Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts
wird verheilen, aber ... ich hätte viel Schlimmeres anrichten können«, sagte ich.
»Aber du hast es nicht getan, und das allein zählt.«
»Nett, das so zu sehen.«
Er lächelte, aber es sah nicht gerade glücklich aus. »Ich werde Asher bitten.«
»Prima. Danke.«
Ich drückte Zahnpasta auf die Bürste, als er zur Tür ging. Mit der Hand am Knauf blieb er stehen. »Üblicherweise schuldet man seinem Pomme de sang für seine Dienste ein Geschenk oder einen Dankbarkeitserweis.«
»Sie haben schon alle Dankbarkeit gekriegt, zu der ich heute fähig bin.«
Er lachte, und der Klang glitt über meinen Körper wie schmeichelnde Seide. »Oh ja, ma petite, und sie würden dir sicherlich beipflichten. Aber ich sage dir das für später: Du musst deinen Pomme de sang belohnen.«
»Geld reicht nicht?«, fragte ich.
Jetzt sah er wirklich beleidigt, sogar entrüstet aus. »Du hast soeben an einer großen Intimität teilhaben dürfen. Sie haben uns ein großartiges Geschenk gemacht. Sie sind keine Huren, Anita.« Mein Vorname. Er war sauer. »Sie sind unsere Pommes de sang, denk sie dir als hochgeschätzte Mätressen.«
Ich sah ihn stirnrunzelnd an.
»Für heute war das gemeinsame Vergnügen Belohnung genug. Aber du wirst die Ardeur nun tagtäglich stillen müssen, und in den kommenden Wochen sogar mehrmals am Tag, wenn das Sättigen nicht ausarten soll.«
»Was sagst du da?«, fragte ich
»Es wäre das Beste, du wähltest dir einen Pomme de sang und behieltest ihn in deiner Nähe, da du nicht weißt, wie sich dein Hunger verhalten wird. Es kann eine unbeschwerte, leicht zu handhabende Angelegenheit werden, vielleicht aber auch nicht.«
»Du meinst, ich muss das jetzt jeden Tag tun?«
»Ja.«
»Scheiße.«
Er schüttelte den Kopf. »War es etwa so schrecklich, ma petite? War das Vergnügen so gering?«
»So meine ich das nicht. Es war wunderbar, und das weißt du. Aber wir werden das nicht wiederholen können, nicht ohne Belle, und ich will keinen zweiten Besuch von ihr.«
»Ich auch nicht. Aber es gibt vieles, woran man sich sättigen kann, und sobald du dich ein bisschen beherrschen kannst, zeige ich dir, wie man sich ohne direkte Beteiligung sättigt.«
»Wann?«
»In einigen Wochen.«
»Verdammt.« Ich drehte mich zum Waschbecken, ohne in den Spiegel zu sehen. »Wie wähle ich einen Pomme de sang?«
»Ich denke, du hast bereits gewählt.«
Ich sah ihn an. »Du meinst Nathaniel.«
Er nickte.
»Nein, ich ... ich habe Angst, die Kontrolle zu verlieren und ... du weißt, was ich meine.«
»Er ist hübsch anzusehen, und er mag dich. Wäre es so verkehrt?«
»Ja. Ja, das wäre wie Kindesmissbrauch. Er kann nicht nein sagen. Wenn jemand nicht nein sagen kann, ist das wie eine Vergewaltigung.«
»Vielleicht möchtest du nur nicht zur Kenntnis nehmen, dass Nathaniel ganz genau weiß, was er will, ma petite. Er will dich.«
»Er will, dass ich ihn dominiere, in jeder Hinsicht.«
»Ein submissiver Pomme de sang ist am besten.«
Ich schüttelte den Kopf.
»Mit welchem anderen möchtest du das Risiko eingehen, die Gewalt über dich zu verlieren? Mit deinem Nimir-Raj?« Diesmal klang sein Ton scharf.
»Du bist eifersüchtig.«
»Der Nimir-Raj ist kein Pomme de sang, keine Mätresse, kein Dessert, ganz gleich wie köstlich. Er ist eine Hauptspeise, und ich möchte die einzige Hauptspeise auf deiner Tafel sein.«
»Du hast mich mit Richard geteilt, und er ist bestimmt kein Dessert.«
»Das ist allerdings wahr, aber er hat ebenfalls eine Beziehung zu mir. Er ist mein Wolf, und folglich ist er kein Fremder, auch nicht für dich.«
»Verdammt, ich habe nie ...«
»Du bist keine Frau für beiläufigen Sex. Nein, ma petite, das bist du nicht. Und ich fürchte, dieser Nimir-Raj ist genauso wenig beiläufig wie deine übrigen Begierden.« Er sah dabei so ernst aus, geradezu feierlich.
»Was heißt das?«
»Wenn du wirklich seine Nimir-Ra bist, wirst du zu ihm hingezogen. Dagegen lässt sich nichts machen. Und ehrlich gesagt, kann ich deinen Geschmack nicht bemängeln. Er ist nicht so hübsch wie unser Richard, hat dafür aber anderes zu bieten.« Bei seinem Blick lief ich rot an.
Ich wandte mich endgültig dem Waschbecken zu und putzte mir die Zähne. Er nahm das als Entlassung und ging lachend hinaus. Als sich die Tür hinter ihm
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