Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts
Erinnerungen an Asher. Ich wusste, wie sein makelloser Körper früher ausgesehen hatte, kannte jeden Zoll davon. Asher und Julianna, sein menschlicher Diener, hatten mit Jean-Claude über zwanzig Jahre lang eine Beziehung zu dritt geführt. Sie war als Hexe verbrannt worden, und Jean-Claude hatte nur Asher retten können, und auch das erst, als der Schaden schon angerichtet war.
Das war über zweihundert Jahre her, doch sie trauerten noch immer um Julianna und umeinander. Asher war jetzt Jean-Claudes Stellvertreter, aber nicht mehr sein Geliebter. Sie verband eine unbehagliche Freundschaft, denn es gab noch viel Unausgesprochenes zwischen ihnen. Asher warf Jean-Claude vor, sie im Stich gelassen zu haben, und Jean-Claude fiel es schwer, sich dagegen zu verteidigen, weil er sich den Vorwurf selbst machte.
Ich gab Asher einen raschen Kuss auf die Lederwange. »Was hast du mit deinen langen Haaren gemacht? Bitte, sag mir nicht, du hast sie abgeschnitten.«
Er hob meine Hand an den Mund und setzte einen zarten Kuss darauf. »Sie sind geflochten und länger denn je.«
»Das würde ich zu gern sehen«, sagte ich. »Danke, dass du gekommen bist.«
»Ich würde Himmel und Hölle für dich in Bewegung setzen, das weißt du.«
»Ihr Franzosen redet immer so charmant«, sagte ich.
Er lachte leise.
Jason unterbrach uns. »Ich glaube, die Vorstellung geht los.«
Ich drehte mich um und sah, wie eine Frau zu dem Metallgestell geführt wurde. Sie trug einen Umhang, und ich wollte wirklich nicht sehen, was sie darunter anhatte.
»Also los, bringen wir die Sache hinter uns, damit wir endlich die Leoparden befreien können«, drängte ich.
»Du willst du Show nicht sehen?«, fragte Jason. Sein Blick war die reine Unschuld, aber sein Lächeln war spöttisch.
Ich sah ihn böse an, aber sein Blick ging an mir vorbei, und ich wusste, dass jemand kam, den er nicht leiden konnte. Als ich mich umdrehte, stand Ajax da. Er beachtete mich nicht, sondern sprach Jean-Claude an. »Ihr habt fünfzehn Minuten, dann beginnt die Show.«
Jean-Claude nickte. »Sag Narcissus, dass ich die Aufmerksamkeit zu schätzen weiß.
Ajax neigte höflich den Kopf, wie sein Meister es getan hatte, dann ging er.
»Was hat er gemeint?«, fragte ich.
»Es würde als Grobheit angesehen werden, wenn wir während der Vorstellung etwas Magisches tun. Ich hatte Narcissus angekündigt, dass wir ... gewisse Kräfte beschwören wollen.«
Das weckte wieder mein Misstrauen, und ich schätze, es war mir anzusehen. »Deine Mantel-und-Degen-Zaubernummer macht mich allmählich sauer.«
»Du bist ein Totenbeschwörer und ich der Meistervampir dieser Stadt. Glaubst du wirklich, wir könnten unsere Kräfte vereinen, ohne dass die Untoten in diesem Raum es bemerken? Ich weiß nicht, ob die Gestaltwandler es ebenfalls spüren. Wahrscheinlich jedoch, da wir beide mit einem Werwolf verbunden sind. Jeder Nichtmensch in diesem Club wird etwas spüren. Ich weiß nicht, wie viel oder was, aber etwas auf jeden Fall, ma petite. Narcissus hätte es als schwere Beleidigung aufgefasst, wenn wir seine Vorstellung damit gestört hätten.«
»Ich will nicht drängeln«, sagte Asher, »aber ihr vergeudet Zeit mit Reden. Eile ist geboten.«
Jean-Claude sah ihn an, aber nicht so ganz freundlich. Was war zwischen den beiden los?
Jean-Claude hielt mir die Hand hin. Ich zögerte eine Sekunde, dann nahm ich sie und ließ mich zur Wand neben dem Tisch führen. »Was jetzt?«, fragte ich.
»Jetzt musst du deine Schilde fallen lassen, ma petite, die starke Barriere, die du zwischen mir und deiner Aura errichtet hast.«
Ich starrte ihn an. »Das will ich nicht.«
»Wenn es nicht nötig wäre, würde ich nicht darum bitten, ma petite. Ich kann sie nicht durchdringen, und wenn ich es könnte, würde das keinem von uns beiden gefallen. Wir können unsere Auren nicht vereinen, wenn sie sich nicht berühren können.«
Plötzlich hatte ich Angst. Richtige, echte Angst. Ich wusste nicht, was passieren würde, wenn ich jetzt die Schilde fallen ließ. In Krisenfällen flossen unsere Auren immer ineinander und bildeten eine Einheit. Ich wollte das nicht tun. Meine Angst vor Kontrollverlust war immens, und Jean-Claude erschütterte immer den Teil meiner Persönlichkeit, der auf Kontrolle am meisten angewiesen war.
»Ich weiß nicht, ob ich das kann.«
Er seufzte. »Das ist deine
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