Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
zurückzog. Gesicht und Hände bildeten sich zurück, bis sie wieder menschlich aussahen.
»Ihr könnt mich loslassen«, sagte sie. »Ich werde ihr nichts mehr tun.« Die Leibwächter rührten sich nicht, sie sahen Verne an. »Und was ist mit mir, Liebling?«, fragte er. »Wirst du mir etwas tun?« »Wenn wir nach Hause kommen, werde ich dir kräftig in den Hintern treten, aber nicht hier, nicht jetzt.«
Verne lächelte, Roxanne lächelte, beide auf dieselbe Weise, verlangend, aber nicht nur. Sie waren eines dieser Paare, die eine geheime Sprache haben, einen Blick, mit dem sie andere ausschließen und den kein anderer versteht. Ich sah Richard an. »Die sind ja noch verrückter als wir.«
Er lächelte mich an, und das wärmte mich bis in die Zehenspitzen. Ich erwiderte das Lächeln und erkannte mit einem Ruck, der sich prickelnd in meinem Körper ausbreitete, dass auch wir unseren geheimen Blick hatten. Oh Gott, wie hatte ich ihn vermisst.
Lucy stelzte auf Plateausohlen heran, in violetten Minishorts und einem lila Oberteil, das wie ein BH aussah, aber wahrscheinlich keiner war. Sie schaukelte auf Richard zu und hakte sich mit beiden Armen bei ihm unter.
»Er hat mich deinetwegen zurückgewiesen, Süße«, sagte sie in einem Ton, der viel zu freundlich war für die Wut in ihren Augen. Ich blickte Richard an. »Ich glaube nicht, dass er dich meinetwegen fallen gelassen hat.«
Sie schob Richard beiseite und stellte sich vor mich. Ich hatte noch immer die Pistole in der Hand. Ich glaubte mich sicher. Die Macht der Zeichen hatte sich zurückgezogen und die Gewissheit dagelassen, dass wir wieder ein Paar waren. Das war mir unvergleichlich mehr wert als das Band der Zeichen.
»Ich kann im Bett Dinge für ihn tun, zu denen dein menschlicher Körper nicht fähig ist. Ich kann jede Kraft, jeden Stoß aushalten, und es fühlt sich gut an. Mit mir braucht er nicht sanft oder vorsichtig zu sein.«
Das war ein bisschen zu nah am wunden Punkt, und das ist die einzige Entschuldigung für das, was ich darauf antwortete.
»Mensch, Lucy, ich weiß nicht. Er verbringt eine Nacht mit mir und lässt dich links liegen wie die Zeitung von gestern. Entweder bist du doch keine so gute Nummer, oder ich bin noch besser als du.«
Ihr Gesicht wurde lang, die Augen groß. Einen Moment lang dachte ich, sie würde anfangen zu weinen. Ich wollte nicht, dass sie weinte. Das würde mir den Spaß verderben, und ich würde mir beschissen vorkommen.
Lucy drehte sich weg und schlug die Hände vor die Augen. Mist.
Ich sah an ihr vorbei zu Richard. Wie er aussah, war er nicht glücklich über mich. Ich konnte ihm keinen Vorwurf machen.
Ich sah nicht, wie Lucy herumfuhr, ich fühlte es. Ich spürte den Luftzug. Ihre Hand traf mich im Gesicht. Ich hatte das Gefühl zu fallen, aber ob ich am Boden landete, bekam ich nicht mehr mit.
41
Ich wachte im Dunkeln auf, umgeben vom Geruch frischen Bettlaken. Verständnislos blickte ich zu dem fremden Fenster und auf den Fleck Mondlicht auf dem Boden. Ich kannte da Zimmer nicht. Sowie ich das begriffen hatte, wurde ich unruhig. Hinter mir hörte ich jemanden, was meine Unruhe noch verstärkte. Ich versuchte, reglos liegen zu bleiben, aber meine Atmung hatte sich verändert. Wenn es ein Mensch war, hatte er! es vielleicht nicht bemerkt, aber zurzeit war ich nur selten in" Gesellschaft von Menschen.
»Anita, ich bin's, Damian.«
Ich drehte mich auf die rechte Seite, und das tat weh. Mein rechter Arm war von der Handfläche bis halb zum Ellbogenverbunden. Er schmerzte nicht sehr, aber ich konnte mich nicht erinnern, wie ich zu der Verletzung gekommen war. Der Vampir saß auf einem Stuhl an der Tür. Seine langen roten Haare sahen im Dunkeln hellbraun aus. Er trug die Weste und die Hose eines sehr schönen, wahrscheinlich maßgeschneiderten dunklen Anzugs. Seine blasse Haut hob sich leuchtend davon ab.
»Wie spät ist es?«, fragte ich. »Du bist die Einzige mit einer Uhr«, antwortete er.
Ich hob den linken Arm vors Gesicht und drückte auf den Knopf der Leuchtanzeige. »Oh Gott, schon nach elf. Ich bin stundenlang weg gewesen.« Ich drehte mich wieder auf den Rücken. »Ist irgendwem eingefallen, mich in ein Krankenhaus zu bringen ?«
»Die Sonne ist erst seit gut zwei Stunden untergegangen, Anita. Ich weiß nicht, welche Entscheidungen getroffen wurden. Als Asher und ich aufwachten, lagen wir hier im Keller. Wir
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