Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts
Richards Wutausbruch zahlen. Also werde ich ihn bezahlen.«
»Du kennst meinen Grundsatz, Asher. Ich verlange von anderen nichts, was ich nicht selbst zu leisten bereit bin«, sagte ich.
Er sah mich neugierig an, darüber hinaus war sein Gesicht undurchdringlich. »Meldest du dich freiwillig?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Aber du musst das nicht tun. Wir finden eine andere Lösung.«
»Und wenn ich es tun will?«
Ich sah ihn prüfend an, dann zuckte ich die Achseln. »Ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll.«
»Du findest es verstörend, dass ich das wollen könnte, nicht wahr?« Sein Blick war forschend.
»Ja.«
Er richtete den gleichen forschenden Blick auf Jean-Claude. »Er findet das auch. Er fragt sich, ob meine Männlichkeit vernichtet wurde und mir nur noch der Schmerz geblieben ist.«
»Du hast mir einmal gesagt, dass du zwar lauter Narben hast, aber ... dass es noch geht«, schloss ich.
»Tatsächlich?« Er sah mich erstaunt an. »Nun, ein Mann gibt so etwas vor einer hübschen Frau nicht gerne zu. Oder vor einem gutaussehenden Mann.« Er sah uns an, aber die Bemerkung galt allein Jean-Claude. »Ich werde den Zoll für die Kraftdemonstration unseres schönen Monsieur Zeeman zahlen. Aber ich werde nicht der Prügelknabe sein. Diesmal nicht.«
»Niemals wieder« stand unausgesprochen im Raum, trotzdem hörte es jeder. Jean-Claudes Erinnerungen, die Richard und mir heute durch den Kopf geschossen waren, stammten von Leuten, denen Asher zweihundert Jahre lang ausgeliefert gewesen war. Zweihundert Jahre lang solche Quälereien. Nachdem Asher sich uns angeschlossen hatte, war er gelegentlich grausam gewesen. Ich glaubte, wir hätten ihn davon geheilt. Als ich jetzt seinen Augenausdruck sah, wusste ich, dass es uns nicht gelungen war.
»Und weißt du, was das Beste ist?«, fragte Asher.
Jean-Claude schüttelte den Kopf.
»Es wird dich quälen zu wissen, dass ich mit Narcissus zusammen bin. Und selbst hinterher wird er dir nicht sagen, was du so verzweifelt gern wissen möchtest.«
Jean-Claude versteifte sich. Ich spürte, wie er sich schlagartig abschottete, uns von seinen Gedanken und Gefühlen ausschloss. Die wogende Macht begann sich zu zerstreuen. Jean-Claude hatte sich in unseren Energiefluss eingespeist. Jetzt verließ er ihn, wenn auch vielleicht nicht ganz mit Absicht. Er konnte sich nicht abschotten und gleichzeitig den Fluss aufrechterhalten.
Sein Ton war ruhig, wie immer gelangweilt höflich. »Wie kannst du so sicher sein, dass er den Mund hält?«
»Weil ich weiß, was ich tue. Und ich werde ihm nicht verraten, was du wissen willst.«
»Was denn?«, fragte ich. »Wovon sprecht ihr?«
Die beiden Vampire wechselten einen Blick. »Frag Jean-Claude«, sagte Asher.
Ich sah Jean-Claude an, aber der starrte Asher an. Wir anderen waren eigentlich überflüssig, Zuschauer einer Vorstellung, die keine Zuschauer brauchte.
»Du bist kleinlich, Asher«, sagte Richard.
Der Vampir drehte den Kopf, und der Zorn in seinen Augen trieb das frostige Blau über die Pupillen. Er sah aus wie blind. »Habe ich nicht das Recht, kleinlich zu sein, Richard?«
Richard schüttelte den Kopf. »Sag ihm einfach die Wahrheit.«
»Da sind drei Leute in seiner Gewalt, für die ich mich ausziehen würde, denen ich erlauben würde, mich anzufassen und denen ich diese so wichtige Frage beantworten würde.« Er stand mit fließender Bewegung auf und trat so nah an mich heran, dass die Macht übersprang, ihn einhüllte und ihm den Atem nahm. Sie erkannte ihn, loderte heftiger, als könnte auch er als Dritter im Bunde agieren, wenn wir nicht aufpassten. Brauchte die Macht bloß irgendeinen Vampir und nicht unbedingt Jean-Claude? Richard schirmte seine Seite gegen ihn ab, so ruckartig und knallhart, dass ich unwillkürlich an einen Metallschild dachte.
Asher strich mit den Fingern durch die Luft über Richards Arm und zuckte zurück. »Die Macht wird schwächer.« Er schüttelte sich. »Wenn du ja sagen würdest, könnte seine Qual enden.«
Ich sah sie beide stirnrunzelnd an, konnte dem Gespräch nicht mehr folgen und war mir auch nicht sicher, ob ich das unbedingt wollte.
Asher richtete diese hellen Augen auf mich. »Oder unsere schöne Anita.« Er schüttelte bereits den Kopf. »Aber nein, ich bin nicht so dumm, darum zu bitten. Es hat mir Spaß gemacht, unseren ach so heterosexuellen Richard mit
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