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Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Titel: Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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mir überaus richtig vor. Ich spürte, dass Jean-Claudes Aufmerksamkeit sich auf mich richtete, noch ehe er mich ansah.
     
    In seinem Blick lagen Unmengen aufgestauter Sätze und Fragen, die ihm fast auf den Lippen schwebten, weil er in meinen Augen einmal nicht die Sperren sah, derentwegen er all die Worte zurückhielt. Das musste an der Vereinigung der Zeichen liegen. Ich glaube, in dieser Nacht hätte er mich um alles bitten können, um alles, und ich hätte wahrscheinlich ja gesagt.
     
    Stattdessen fragte er: »Sollen wir uns zurückziehen und mit Narcissus übers Geschäft reden?« Sein Ton hatte die gewohnte Geschmeidigkeit. Nur seine Augen verrieten Unsicherheit und ein unaussprechliches Verlangen, für das er gedanklich keine Worte fand. Wir hatten alle so lange auf meine Kapitulation gewartet. Ich wusste, diese Formulierung stammte nicht von mir. Sie klang mehr nach Jean-Claude, aber da ich auch mit Richard engen Körperkontakt hatte, war ich mir nicht sicher, wer das tatsächlich gedacht hatte. Ich jedenfalls nicht.
     
    Es hatte schon früher solche Momente gegeben. Momente, wo ihre Gedanken in meine eindrangen, meine überlagerten. Am schlimmsten waren immer die Bilder gewesen - albtraumhafte Szenen von fressenden Mäulern, saugenden Mündern, wo das Blut von Leuten floss, die ich nicht kannte. Diese Vermischung, dieser Selbstverlust war es gewesen, der mir Angst gemacht hatte, sodass ich schließlich nach einem Gegenmittel suchte. Heute Nacht schien das nicht mehr wichtig zu sein. Offenbar eine Nachwirkung unserer metaphysischen Vereinigung. Aber dass ich das wusste, änderte daran gar nichts. Bedenklich, bedenklich.
     
    Jean-Claude sagte: »Ma petite, geht es dir gut? Mir geht es schon viel besser. Ich fühle mich geradezu energiegeladen. Ist dir noch flau?«
     
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, es geht mir gut.« Gut war kaum angemessen. Energiegeladen schon eher. Wie lange würde es dauern, die Werleoparden zu befreien? Die Nacht war nicht mehr jung, und ich wollte noch vor der Dämmerung mit den beiden allein sein. Schlagartig wurde mir klar, dass dies die Nacht der Nächte war. Wenn wir es schafften, irgendwo allein und ungestört zu sein, wäre alles möglich.
     
    Richard und Jean-Claude standen gleichzeitig mit einer fließenden Bewegung auf - die Eleganz des Vampirs und die Sprungkraft des Werwolfs. Ich sah an ihnen hinauf, als sie neben mir aufragten, und hatte es plötzlich sehr eilig, die anstehenden Pflichten hinter mich zu bringen. Die Leoparden interessierten mich gar nicht mehr so sehr, und das beunruhigte mich. Wie immer man diesen Effekt nennen wollte, er lenkte mich von den wichtigen Dingen ab. Um die Leoparden zu befreien, war ich in den Club gekommen. Und nun hatte ich schon eine ganze Weile nicht mehr an sie gedacht.
     
    Ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken an Sex und Magie loszuwerden und um Richard die Spekulationen auszutreiben, die ich seinem Blick ansah. Jean-Claudes Blick war schon vorsichtiger, aber Vorsicht hatte ich ihm beigebracht, wenn es um mich ging.
     
    Ich streckte die Hände hinauf. Ich ließ mir sonst nie aufhelfen, außer wenn ich blutete oder etwas gebrochen hatte. Die beiden wechselten einen Blick, dann nahmen sie meine Hände mit der perfekten Synchronität von Tänzern.
     
    Sie konnten mein Verlangen spüren, aber das war nichts Neues; es besagte gar nichts. Ich ließ mir also aufhelfen. Sie wirkten noch immer unsicher, fast misstrauisch, als erwarteten sie halb, dass ich vor so viel Intimität schreiend davonlaufen würde. Ich musste grinsen. »Wenn wir es heute noch schaffen, allein und ungestört zu sein, ist alles möglich.«
     
    Sie wechselten einen Blick. Jean-Claude machte dabei eine kleine ermunternde Kopfbewegung, wie um zu sagen: Na los, frag sie. Wenn sie sich früher hinter meinem Rücken verständigt hatten, war ich immer sauer gewesen. Aber nicht in dieser Nacht.
     
    »Meinst du ...« Richard ließ die Frage unvollendet.
     
    Ich nickte, und seine Hand schloss sich fester um meine. Jean-Claude blieb eigentümlich ruhig. »Ist dir klar, ma petite, dass diese neue ...«, er zögerte, »Bereitwilligkeit eine Nebenwirkung unserer eben vollzogenen Vereinigung ist? Ich möchte nicht, dass du uns hinterher Trickserei vorwirfst.«
     
    »Ich weiß es, und es ist mir egal.« Hätte es nicht sein sollen, war es aber. Ich war wie betrunken oder bekifft, und auch Denken nützte nichts.
     
    Ich sah Jean-Claude erleichtert ausatmen. Richard

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