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Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Titel: Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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»Ja, na und?«
     
    »Dich hat wohl noch keiner so deutlich darauf angesprochen, oder?«
     
    Ich dachte darüber nach. Die eiligen Bemerkungen meiner Stiefmutter vor Fremden, dass ich nicht ihre Tochter bin. Nein, ich war nicht adoptiert, ich war ihre Stieftochter. Ich und Cinderella. Die ganz Ungehobelten fragten: Was für eine Mutter hatte sie? Und Judith antwortete immer rasch: Ihre Mutter war Mexikanerin. Allerdings sagte sie neuerdings »Hispano-Amerikanerin«. Niemand konnte ihr vorwerfen, in Rassenfragen nicht politisch korrekt zu sein. Meine Mutter war gestorben, lange bevor sich die Leute um »PC« Gedanken machten. Wenn sie jemand fragte, antwortete sie immer stolz, sie stamme aus Mexiko. Wenn das für meine Mutter gut genug war, dann auch für mich.
     
    Das erzählte ich aber nicht. Ich hatte nicht einmal mit meinem Vater darüber gesprochen, also würde ich nicht bei einem Fremden damit anfangen. Ich erzählte etwas anderes, das nicht so wehtat. »Ich bin einmal verlobt gewesen, bis seine Mutter herausfand, dass meine Mutter Mexikanerin war. Er war blond und blauäugig, der Inbegriff des angelsächsisch-protestantischen Weißen. Meine zukünftige Schwiegermutter wollte nicht, dass ich ihren Familienstammbaum ein bisschen einfärbte.« Das war eine knappe, emotionslose Art, etwas sehr Schmerzliches zu sagen. Er war meine erste Liebe gewesen, mein erster Liebhaber. Ich glaubte damals, er sei mein Ein und
     
    Alles, aber ich war es nicht für ihn. Weder vorher noch nachher habe ich mich je wieder so auf jemanden eingelassen. Jean-Claude und Richard zahlten noch immer an der Rechnung für damals.
     
    »Du empfindest dich selbst als weiß?« Ich nickte. »Ja. Und jetzt fragst du mich, ob ich weiß genug bin.« Bernardo sah mich an. »Bist du es?« »Für manche Leute nicht.« »Für wen zum Beispiel?« »Das geht dich gar nichts an.«
     
    Er breitete die Arme aus. »Verzeihung, ich wollte dir nicht zu nahe treten.« »Doch, das wolltest du.« »Das glaubst du?« »Ja«, sagte ich. »Ich glaube, du bist neidisch.« »Worauf?« »Dass ich als Weiße durchgehe und du nicht.«
     
    Er machte den Mund auf, während die Emotionen über sein Gesicht zogen: Ärger, Belustigung, Verleugnung. Schließlich fand er zu einem Lächeln, aber es sah nicht zufrieden aus. »Du bist ein echtes Miststück, stimmt's ?«
     
    Ich nickte. »Reize mich nicht, dann reize ich dich nicht.« »Abgemacht«, sagte er. Sein Lächeln wurde breiter. »Und jetzt gestatte mir, dass ich deinen lilienweißen Hintern ins Esszimmer führe.«
     
    Ich schüttelte den Kopf. »Nur zu, solange ich deinen Hintern vor mir sehen kann, wenn wir durch den Flur gehen.« »Nur wenn du mir verrätst, wie dir der Anblick gefällt.«
     
    Ich riss die Augen auf. »Du meinst, ich soll ein Urteil über dein Hinterteil abgeben?« Er nickte, und sein Lächeln sah jetzt ganz zufrieden aus. »Bist du so geltungsbedürftig, oder willst du mich verlegen machen?« »Rate mal.« »Beides.«
     
    Er grinste breit. »Du bist so clever wie du aussiehst.« »Jetzt geh endlich, Romeo. Edward wartet nicht gern.« »Und verdammt offen.«
     
    Wir gingen den kurzen Flur entlang, er voraus, ich hinterher. Er legte einen Extraschwung in seinen Gang, und ja, ich genoss die Show. Jede Wette, dass Bernardo mich auch vor anderen Leuten um mein Urteil gebeten hätte. Wie kommt es eigentlich, dass, wenn ich mal auf etwas Sicheres wette, keiner die Wette hält?
     
     
     

19
     
    Auch das Esszimmer hatte dunkle Deckenbalken und weiß getünchte Wände. Wenn man nach den Stühlen gehen konnte, war der Tisch aus dunklem Holz mit Silberbeschlägen. Aber er war unter einer Tischdecke versteckt. Die sah wie ein Navajo-Teppich aus, nur farbiger, mit mattroten Streifen zwischen dem Schwarz und Weiß. In der Mitte stand ein schwarzer Leuchter mit roten Kerzen. Es war schön, etwas Farbiges zu sehen, das nicht von Donna stammte. Es hatte Jahre gedauert, bis ich Jean-Claude von seiner Fixierung auf Schwarz und Weiß abbringen konnte. Da ich mit Edward nur befreundet war, ging mich seine Wohnungseinrichtung nichts an.
     
    Es gab einen Kamin in der Ecke, der mit dem im Wohnzimmer fast identisch war, bis auf einen schwarzen Holzbalken in dem weißen Putz. Ich hätte ihn als Kaminsims bezeichnet, wenn er mehr aus der Wand geragt hätte. Auf dem eigentlichen Sims standen noch mehr rote Kerzen aller Formen und Größen, einige im eigenen Wachs, andere in schwarzen Haltern. Es gab zwei runde, die

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