Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angsthauch

Angsthauch

Titel: Angsthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
Vom Netzwerk:
großem Ernst den Refrain mit:
    Cool for Cats.
Cool for Cats.
    Gareth stand auf seinen Spaten gestützt und hatte eine respektvoll düstere Miene aufgesetzt wie ein professioneller Totengräber. Sogar die Jungs waren still. Die Sonne stand hoch am Himmel, und wie Polly prophezeit hatte, war es ungewöhnlich heiß für die Jahreszeit. Rose merkte, wie sich in ihrem Kreuz eine kleine Schweißpfütze bildete. Das Wetter spielte wirklich verrückt.
    Gareth wollte nicht zum Fluss mitkommen. Er würde zu Hause bleiben, sagte er, um das Grab zuzuschaufeln und den Grabstein zu bauen. Rose versuchte, ihm zuzureden, aber er ließ sich nicht umstimmen. Ihr kam es vor, als hätte sie ihn seit Jahren nicht zu Gesicht bekommen, jedenfalls nicht richtig. Sie wollte den Nachmittag mit ihm zusammen verbringen, auch wenn Polly dabei war. Aber er teilte dieses Bedürfnis ganz offensichtlich nicht.
    »Können wir den Ausflug nicht auf einen anderen Tag verschieben?«, fragte sie Polly, als sie vom Obstgarten zurück zum Haus gingen.
    »Was, bei dem tollen Wetter?«, erwiderte Polly und hielt ihr Gesicht in die Sonne. Ihre blasse Haut leuchtete förmlich.
    »Also, ich –«
    »Och, Mum!« Anna nahm Roses Hand und sah mit großen Augen zu ihr auf. »Bitte, lass uns fahren!«
    »Kann man dazu nein sagen?«, meinte Polly und warf ihre Haare zurück. »Wir treffen uns in einer halben Stunde. Jungs, macht euch fertig und vergesst nicht, Rose beim Packen zu helfen.« Damit schwang sie sich die Gitarre über die Schulter und ging allein in Richtung Nebengebäude davon.
    Gareth half den Jungs und holte die Schwimmsachen, während Rose versuchte, aus dem, was sie an Lebensmitteln in der Küche finden konnte, ein Picknick zusammenzustellen.
    »Geht’s dir gut, Schatz?«, fragte Gareth, als er die gepackte Schwimmtasche auf den Tisch stellte.
    »Ging mir schon mal besser.«
    »Es ist wirklich ein bisschen trostlos ohne ihn.«
    Rose sah in sämtlichen Keksdosen nach. Abgesehen von ihrer Fahrt zum Wochenmarkt, die, was das Anlegen von Vorräten betraf, nicht von großem Nutzen gewesen war, hatte sie seit Ewigkeiten nicht mehr eingekauft. Überall herrschte gähnende Leere. Sie hatte wirklich nachgelassen.
    »So hat es keinen Sinn«, sagte sie zu Gareth. »Ich muss zum Dorfladen.«
    Mit dem Einkaufskorb unter dem Arm zog sie los. Sie nahm Anna mit, damit die ein paar Süßigkeiten aussuchen konnte. Gareth machte währenddessen Flossie fertig. Auf dem Rückweg trafen sie Polly, die den Kopf zum Fenster rausstreckte.
    »Seid ihr noch nicht umgezogen? Die besten Sommerkleider, Rose! Das gilt für euch beide! Wir machen das mit Stil.«
    Rose sah blinzelnd zu ihr auf. »Ich weiß nicht –«
    »Zehn Minuten Zeit zum Umziehen, ab jetzt!« Polly knallte das Fenster zu und machte jeden Protest unmöglich.
    »Komm schon, Mum, das wird bestimmt lustig.« Anna zog Rose zum Haus. Sie stellten den Einkaufskorb auf dem Küchentisch ab und gingen nach oben.
    Natürlich war es eine vollkommen alberne Idee. Rose saß auf dem Bett und betrachtete sich im Spiegel über der Kommode, während Anna in ihr Zimmer rannte. Nach einer Zeitspanne, die für eine so radikale Verwandlung viel zu kurz schien, tauchte sie in ihrem schönsten – oder besser gesagt: einzigen – Strandkleid wieder auf. Es war weiß und bauschig und mit riesigen Kirschen bedruckt.
    »Jetzt komm schon, Mum, du musst dich ein bisschen bemühen.« Sie begann, den Kleiderschrank zu durchforsten, und zog schließlich Roses altes Sommerkleid hervor. Es war ein Vintage-Modell, das sie vor ein paar Jahren auf einem Flohmarkt erstanden hatte – bevor sie mit Flossie schwanger geworden war. Es hatte ein Muster aus großen Rosenblüten. Rose versuchte, sich daran zu erinnern, wie es war, die Frau zu sein, die ein dermaßen extravagantes Kleidungsstück ausgesucht und dabei gedacht hatte, dass es zu ihr passte.
    »Ich glaube, da komme ich gar nicht mehr rein.«
    »Aber klar doch. Los, probier’s an.«
    Zu Roses Erstaunen saß das Kleid, als wäre es nach mehreren aufwendigen Anproben für sie maßgeschneidert worden. Begleitet von Gareths Applaus, führte Anna sie die Treppe herunter. Flossie, die auf Gareths Arm saß, zeigte keinerlei Reaktion.
    »Ihr seht phantastisch aus«, stellte Gareth fest.
    »Kannst du Flossie schon mal ins Auto setzen?«, bat Rose und begann, die Einkäufe in die Picknicktasche umzupacken.
    »Kommt, Jungs, auf geht’s!«, rief Gareth.
    Mit Picknick- und Schwimmsachen beladen,

Weitere Kostenlose Bücher