Angstschrei: Thriller
Also praktisch wie Mom oder Mommy oder so etwas in der Art?«
Barker blickte Cleary mit zusammengekniffenen Augen an. » Nein, nicht so. Alle haben sie Mimsy genannt.« Er ließ den Blick durch den Raum wandern. Sah überallhin, nur nicht zu Cleary. » Wo ist Margaret? Ich habe gedacht, sie will mit mir reden. Ich kann nicht den ganzen Abend auf sie warten, wissen Sie?« Seine Stimme klang verdrießlich. Maggie war klar, dass es jetzt Zeit für ihren Auftritt war. Wenn sie noch länger wartete, würde Barkers Verärgerung in Wut umschlagen und sie bekam vermutlich gar nichts aus ihm heraus.
» Mr. Barker«, sagte sie beim Betreten des Verhörzimmers. » Es tut mir sehr leid, dass Sie so lange warten mussten.« Und dann an Cleary gewandt: » Brian, ich kann jetzt übernehmen.« Als Cleary sich nicht von der Stelle rührte, fügte sie hinzu: » Wenn es dir nichts ausmacht?«
» Oh, ich bleibe gerne hier, Marg…, äh, Detective Savage«, erwiderte Cleary.
» Nicht nötig«, meinte Maggie. Sie trat hinter Barkers Stuhl und blickte Cleary direkt ins Gesicht. » Ich würde mich gerne unter vier Augen mit Mr. Barker unterhalten.«
Cleary hob beide Hände, die Handflächen nach außen, zum Zeichen der Kapitulation. » Okay, Sie sind der Boss«, sagte er. » Sagen Sie einfach Bescheid, wenn Sie mich brauchen.«
Maggie kam um den Tisch herum und sah gerade noch ein kaum wahrnehmbares Lächeln über Barkers Gesicht huschen, während er zusah, wie Cleary seine Notizen einsammelte und das Zimmer verließ. Das sorgfältig einstudierte Schauspiel war zu Ende.
» Arschloch«, knurrte Barker.
» Ach, kümmern Sie sich nicht um den«, meinte Maggie. » Er macht auch nur seinen Job. So wie wir alle.«
» Sie sind aber anders.«
» Danke, Andy. Das freut mich.« Sie setzte sich auf den Stuhl, den Cleary soeben frei gemacht hatte.
Er blickte sie an.
» Ich möchte Ihnen zunächst einmal ein paar Fragen über Ihr Haus und über Elaine Goff stellen. Und über Ihre anderen Mieter. Sind Sie damit einverstanden?«
» Okay. Ja. Klar. Kein Problem.«
Maggie klappte einen kleinen Notizblock auf und stellte Barker ungefähr zehn Minuten lang alle möglichen allgemeinen Fragen über das Haus und über seine Aufgaben als Vermieter. Danach beschäftigten sie sich etliche Minuten lang mit den Mietern der anderen Wohnungen. Wer sie waren. Wo sie arbeiteten. Wie lange sie schon im Haus wohnten.
Während des Gesprächs bemerkte Maggie, wie Barkers Augen permanent hin und her huschten, von ihrem Gesicht, wenn sie ihn anschaute, zu ihren Brüsten, wenn er dachte, dass sie ihn gerade nicht anschaute. Jedes Mal, wenn sie sich über ihren Block beugte, um etwas aufzuschreiben, zack, wanderten sie nach unten. Es war fast schon lustig. Wahrscheinlich fing der kleine Lustmolch gleich an zu sabbern. Oder zu wichsen. Sie überlegte, ob sie die Jacke zuknöpfen und ihm die Sicht nehmen sollte. Doch stattdessen entschloss sie sich, ihre langen Beine auf den Schreibtisch zu legen und sich zurückzulehnen, sodass die Jacke noch weiter aufklaffte. Mit Barkers lüsternen Blicken wurde sie ohne Weiteres fertig, und je länger er dachte, dass er etwas zu sehen bekam, desto länger würde er bleiben und ihre Fragen beantworten wollen. Und, was vielleicht noch entscheidender war: Je aufgeregter er wurde, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass er irgendetwas ausplauderte, was er eigentlich lieber für sich behalten hätte. Ich wollte das Verbrechen doch gar nicht gestehen, Euer Ehren. Aber die Möpse der Polizeibeamtin haben mich abgelenkt.
» Wie lange hat Elaine Goff in Ihrem Haus gewohnt?«
» Seit etwas über drei Jahren. Im November hat sie einen Anschlussvertrag für ein weiteres Jahr unterschrieben. Sie war eine angenehme Mieterin. Leise. Sauber. Die Wohnung war immer aufgeräumt. Und sie hat immer am Monatsersten die Miete überwiesen.«
Die Wohnung war immer aufgeräumt? Interessant. Woher wusste Barker das? » Hat sie zu anderen Mietern engere Kontakte gehabt?«
» Eigentlich nicht. Zumindest nicht, dass ich wüsste. Gelegentlich habe ich sie mit den Chus sprechen sehen.«
» Den Chus?«
» Nancy und Tom Chu. Sie wohnen im zweiten Stock, nach hinten raus. Mit denen hat sie sich gut verstanden, vor allem mit Nancy.«
» Gemeinsame Interessen?«
» Ich weiß nicht«, erwiderte Barker. Maggie senkte ihren Stift auf den Schreibblock, Barker senkte seinen Blick auf ihre Brüste. » Nancy fotografiert. Darüber haben sie oft
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