Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts
derzeitige Veränderung könnte das in Gang gesetzt haben.«
»Aber du denkst, es ist mehr als das, stimmt's?«
Er nickte. »Ich denke, du stellst auch mit meinem Rudel ein Gemeinschaftsgefühl her, sodass die Entscheidung, unsere beiden Rudel zu vereinigen, bereits gefallen ist.«
»Ich habe gar nichts entschieden.«
»Wirklich nicht?«, fragte er. Er saß ein wenig vorgebeugt da, die Hände locker im Schoß gefaltet, und sah so vernünftig aus, so ernst.
»Hör zu: Wir hatten großartigen Sex, aber ich bin noch nicht bereit, das Porzellan auszusuchen, verstehst du?« Was sich in meinem Magen regte, war echte Panik.
»Manchmal trifft dein Tier für dich die Entscheidung«, erklärte Rafael.
Ich sah ihn an. »Was soll das heißen?«
»Wenn dich mit seinem Rudel ein Gemeinschaftsgefühl verbindet, hat dein Tier die Entscheidung bereits für dich gefällt, Anita. Das ist ein viel intimeres Verhältnis, als nur seine Geliebte zu sein, weil du nicht nur mit ihm eine Bindung eingegangen bist.«
Ich sah ihn mit großen Augen an. »Willst du damit sagen, dass ich mich jetzt auch noch für seine Werleoparden verantwortlich fühlen werde?«
Rafael nickte. »Vermutlich.«
Ich sah Micah an. »Wie steht's mit dir? Fühlst du dich für meine verantwortlich?«
Er seufzte schwer und sah nicht glücklich aus. »Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so schnell geht. Ich habe so etwas noch nie erlebt.«
»Und?«, fragte ich.
Er verzog die Lippen. Fast wurde es ein Lächeln. »Und wenn wir wirklich ein Gemeinschaftsgefühl herausgebildet haben, dann werde ich mich auch für deine Leute verantwortlich fühlen.«
»Du klingst nicht gerade glücklich.«
»Nimm es nicht persönlich, aber deine Katzen sind psychische Wracks.«
»Und deine sind wohl wesentlich gesünder, hm? Gina sieht aus wie jemand, der ständig getreten wurde.«
Micahs Blick wurde hart, und er sah mich prüfend an. »Sie haben dir nichts erzählt. Das würden sie nicht wagen.«
»Nein, keiner hat gequatscht, Micah. Aber ich konnte es ihr ansehen und habe die Niedergeschlagenheit gerochen. Jemand hat sie beinahe zerbrochen, und das ist gar nicht lange her, vielleicht geht es sogar noch weiter. Ist ihr Freund ein übler Kerl?«
Micahs Gesicht wurde undurchdringlich. Es passte ihm nicht, dass ich das bemerkt hatte. »Etwas in der Art.« Sein Puls beschleunigte sich, und ich wusste, er verbarg etwas vor mir, das ihm Angst machte.
»Was willst du mir nicht sagen, Micah?«
Sein Blick huschte zu Rafael. »Wird sie meine Leute demnächst noch leichter durchschauen?«
»Genau wie du ihre«, antwortete Rafael.
»Das ist jetzt schon ziemlich einfach.«
Ich musterte ihn. Er hatte sich gut in der Gewalt, ließ seine innere Anspannung nicht in die Körperhaltung vordringen. Aber ich spürte seine Angst. Und die war nicht gering.
Ich nahm seine locker gefalteten Hände, und er sah mich ernst, aber verschlossen an. »Wieso erschreckt es dich, dass ich von Ginas Misshandlung weiß?«
Er entzog mir die Hände. Er tat es sanft, wollte aber ganz eindeutig keine Berührung. »Gina würde es etwas ausmachen, wenn sie es wüsste.«
»Solltest du sie als ihr Nimir-Raj nicht vor gewalttätigen Arschlöchern beschützen?«
»Ich habe mein Bestes für sie getan«, sagte er, aber es klang defensiv.
»Tritt dem Kerl in den Hintern und verbiete ihr, ihn wiederzusehen. Das ist ein einfaches Problem, verkompliziere es nicht. Oder liebt sie ihn etwa?«
Er senkte den Blick und schüttelte den Kopf. Dabei quetschte er seine gefalteten Hände, bis sie weiß wurden. »Nein, sie liebt ihn nicht.« Seine Stimme klang relativ normal, aber die schreckliche Anspannung brachte die Hände zum Zittern.
»Wo liegt das Problem dann?«
»Es ist komplizierter, als du dir vorstellen kannst.« Er blickte auf, und jetzt entdeckte ich Wut in seinen Augen.
Ich streckte die Hand aus, um ihn zu berühren, und ließ sie wieder sinken. »Wenn wir wirklich ein Rudel bilden und ich wirklich ihre Nimir-Ra werde, werde ich nicht zulassen, dass ihr jemand etwas tut. Ich schütze meine Leute.«
»Die Wölfe haben deinen Gregory entführt«, sagte er. Sein Blick war noch voller Wut, und seine Hände zitterten.
»Und wir werden ihn zurückholen.«
»Ich weiß, du hast schon harte Dinge erlebt. Ich habe ein paar Geschichten gehört, aber du redest, als
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