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Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Titel: Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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unterirdischer Strom, ich hörte es förmlich rauschen. Mit der Zeit würde ich das sicher nur noch unbewusst wahrnehmen, genau wie die innere Abschirmung, auf die ich mich nicht mehr zu konzentrieren brauchte. Diesmal war es, als würden wir ewig in dem verträumten Nachglühen bleiben wollen, wo man noch miteinander verschmolzen ist, noch keiner in seine eigene Haut zurückgekehrt ist. Ich schob sie nicht weg, weil ich das nicht wollte. Es wäre überflüssig gewesen. Wir brauchten keine Berührung mehr, um Barrieren zu durchbrechen. Und das hätte mir mehr Angst machen müssen als alles andere, doch das tat es nicht.
     
    Narcissus trat in die Mitte der Tanzfläche und wurde von einem weichen Licht angestrahlt, das langsam heller wurde. »Nun, meine Freunde, das war ein wahrer Leckerbissen, nicht wahr?«
     
    Applaus, Kreischen, Tierlaute erfüllten den schummrigen Saal. Narcissus hob die Hände, bis alle still waren. »Ich meine, wir hatten unseren Höhepunkt für heute Nacht.« Kurzes Gelächter. »Wir werden unsere Show für morgen aufsparen, aus Respekt vor dem soeben Erlebten.«
     
    Die Frau in dem Umhang, die noch am Rand der Tanzfläche stand, sagte: »Damit kann ich es nicht aufnehmen.«
     
    Narcissus warf ihr einen Kuss zu. »Das ist keine Konkurrenz für dich, süße Miranda, jeder hat seine Begabungen. Einige sind nur seltener als andere.« Bei letzterer Bemerkung drehte er sich zu uns um. Seine Augen waren eigentümlich hell geworden, und ich begriff nicht gleich, dass es die Augenfarbe seines Tieres war, das durchschien. Hyäne vermutlich. Ehrlich gesagt, wusste ich nicht, was für Augen Hyänen hatten. Ich wusste nur, dass ich nicht in menschliche Augen blickte.
     
    Er kniete sich zu uns und strich sich ganz automatisch das Kleid glatt, eine Bewegung, die ich noch bei keinem Mann gesehen hatte. Allerdings war er der erste Mann, den ich Frauenkleider tragen sah. Wahrscheinlich nicht ohne Grund.
     
    Narcissus senkte die Stimme. »Ich würde mich sehr gern allein mit euch darüber unterhalten.«
     
    »Natürlich«, sagte Jean-Claude, »aber vorher haben wir etwas zu erledigen.«
     
    Narcissus beugte sich nah heran und sprach so leise, dass ich mich ebenfalls vorbeugen musste, um ihn zu verstehen. »Da ich zwei meiner Leute bei Ihren Leoparden habe, wird ihnen nichts passieren. Wir haben also Zeit zu reden. Oder sollte ich sagen, eure Leoparden? Was einem gehört, gehört doch jetzt sicherlich allen?« Er war uns so nahe gekommen, dass er beinahe Jean-Claudes und meine Wange streifte.
     
    »Nein«, widersprach ich, »die Leoparden gehören mir.«
     
    »Tatsächlich«, sagte Narcissus. Er drehte den Kopf und streifte mit dem Mund meine Lippen. Vielleicht ein Versehen, aber ich bezweifelte das. »Dann teilt ihr also nicht alles?«
     
    Ich zog den Kopf ein bisschen zurück. »Nein.«
     
    »Gut zu wissen«, flüsterte er. Plötzlich drückte er den Mund auf Jean-Claudes Lippen. Ich erstarrte und wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte.
     
    Jean-Claude dagegen wusste es sehr genau. Er tippte dem Mann mit einem Finger an die Brust und stieß ihn weg, nicht mit Muskelkraft, sondern mit unserer Macht. Mit der Macht der Zeichen, der Macht, die wir soeben gefestigt hatten. Jean-Claude bediente sich ihrer, als hätte er das schon tausend Mal getan, mühelos, elegant, gebieterisch.
     
    Narcissus wurde von einer unsichtbaren Kraft weggestoßen, die ich körperlich spürte. Und ich wusste, dass jeder andere im Saal sie ebenfalls spürte. Narcissus kauerte auf dem Boden und starrte Jean-Claude an, starrte uns drei an. Er sah zornig aus, aber in diesem Zorn lag ein ungestillter Hunger, das Verlangen eines Zurückgewiesenen.
     
    »Wir müssen uns unterhalten«, beharrte er.
     
    Jean-Claude nickte. »Das halte ich auch für das Beste.«
     
    Ein knapper Wortwechsel, der viel Ungesagtes anzudeuten schien. Dass Richard darüber genauso verwirrt war wie ich, wusste ich schon, bevor wir uns ansahen. Und er wusste dasselbe von mir, denn er zuckte gar nicht erst die Achseln oder gab es mir sonstwie zu verstehen. Das hatte nichts mit Telepathie zu tun, auch wenn es für einen Außenstehenden so aussehen mochte. Es war mehr extreme Empathie. Ich konnte jede Nuance seiner Mimik, die kleinste Muskelbewegung seines Körpers deuten.
     
    Ich lehnte nach wie vor in Richards und Jean-Claudes Arm. Ungewohnt viel nackte Haut spürte ich da, meinen Rücken, Richards Oberkörper, Jean-Claudes Arm, und diese Nähe kam

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