Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts
ich könnte Ihnen glauben.«
»Das wünschte ich auch, besonders da ich die Wahrheit sage.«
»Wer oder was hat das getan, Anita?«
Ich schüttelte den Kopf. »Die Sache ist erledigt.«
»Verdammt, Anita, wie soll ich Ihnen vertrauen, wenn Sie nicht mit mir reden wollen?« Ich zuckte mit den Schultern. »Sind die am Arm schon alle?«
»Fast.«
»Ich will die anderen auch sehen.«
Ich kannte viele Männer, die ich jetzt verdächtigt hätte, mich ohne T-Shirt sehen zu wollen, aber Dolph gehörte nicht dazu. Diese Art Spannung hatte es zwischen uns nie gegeben. Ich blickte ihm fest in die Augen und hoffte auf einen Rückzieher, aber den Gefallen tat er mir nicht. Hätte ich mir denken können.
Ich zog mir das T-Shirt aus der Hose und hob es bis zum Hals hoch. Ich musste auch den BH ein Stück hochziehen, um das runde, inzwischen zugeheilte Loch über dem Herzen zu entblößen.
Er berührte auch das und schüttelte den Kopf. »Als hätte er es auf das Herz abgesehen gehabt.« Er sah mich fragend an. »Wie zum Teufel konnte das so schnell verheilen, Anita?«
»Kann ich mich wieder anziehen?«
Es klopfte an der Tür, und Zerbrowski kam ohne abzuwarten herein, während ich den BH über meine Brüste fummelte. Er riss die Augen auf. »Störe ich?«
»Wir sind fertig«, sagte ich.
»Und ich dachte immer, Dolph hätte mehr Stehvermögen.«
Wir guckten ihn beide böse an. Er grinste. »Graf Dracula wartet auf Sie.«
»Er heißt Jean-Claude.«
»Wie auch immer.«
Ich musste mich nach vorn beugen und meine Brüste in die Körbchen schieben. Die Drahtbügel tun weh, wenn sie nicht richtig sitzen. Beide sahen mir dabei zu, und ich war zu stur, um mich wegzudrehen. Zerbrowski guckte, weil er ein fröhlicher Genießer war, und Dolph, weil er sauer war.
»Wären Sie mit einem Bluttest einverstanden?«, fragte er.
»Nein.«
»Wir können auch einen erzwingen.«
»Auf welcher Grundlage? Ich habe nichts getan, Dolph, außer hier lebendig aufzukreuzen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, Sie sind enttäuscht.«
»Ich bin froh, dass Sie am Leben sind«, sagte er.
»Bedauern aber, dass Sie Jean-Claude nicht ans Leder können. Liege ich da richtig?«
Er sah weg. Also hatte ich getroffen. »So ist es doch, hm? Sie würden Jean-Claude zu gern hier behalten und ihn hinrichten lassen. Er hat mich nicht getötet, Dolph. Warum wollen Sie ihn tot sehen?«
»Er ist schon tot, Anita. Er hat es nur noch nicht so richtig kapiert.«
»Ist das eine Drohung?«
Dolph schnaubte verärgert. »Er ist eine wandelnde Leiche, Anita.«
»Ich weiß, was er ist, Dolph, wahrscheinlich besser als Sie.«
»Das höre ich immer wieder«, sagte er.
»Was denn, Sie sind sauer, weil ich mit ihm zusammen bin? Sie sind nicht mein Vater, Dolph. Ich kann zusammen sein, mit wem ich will.«
»Wie können Sie sich von ihm anfassen lassen?« Jetzt war seine geballte Wut zu hören.
»Sie wollen ihn tot sehen, weil er mein Geliebter ist?« Ich konnte meine Überraschung nicht verbergen.
Er wich meinem Blick aus.
»Sie sind nicht eifersüchtig, Dolph. Das weiß ich genau. Es regt Sie nur auf, dass er kein Mensch ist, stimmt's?«
»Er ist ein Vampir, Anita.« Jetzt sah er mich an. »Wie können Sie eine Leiche ficken?«
Die Feindseligkeit wurde mir zu persönlich, zu respektlos. Und dann ging mir ein Licht auf. »Welche Frau in Ihrem Leben geht mit den Untoten ins Bett, Dolph?«
Er stürmte zwei Schritte auf mich zu, am ganzen Körper zitternd, mit geballten Fäusten und dunkelrotem Gesicht. »Raus!« Er biss die Zähne zusammen.
Ich wollte etwas Beschwichtigendes sagen, aber es gab nichts zu sagen. Ich ging vorsichtig an ihm vorbei, ohne ihn aus den Augen zu lassen, aus Angst, er könnte mich packen. Aber er stand da und fand die Beherrschung wieder. Zerbrowski begleitete mich nach draußen und schloss die Tür hinter uns.
Wäre Zerbrowski eine Frau, hätten wir darüber gesprochen, was sich gerade abgespielt hatte. Vielleicht auch, wenn er einen anderen Beruf gehabt hätte, aber er war Polizist, und das hieß, man redete nicht über persönliche Dinge. Wenn man zufällig etwas erfuhr, das für den anderen wirklich schmerzhaft war, wirklich privat, ließ man ihn gefälligst in Ruhe - außer derjenige wollte darüber reden. Davon abgesehen wusste ich sowieso nicht, was ich
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