie einen Augenblick«, sagte sie.
Auf dem Weg ins Schlafzimmer zwang sie sich, ruhig zu bleiben, sich kontrolliert zu bewegen und gleichmäßig zu atmen. Sie fand die Brieftasche in der oberen Schublade des Sekretärs und steckte sie in die Hosentasche. Dann nahm sie den Schlüsselbund aus einer Schale und prüfte, ob der Schlüssel zu Ashleys Wohnung immer noch daran hing.
Bleib ruhig .
Anschließend ging sie in ihr Büro, um alle Türen zu verriegeln und den Code einzugeben, mit dem das Sicherheitssystem für den Innenbereich aktiviert wurde. Dreißig Sekunden. Das war die Zeit, die ihr blieb, um hinauszugehen und die Eingangstür zu verschließen.
»Ziemlich umständlich«, sagte die Stimme hinter ihr.
Von Panik ergriffen, fuhr sie herum. Officer Gruder war ihr ins Büro gefolgt. Diana schlug die Hand vor den Mund und erstickte einen Schrei.
Erschreckt sah Gruder sie an und riss die Hände hoch, wie zur Kapitulation. Er brummte etwas vor sich hin und stolperte fast über seine eigenen Füße, als er den Raum hastig verließ und durch den Flur hinauseilte.
Nach Luft ringend, ließ sich Diana in den Schreibtischsessel fallen.
»Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe«, rief er.
Tut mir leid? Wie konnte er es wagen, in ihre Räumlichkeiten einzudringen? Hatte sie ihm das erlaubt? Seit wann war es üblich, dem
Weitere Kostenlose Bücher