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Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Titel: Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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die anderen überragten und in Haltern steckten, wo man die Kerze auf einen Dorn spießt. Ein silbergerahmter Spiegel, der antik aussah, hing hinter den Kerzen, sodass sich ihr Licht spiegelte, wenn sie brannten. Seltsam, Edward war mir nie wie der Kerzenscheintyp vorgekommen.
     
    Das Zimmer hatte keine Fenster, nur einen Durchgang an der gegenüberliegenden Seite. Die Wände waren vollkommenweiß und vollkommen leer. Komischerweise verstärkte das für mich die klaustrophobische Wirkung.
     
    In dem Durchgang erschien ein Mann. Er musste sich bücken, um nicht mit dem kahlen Kopf an die Kante zu stoßen. Er war größer als Dolph, der zwei Meter vier hatte, und damit der größte Mensch, dem ich j e begegnet war. Die einzigen Haare an seinem Kopf waren die dichten schwarzen Brauen und der Bartschatten an Kinn und Wangen. Er trug eine Schlafanzughose mit Kordelzug. Sie war aus schwarzem Satin. An den Füßen trug er die Sorte Latschen, die man ständig zu verlieren droht. Olaf, wer sollte es sonst sein, bewegte sich wie eine gut geölte Maschine, unter seiner blassen Haut waren sämtliche Muskeln in Bewegung. Er hatte kein Gramm Fett am Leib. Nur harte Muskelmasse. Er kam um den Tisch herum auf uns zu, und ich wich unwillkürlich zur Seite, um das Möbelstück zwischen uns zu halten.
     
    Er blieb stehen. Ich blieb stehen. Wir blickten uns über den Tisch hinweg an. Bernardo stand am Ende des Tisches in der Nähe der Tür und beobachtete uns. Er sah beunruhigt aus. Wahrscheinlich fragte er sich, ob er zu meiner Rettung eilen sollte, falls ich sie nötig hätte. Oder er mochte die erhöhte Spannung nicht. Ich jedenfalls nicht.
     
    Wäre die Spannung geringer, wenn ich nicht ausgewichen wäre? Vielleicht. Doch ich hatte vor langer Zeit gelernt, meinem Gefühl zu vertrauen, und das riet mir, außer Reichweite zu bleiben. Aber ich konnte versuchen, nett zu sein. »Du musst Olaf sein. Deinen Nachnamen weiß ich nicht. Ich bin Anita Blake. «
     
    Seine Augen waren dunkelbraun und lagen tief im Schädel eingebettet wie zwei Höhlen, in denen es selbst bei Sonnenschein finster ist. Er sah mich nur an. Es war, als hätte ich kein Wort gesagt.
     
    Ich versuchte es noch mal. Ich kann durchaus beharrlich sein. »Hallo, Erde an Olaf.« Ich sah ihm ins Gesicht, und er blinzelte nicht einmal, ging mit keiner Regung auf meine Worte ein. Wenn er mich nicht angestarrt hätte, würde ich sagen, er ignorierte mich.
     
    Ohne den großen Mann hinter dem Tisch aus den Augen zu lassen, fragte ich: »Was ist los, Bernardo? Er kann doch sprechen, oder?«
     
    Bernardo nickte. »Kann er.« »Du willst nur nicht mit mir reden, richtig?«, sagte ich zu Olaf. Er starrte weiter.
     
    »Du meinst, es ist eine Strafe, mir den lieblichen Klang deiner Stimme vorzuenthalten? Die meisten Männer hören sich furchtbar gern reden. Schweigen ist mal eine nette Abwechslung. Danke für die Rücksichtnahme, Olaf, Schätzchen.« Das letzte Worte zerlegte ich in zwei Silben.
     
    »Ich bin nicht dein Schätzchen.« Seine Stimme war tief, was zu der mächtigen Brust passte. Er hatte auch eine harte Aussprache, vielleicht ein deutscher Akzent.
     
    »Er spricht. Sei still, mein Herz.«
     
    Olaf zog die Stirn kraus. »Ich war nicht einverstanden, dass du bei dieser Jagd mitmachst. Wir brauchen keine Hilfe von einer Frau, von keiner Frau.« »Na ja, Olaf, Süßer, du brauchst aber Hilfe, denn zu dritt ist euch bisher zu den Verstümmelungen rein gar nichts eingefallen. «
     
    Ein Schwall Röte flutete sein Gesicht. »Nenn mich nicht so.« »Wie? Süßer?« Er nickte.
     
    »Soll ich lieber Schatz, Liebling oder Hasi sagen?«
     
    Seine Farbe wechselte von hell- nach dunkelrot. »Lass die Kosenamen. Ich bin niemandes Liebling.«
     
    Die nächste ätzende Bemerkung hatte mir schon auf der Zunge gelegen, doch darauf stockte ich und ließ mir etwas Besseres einfallen. »Wie traurig.« »Was redest du da?« »Wie traurig, dass du niemandes Liebling bist.«
     
    Seine Röte, die schon nachgelassen hatte, vertiefte sich noch mal. »Du hast Mitleid mit mir?« Er wurde eine Raste lauter, wie ein knurrender Hund kurz vor dem Zuschnappen. Je emotionaler er wurde, desto deutlicher wurde sein Akzent. Sehr deutsch, sehr süddeutsch. Großmutter Blake stammte aus Baden-Baden in der Nähe der französischen Grenze, aber Großonkel Otto war aus Habsburg in der Schweiz. Ich war mir nicht hundertprozentig sicher, aber Olaf klang so ähnlich.
     
    »Jeder sollte jemandes

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