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Angst vor dem Blutbiss

Angst vor dem Blutbiss

Titel: Angst vor dem Blutbiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Blutjagd zu gehen. Wir haben ihn geschafft. Man kann uns ein Denkmal setzen.«
    Carrigan schwieg. Er schaute zurück. Claudio Melli stand wieder auf den Beinen, eine Hand gegen sein Gesicht gepreßt. In den Räumen zwischen seinen Fingern schimmerte der weiße Stoff eines Taschentuchs, das er auf seine Wunden gedrückt hatte. Schwankend näherte er sich seinen Kameraden und blieb neben ihnen stehen.
    »Er ist weg, nicht?« Seine Stimme klang ebenso so seltsam wie die Worte, denn er hatte Mühe, sie über seine blutigen und aufgerissenen Lippen zu bringen.
    Paul deutete über die Brüstung. »Dort unten.«
    »Kann er wieder hoch?«
    »Das glaube ich nicht. Ich habe ihn zweimal erwischt. Auch wenn er noch leben würde, er wäre trotzdem nicht mehr so wie früher, denn die Felsen zerschmettern auch einen Vampirkörper.«
    »Hoffentlich.« Melli beugte sich über die Mauer und schaute in die dunkle Tiefe, wobei er mit dem Tuch immer wieder gegen seine Nase und gegen die Lippe tupfte. Er sah die silbrige Wand, er sah den Fels, aber er sah auch zuwenig von ihm, denn sehr bald schon bedeckten ihn die tiefen Schatten der Dunkelheit.
    »Mehr konnten wir den Verhältnissen entsprechend nicht tun«, sagte Paul Carrigan. Es war ihm anzusehen, daß auch er sich nicht besonders glücklich fühlte.
    »Wir waren trotzdem gut«, flüsterte Herbert. Auch er hatte einige Schrammen abbekommen, aber nicht so viele wie Melli, dessen Lippen sicherlich genäht werden mußten. Sie schauten sich an.
    Plötzlich spürten sie auch den Nachtwind, der ziemlich kühl war und über ihre erhitzten Gesichter strich. Sie standen sich gegenüber, jeder konnte den anderen sehen. Sie wollten sich etwas sagen, sicherlich hatten sie auch die gleichen Gedanken, aber es war zunächst niemand da, der den Anfang machen wollte.
    Bis Paul Carrigan sagte: »Also eines weiß ich. So etwas schweißt zusammen.«
    »Wieso?«
    »Was wir erlebt haben, Herbert.«
    »Das stimmt.«
    »Es sollte unser Geheimnis bleiben.« Er lachte. »Jetzt rede ich schon wie ein Mädchen.«
    »Mein Wort hast du.«
    Claudio, der nicht sprechen wollte, nickte. Damit gab er sein Einverständnis.
    »Machen wir es wie die Musketiere?« fragte Paul. »Reichen wir uns die Hände?«
    Sie schauten sich an, sie nickten, dann reichten sie sich die Hände, und sie sagten auch den Spruch auf. »Einer für alle, alle für einen.« In dieser Nacht schworen sich die drei jungen Männer, daß sie sich, wenn es nötig war, immer gegenseitig helfen würden, und sie würden auch den Kontakt nicht abbrechen lassen.
    Sie würden ihren Weg machen, davon waren sie überzeugt. In verschiedenen Ländern zwar, aber die Vision eines vereinten Europas zeichnete sich bereits am Himmel ab. Da spielte es dann kaum noch eine Rolle, zu welcher Nationalität der Geschäftspartner gehörte.
    Der Kreis ihrer Hände löste sich auf. Gemeinsam traten sie an die Mauer und schauten in die Tiefe.
    Sie sahen nichts, bis auf das schmale Wasserband. Sie hörten den Wind, der sie umwehte, und sie hatten den Eindruck, durch ihn eine Botschaft zu bekommen.
    »Ist er vernichtet?« fragte Herbert.
    Die anderen beiden hoben die Schultern.
    »Wir werden abwarten.«
    Man war einverstanden.
    Und man ging wieder zurück zum Internat. Auf dem Weg sprachen sie kaum ein Wort miteinander. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, die trotz des Sieges nicht freundlich waren, weil sie ja nur einen halben Sieg errungen hatten.
    Die Unsicherheit blieb bestehen…
    ***
    Er war auf die Mauer geklettert, und er war gefallen. Diese Szene lief selbst im Gedächtnis des Blutsaugers wie ein Film ab, der immer wieder kurz unterbrochen wurde, als sollte sich die Gestalt die einzelnen Bilder genau einprägen.
    Dann hatte ihn die zweite Waffe getroffen. Nicht vernichtend, nicht tödlich, aber sie hatte ihn von der Mauer geschleudert, und der Vampir war in den freien Fall übergegangen.
    Er raste nach unten.
    Dicht an der Felswand vorbei, an diesem Etwas, das aussah wie erstarrte Steinwellen, manchmal mit scharfen Kanten, dann wieder weich und abgerundet.
    Unten lauerte das Wasser – fließendes Wasser.
    Für einen Vampir tödlich!
    Zweien seiner Opfer war es so ergangen. Sie waren in die Schlucht gefallen oder hineingeworfen worden, und nun gab es sie nicht mehr.
    Ihm sollte das gleiche Schicksal nicht widerfahren, und in seiner schlimmen Panik schlug er mit den Händen um sich.
    Da war kein Halt.
    Wohin er auch griff, er faßte ins Leere. Nur hin und wieder

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