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Angstspiel

Titel: Angstspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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einem Kumpel da und das Au-pair von nebenan ist rübergekommen. Wir haben ein bisschen gequatscht und eigentlich nur auf dich gewartet. Wir wollen eine Runde Cranium spielen.«
    Ich bin enttäuscht. Zeige es aber nicht. Ich muss einfach darauf vertrauen, dass Julchen schon das Richtige machen wird.
    Die Jungs und Olga, das Au-pair, haben es sich bei Julchen im Zimmer bequem gemacht. Wir spielen bis spätabends, und ich bin ein bisschen stolz, dass ich jedes Mal zum Gewinnerteam gehöre. Natürlich betone ich das nicht.
    Als ich die Jacke anziehe und Ali mich ein bisschen hoffnungsvoll ansieht, stupst Julchen mich an: »Hast du in den letzten Stunden an diesen beknackten Kaktus gedacht?«
    Ich schüttele den Kopf. Habe ich wirklich nicht.
    »Vielleicht ist das ja die Lösung. Denk einfach nicht mehr an ihn. Amüsier dich. Lenk dich ab. Vergiss ihn einfach.«
    Das ist ja ein ganz toller Vorschlag. Er erinnert mich an
Leute, die an Krebs erkranken und hoffen, dass der einfach wieder verschwindet. Ist ja auch einfach so gekommen. Aus dem Nichts. Dann kann er doch dahin wieder zurückkehren.
    »Ich glaube, ich könnte ihn besser vergessen, wenn er nicht permanent in meinem Leben herumschleichen würde.«
    »Der verpisst sich schon wieder«, verspricht Julchen. »Du darfst einfach keine Angst haben.«
    Einfach.
    Das ist ja so verfickt einfach.
     
    Ich wache am nächsten Morgen viel zu früh auf. Die Gedanken sitzen auf der Bettkante, grinsen mich an. Ich verkrieche mich unter die Bettdecke, versuche noch einen Zipfel Schlaf zu retten. Als mein Handy piept, erstarre ich. Ich bin sicher: Er ist es. Hat vielleicht nur darauf gewartet, dass ich wach werde. Hat es beobachtet. Wahrscheinlich lauert er im Garten. Hätte ich das Handy nur ausgemacht. Obwohl, es ginge mir auch dann nicht besser. Dann würde ich die ganze Zeit denken, dass da eine SMS in der Luft hängt, die nur darauf wartet, dass ich mich einlogge. Ich taste nach dem Telefon, das auf dem Nachttisch liegt, hole es zu mir unter die Decke.
    Guten Morgen, Skihase. Zieh dich warm an, wir holen dich gleich ab. J.
    Ich bin so erleichtert. Habe zumindest etwas Zeit bis zur nächsten kalten Dusche gewonnen. Aber Skihase?
    Hat es bei euch geschneit? Hier nicht, antworte ich.
    Quatsch. Wir fahren in die Skihalle. Philipp, Olga, du, ich. Und vielleicht noch zwei Kumpels von P. Wir holen dich in einer halben Stunde ab.
    Halbe Stunde. Die hat Nerven. Außerdem kann ich gar nicht Skifahren.

    Ich kann nicht Ski fahren. Da breche ich mir beide Beine. Mindestens.
    Wenn man es kann, macht es in der Halle eh keinen Bock. Zick nicht, zieh dich an.
    Ich durchwühle meinen Kleiderschrank nach den Wintersachen, finde einen dicken Fleece-Pulli und einen zwei Meter langen Schal. Mir fällt ein, dass Luise mal einen Ski-Kurs gemacht hat, und stürme in ihr Zimmer. Sie muss eine passende Hose haben.
    Mit verheulten Augen starrt sie mich an. Hatte gar nicht damit gerechnet, dass sie überhaupt schon wach ist. Luise ist eher der Typ Siebenschläfer. Wenn nicht gar ein Achtschläfer.
    »Hast du eine Skihose? Leihst du mir die?«
    Im selben Moment fällt mir ein, dass ich ja erst mal fragen könnte, warum sie so verweint aussieht.
    Sie zeigt auf ihren Kleiderschrank. »Muss unten drin liegen. Ganz hinten.« Ihre Stimme ist total belegt.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, frage ich vorsichtig.
    Sie räuspert sich. »Klar.«
    Ich nicke nur. Die Hose habe ich schnell gefunden.
    »Bis später.«
    Sie hebt nur die Hand.
    Ich fühle mich kacke. Normalerweise hätte ich mich zu ihr gelegt. Wir hätten uns gegenseitig den Rücken gekillert. Uns allen möglichen Quatsch erzählt. Irgendwann hätten wir uns eine große Kanne Tee gekocht, uns damit wieder ins Bett gelegt. Weitergequatscht. Aber dieses »Normalerweise« ist schon ziemlich lange her.
    Vor der Tür hupt es. Ich zerre die Hose hoch, die am Arsch ziemlich kneift, schmiere noch schnell ein paar Sätze für meine Eltern auf einen Zettel, schnappe mir eine Banane als Frühstück und bin raus.
    Philipp sieht original so aus, als ging es direkt in die
Berge. Er hat einen Helm auf, hinten baumelt eine Skibrille dran. Und er trägt einen quietschegelben Overall.
    »Du siehst ein bisschen aus wie ein Postbote«, sage ich lachend, während ich Julchen und Olga auf der Rückbank zuwinke und mich auf den Beifahrersitz fallen lasse.
    »Meinst du, ich habe vielleicht einen geheimen Brief für dich?«
    Er lacht nicht dabei. Guckt mich nur an. Schließlich

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