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Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Titel: Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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könnten als mit einem attraktiven Körper.
     
    »Komm, Nathaniel, wir müssen los.«
     
    Er stand augenblicklich auf, warf ihr aber ein Lächeln zu, bei dem ihre Augen aufleuchteten. Nathaniel arbeitete als Stripper; er flirtete instinktiv und war sich seiner Wirkung auf Frauen nur unterschwellig bewusst. Wenn er eigens darauf achtete, merkte er, was er tat. Aber wenn er unbefangen einen Raum betrat und die Frauen sich nach ihm umdrehten, nahm er das nicht wahr.
     
    Ich fasste ihn an der Hand. »Wir müssen uns beeilen. Sag auf Wiedersehen zu der netten Polizistin.«
     
    »Auf Wiedersehen, nette Polizistin«, sagte er. Ich gab ihm einen sanften Schubs in Richtung Tür.
     
    Zerbrowski ging hinter uns her. Ich glaube, wenn wir allein gewesen wären, hätte er mir allerhand Fragen gestellt. Aber er kannte Nathaniel nicht. Darum gingen wir schweigend zur Entlassungsstelle, wo Jean-Claude auf einem der drei Stühle saß. Normalerweise herrschte dort ein Kommen und Gehen und starkes Gedränge, da der Bereich nur Schrankgröße hatte. Die beiden Verkaufsautomaten nahmen zusätzlich Platz weg. Heute Nacht war es einsam dort, nur der Entlassungsbeamte saß hinter seinem verglasten Schalter. Es war halb vier Uhr früh.
     
    Jean-Claude stand auf, als er mich kommen sah. Sein weißes Hemd war fleckig und am Ärmel zerrissen. Er sah nicht aus, als wäre er geschlagen oder sonstwie verletzt worden. Da er bei seinem Äußeren sonst peinliche Sorgfalt walten ließ, musste etwas Drastisches passiert sein. Ein Handgemenge vielleicht?
     
    Ich rannte nicht auf ihn zu, aber ich schlang die Arme um ihn und drückte die Wange an seine Brust, hielt mich an ihm fest, als wäre er das letzte verlässliche Wesen auf der Welt. Er strich mir übers Haar und flüsterte französische Worte. Ich verstand ungefähr, dass er froh war, mich zu sehen, und dass ich schön aussah, aber alles andere war nur wohlklingendes Gemurmel.
     
    Erst als ich Zerbrowski hinter mir spürte, löste ich mich von Jean-Claude, ließ mich aber dankbar von ihm an der Hand nehmen.
     
    Zerbrowski starrte mich an, als sähe er mich zum ersten Mal. »Was ist?«, fragte ich ungewollt feindselig.
     
    »Ich habe Sie noch nie so ... zärtlich erlebt.«
     
    Das erschreckte mich. »Sie haben mich schon Richard küssen sehen.«
     
    Er nickte. »Das war Leidenschaft. Aber das hier ...« Er schüttelte den Kopf und schaute zwischen Jean-Claude und mir hin und her. »Sie fühlen sich sicher bei ihm.«
     
    Mir wurde schlagartig klar, dass er recht hatte. »Sie sind gar nicht so dumm, wie Sie aussehen, Zerbrowski.«
     
    »Katie liest mir Selbsthilfebücher vor. Ich gucke mir dabei die Bilder an.« Er berührte meine Hand. »Ich werde mit Dolph reden.«
     
    »Ich fürchte, das wird nichts nützen«, meinte ich.
     
    Er zuckte die Achseln. »Wenn Orlando King bekehrt werden kann, dann jeder.«
     
    »Was meinen Sie damit?«, fragte ich.
     
    »Haben Sie mal eins von den Interviews gelesen, die er vor seinem Unfall gegeben hat?« Er machte mit den Fingern Anführungszeichen bei dem Wort Unfall.
     
    »Nein. Ich glaube, da hat mich das Thema noch nicht interessiert.«
     
    Er sah mich stirnrunzelnd an. »Ich vergesse immer wieder, dass Sie damals noch in den Windeln lagen.«
     
    Ich schüttelte den Kopf. »Zur Sache.«
     
    »King war die leuchtende Fackel der Bewegung, die die Lykanthropen zu Nichtmenschen erklärt haben wollte, damit sie für ihre bloße Existenz hingerichtet werden können. Dann wurde er von welchen aufgerissen, und siehe da, er wurde milde.«
     
    »So ist das, wenn man dem Tod von der Schippe gesprungen ist, Zerbrowski.«
     
    Er grinste mich an. »Mich hat das nicht zu einem besseren Menschen gemacht.« Ich hatte ihm mal den aufgerissenen Bauch zugehalten, bis der Rettungswagen kam. Das war vor zwei Jahren kurz vor Weihnachten gewesen. »Zerbrowski gesund und munter« hatte als Einziges auf meiner Wunschliste für den Weihnachtsmann gestanden.
     
    »Wenn Katie das schon nicht schafft, wer dann?«
     
    Er grinste noch breiter, dann wurde er plötzlich ernst. »Ich werde mit dem Boss reden. Mal sehen, ob ich ihn auch ohne Nahtoderlebnis milder stimmen kann.«
     
    Ich sah in sein ernstes Gesicht. »Nur weil Sie mich Jean-Claude haben umarmen sehen?«
     
    »Ja.«
     
    Ich drückte ihn kurz. »Danke.«
     
    Er schob mich Jean-Claude in die Arme. »Bringen Sie ihn unter Verschluss, bevor die Sonne aufgeht.« Und zu Jean-Claude: »Passen Sie auf sie

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