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Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Titel: Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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steif und unbehaglich. »Was hast du, ma petite? Du bist plötzlich so angespannt.«
     
    Ich sah Jean-Claude mit hochgezogenen Brauen an. »Bin ich hier die Einzige, die dieses Zimmer nicht mag?«
     
    »Jean-Claude hat es einmal sehr gemocht, früher«, sagte Narcissus.
     
    Ich drehte den Kopf zu Narcissus, der auf Strümpfen auf und ab lief. »Wie meinen Sie das?«, fragte ich.
     
    Jean-Claude antwortete: »Früher einmal habe ich mich ungewollten Annäherungen gefügt, weil mir das befohlen war. Aber diese Zeiten sind vorbei.«
     
    Ich sah ihn groß an, aber er drehte nicht den Kopf. Sein Blick war auf Narcissus gerichtet, der um das Bett herumging.
     
    »Ich kann mich nicht entsinnen, dass du abgeneigt gewesen wärst«, sagte Narcissus. Er lehnte sich gegen den Bettpfosten gegenüber.
     
    »Ich habe vor langer Zeit gelernt, aus der Not eine Tugend zu machen«, erklärte Jean-Claude. »Im Übrigen hat Nikolaos mich zu dir geschickt. Du weißt, wie sie war, Narcissus. Verweigerung gab es nicht.«
     
    Ich hatte Nikolaos damals selbst kennengelernt. Sie war sehr, sehr Furcht erregend gewesen.
     
    »Ich war also eine unangenehme Pflicht.« Narcissus klang verärgert.
     
    Jean-Claude schüttelte den Kopf. »Dein Körper ist angenehm, Narcissus. Was du mit deinen Gespielen tust, die Verletzungen ertragen können, ist nicht gerade ...« Jean-Claude sah zur Seite, als suchte er nach dem treffenden Ausdruck, dann richtete er seine dunkelblauen Augen auf Narcissus, und ich sah die Wirkung, die sein Blick auf den Gestaltwandler hatte. Narcissus machte ein Gesicht, als hätte er einen Hammerschlag vor die Stirn bekommen - mit einem hübschen, charmanten Hammer.
     
    »Ist nicht gerade was?«, fragte er mit belegter Stimme.
     
    »Ist nicht nach meinem Geschmack«, ergänzte Jean-Claude. »Außerdem habe ich dir wohl nicht viel Vergnügen bereitet, da du ja nicht getan hast, was mein verstorbener Meister von dir wollte.«
     
    Ich war der Grund, warum Nikolaos der verstorbene Meister war. Sie versuchte damals, mich umzubringen, und ich habe Glück gehabt. Am Ende war sie tot und nicht ich. Danach wurde Jean-Claude Meister der Stadt. Das war nicht von mir so geplant gewesen. Inwieweit Jean-Claude das geplant hatte, steht dahin. Dass ich ihm weniger traue als Richard, ist nicht bloß Voreingenommenheit.
     
    Narcissus setzte ein Knie aufs Bett und griff mit einer Hand um den Bettpfosten. »Du hast mir sogar großes Vergnügen bereitet.« Sein Gesichtsausdruck war mir zu intim. Sie sollten sich besser allein unterhalten. Andererseits, wenn ich mir ansah, wie Narcissus Jean-Claude mit den Augen verschlang, war das vielleicht keine so gute Idee. Bei Jean-Claude spürte ich nichts weiter als den Wunsch, verletzte Gefühle zu beschwichtigen. Narcissus hatte da sicherlich gegenteilige Wünsche. Jede Wette.
     
    »Nikolaos kam zu dem Schluss, dass ich sie enttäuscht hatte, und bestrafte mich dafür.«
     
    »Ich durfte mich nicht mit ihr verbünden - nicht einmal um des Vorteils willen, dich als ständiges Spielzeug zu bekommen.«
     
    Jean-Claude zog eine Braue hoch. »Ich wüsste nicht, dass das zu der Abmachung gehört hätte.«
     
    »Nach meinem ersten Nein hat sie das Angebot erhöht.« Narcissus kroch auf das Bett. Er blieb auf allen vieren, als erwartete er jemanden hinter sich.
     
    »Womit?«
     
    Narcissus kroch langsam über das Bett und klemmte sich versehentlich den Kleidersaum unter den Knien ein. »Ich sollte dich für immer bekommen und hätte mit dir tun können, was ich wollte.«
     
    Ein Schauder durchlief mich vom Scheitel bis zur Sohle. Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass das nicht meine Empfindung war. Richard und ich drehten gleichzeitig den Kopf zu Jean-Claude. Sein Gesicht verriet nichts. Er trug die gewohnte höfliche, gefällige, leicht gelangweilte Maske. Doch wir spürten beide das kalte, schreiende Entsetzen in ihm, als ihm klar wurde, wie nahe er daran gewesen war, Narcissus' permanenter ... Gast zu werden.
     
    Seine Angst war enorm. Mir schossen Bilder durch den Kopf: auf dem Bauch auf grobem Holz angekettet, das Zischen einer Peitsche, der Schock des Augenblicks, wenn sie in die Haut schneidet, und das Wissen, dass dies erst der erste Schlag war. Die Woge tiefer Verzweiflung, die dieser Erinnerung folgte, trieb mir die Tränen in die Augen. Ich sah verschwommen, wie jemand an die Wand gekettet war und sich von einer verwesenden, grünlich triefenden Hand streicheln lassen

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