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Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Titel: Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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wahrscheinlich. Aber er war nicht keusch. Richard küsste mich heftig, zwängte meine Lippen auseinander und drang mit der Zunge ein. Ich spürte, wie seine Gesichts- und Halsmuskeln arbeiteten, während er mit Lippen und Zunge von mir Besitz ergriff. Ich hätte sauer sein sollen, war es aber nicht. Wenn ich mich hätte bewegen können, hätte ich mich zu ihm umgedreht und mich an ihn gedrückt. Aber ich konnte gar nichts tun, nur seinen Mund schmecken, seine Lippen fühlen und versuchen, ihn gierig zu verschlingen wie eine Verhungernde.
     
    Schließlich zog er den Kopf zurück und sah mich an. Ich starrte atemlos, als hätten meine Augen nach diesem Anblick gehungert, nach den schönen Wangenbögen, dem Grübchen am Kinn, das seine Maskulinität abmilderte. An Richard war nichts Feminines. Er war in so vieler Hinsicht der Inbegriff des Männlichen. Das elektrische Licht fing sich in einzelnen Strähnen seiner dunkelbraunen Haare und ließ sie kupferrot und golden schimmern.
     
    Richard ließ mich langsam zum Boden hinab. Seine Schultern waren breit, die Taille schmal, der Bauch flach, und eine feine Linie dunkler Härchen verlief in der Mitte nach unten und verschwand in den schwarzen Latexhosen, die er anhatte. Schon wieder schwarzes Latex! Das sah mir geplant aus, aber mein Blick wanderte trotzdem an seinem Körper hinab und blieb an einer Stelle hängen, wo er es nicht sollte, bemerkte Dinge, die ich lieber nicht registriert hätte, denn wir waren in der Öffentlichkeit und ich hatte nicht vorgehabt, ihn heute Nacht nackt zu sehen. Kniehohe Lederstiefel rundeten seinen Aufzug ab. Am Oberkörper trug er lediglich Armbänder aus nietenbesetztem Leder und ein passendes Halsband. Eine Hand berührte meinen Rücken, und ich fuhr erschrocken herum, drehte mich so, dass ich sie beide sehen konnte, denn ich wusste, wer zu uns gekommen war. Jean-Claude stand da, und seine Augen sahen wieder normal aus.
     
    Ich fand schließlich die Sprache wieder. »Du hast ihn gerufen.«
     
    »Wir hatten vereinbart, uns gegenseitig Bescheid zu sagen, wenn du anrufst.«
     
    »Du hättest es mir sagen können.«
     
    Jean-Claude stützte die Hände in die Hüften. »Dafür bin ich nicht verantwortlich. Er wollte dich überraschen, gegen meinen ausdrücklichen Wunsch.«
     
    Ich sah Richard an. »Ist das wahr?«
     
    Richard nickte. »Ja.«
     
    »Wieso?«
     
    »Weil ich sonst keinen Kuss bekommen hätte. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dich heute Abend zu sehen, aber nicht anfassen zu dürfen.«
     
    Es war nicht der Satz, weshalb ich rot wurde, sondern sein Blick, die Leidenschaft in seinem Gesicht.
     
    »Ich bin heute Abend vollkommen fair gewesen, ma petite, und werde trotzdem bestraft anstatt belohnt.« Jean-Claude streckte den Arm nach mir aus. »Wie wär's mit einem Kuss für den Anfang?«
     
    Mir wurde plötzlich bewusst, dass wir auf der Tanzfläche bei dem Metallgerüst standen, wo schon die »Schauspieler« warteten. Wir hatten die volle Aufmerksamkeit des Publikums, und das wollte ich nicht. Dabei fiel mir etwas auf, das mir entgangen war, solange mein Turm noch gestanden hatte: Fast jeder Gast war ein Gestaltwandler. Ich spürte ihre Energie, als streifte mich ihr warmes Fell, und sie spürten unsere.
     
    Ich nickte. Auf einmal wünschte ich mir doch die Abgeschiedenheit, die Jean-Claude mir vorher angeboten hatte. Doch als ich zwischen den beiden hin- und hersah, merkte ich, dass ich mich gar nicht trauen würde. In einem Zimmer allein mit ihnen könnte ich nicht mehr garantieren, dass der Sex bloß metaphysisch stattfände. Es war mir peinlich, das einzugestehen, sogar vor mir selbst. So unangenehm es sein würde, unser Vorhaben in der Öffentlichkeit durchzuziehen, es war mir immer noch lieber als in Abgeschiedenheit. In diesem Saal würde ich stopp sagen können, woanders vielleicht nicht. An die Werleoparden dachte ich gar nicht mehr; ich dachte nur noch daran, wie viel nackte Haut ich spürte. Scheiße.
     
    »Ein Kuss, warum nicht?«
     
    »Wir können ein Zimmer für uns bekommen«, sagte Richard leise.
     
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, kein Zimmer.«
     
    Er hielt mir die Hand hin, und ein Blick von mir genügte, dass er sie sinken ließ. »Du traust uns nicht.«
     
    »Oder mir selbst nicht«, sagte ich leise.
     
    Jean-Claude reichte mir die Hand. »Komm, ma petite, wir halten die Vorstellung auf.«
     
    Kurz starrte ich seine Hand an, dann nahm ich sie. Ich dachte, er werde mich an sich ziehen,

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