Angst über London
bereits das Leichenhemd. Es reichte ihm bis zu den Knöcheln, schwarze Haare fielen strähnig auf die Schultern. Er schaute sich nicht um, sondern lief quer durch den Raum auf eine Wand zu, wo er hart gegen prallte.
Es hätte mich auch gewundert, in einem Krankenhaus keine Zombies zu finden. Jeden Tag starben Menschen in solch einer großen Klinik, und sie, die Toten, waren durch die magische Glocke wieder zu einem schrecklichen Leben erweckt worden. Mich schauderte.
Zuerst wollte ich den Zombie töten, dann dachte ich an Miriam. Nein, Zeit durfte ich nicht verlieren. Ich wollte sie nicht allein lassen, denn sicherlich befanden sich noch mehr dieser Bestien innerhalb des Krankenhauses.
Lautlos zog ich mich zurück. Wenn Miriam wirklich etwas zu essen gefunden hatte, wollte ich so rasch wie möglich das Krankenhaus wieder verlassen.
Dies war kein guter Platz.
Ich lief rasch die Treppe hinunter.
Und ich wurde erwartet.
Myxin stand auf einmal vor der ersten Stufe. Er lächelte mich an. »Du lebst noch?« fragte er.
»Warum sollte ich tot sein?«
»Du schwebst in Gefahr.«
»Ja, das weiß ich.«
»Anscheinend nicht, denn sonst würdest du nicht so reagieren. Die Schlinge um deinen Hals zieht sich bereits zu. Asmodina reagiert. Und sie ist nicht allein.«
»Ich habe Destero gesehen.«
»Das ist gut, aber sie hat auch Maddox, den unheimlichen Richter, mitgebracht. Anscheinend will sie es wissen. Ich habe beide gesehen.«
»Wo?«
»Sie kamen aus einer nicht zerstörten Bar und gingen in diese Richtung.«
Bei mir im Kopf machte es »klick«.
»Hieß die Bar zufällig Atomic?«
»Ja.«
Ich musste schlucken. »Himmel, da haben wir Glück gehabt. Wir hatten uns dort aufgehalten.«
»Wer ist wir?«
Ich erzählte Myxin von Miriam di Carlo.
»Und du bist sicher, dass sie keine Gegnerin für dich ist?«
»Hundertprozentig. Ich habe nämlich den Test mit dem Kreuz gemacht. Sie hat ihn bestanden.«
»Dann ist es ja gut.«
Ich legte dem kleinen Magier die Hand auf die Schultern.
»Myxin, was weißt du? Raus mit der Sprache. Dir ist doch einiges bekannt, du hältst dich nur zurück.«
»Nein, John, mir ist nichts bekannt. Wenn ich wüsste, was gespielt wird, wäre mir wohler.«
Ich glaubte ihm. Myxin spielte nicht falsch. Er hatte sich auf meine Seite gestellt und dabei in Kauf genommen, dass auch er umgebracht wurde.
»Okay ich verstehe dich. Was hast du jetzt vor?«
»Wie ich schon erwähnte, die Schlinge wird enger. Asmodina holt zum Schlag aus. Ich will versuchen, sie zu beobachten, aber so, dass sie mich nicht sieht, denn gegen sie kann ich nichts ausrichten, John«, seine Stimme wurde sehr ernst, »Viel Glück wünsche ich dir. Hoffentlich schaffst du es. Dieser Alptraum darf nicht länger anhalten. Es müssen wieder normale Zeiten anbrechen.«
Er drehte sich um und ging.
Was hatte er nur mit dem Alptraum gemeint und was mit länger anhalten?
Wieder ein Rätsel, dessen Lösung ich nicht wate, doch ich wollte es herausfinden. Der Kampf ging weiter. Von oben hörte ich ein dumpfes Geräusch. Dann klirrte etwas. Der Zombie hatte bestimmt was umgeworfen. Und das erinnerte mich wieder an die unmittelbare Gefahr, in der Miriam und ich schwebten.
Ich machte mich auf die Suche nach der Frau.
Den Hinweisschildern entnahm ich die Richtung, in die ich mich wenden musste.
Die Küche oder Kantine war gar nicht einfach zu finden. Ich musste durch mehrere Gänge, ging um Ecken, gelangte in Korridore, verlief mich und gelangte schließlich in einen Nebentrakt des Krankenhauses, wo nicht nur die Verwaltungsbüros lagen, sondern auch die Großküche.
Hier waren zwar die Fenster zerstört, ansonsten standen die Gebäude noch.
Ich blieb neben einem Fenster stehen und warf einen Blick in den Hof.
Eine Außentreppe endete in einem Wirrwarr von Trümmern und Balken.
Irgendwo rann Wasser und hatte schon einen kleinen See auf dem Hof gebildet.
Aber Miriam hatte ich noch immer nicht gefunden. Ich wandte mich wieder vom Fenster ab und stieß die schräg gegenüberliegende Doppeltür auf.
Das war die Großküche.
Fliesen an den Wänden. Davor die riesigen Kessel. In der Mitte die eingebauten Öfen. In der Wand sah ich ein Loch. Es gehörte zu einem Schacht, und ich erkannte einen Aufzug, mit dem das Essen in die oberen Etagen transportiert werden konnte. Dann wiederum sah ich die zahlreichen Servierwagen, die überall herumstanden, als hätte eine große Hand sie auseinandergeschoben. Nur von Miriam keine Spur. Ich
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