Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
Satz weiter geht, falls das so ist?«
Theodus grinste triumphierend. »Ich habe noch eins der Drachenbücher. Ich muss noch einmal zu mir nach Hause.«
Baddo setzte sein breitestes Grinsen auf. »Musst du nicht. Mir fällt nämlich gerade ein, dass ich auch eins hier habe. Einen kleinen Moment.«
Wieder einmal verschwand die sonderbare Erscheinung des Baddo in seinen unüberschaubaren Regalen.
Theodus nahm einen großen Schluck des Spezialtees und spürte auch sofort die belebende Wirkung. Er erhob sich ungeduldig und ging hin und her. Gedankenvertieft las der alte Magier noch einmal die Übersetzung und begann, vor sich hinzumurmeln.
»... der König der Feinde ... blind ... hm ... Baddo ... komm schon«, der alte Magier blieb schließlich stehen und hob seinen Kopf mit flatternden Augenlidern an die Decke. Er versuchte, sich zu konzentrieren und einen Sinn in die Zeilen zu zwingen.
Es kam Theodus endlos vor, aber Baddo meinte nur »Da bin ich schon wieder.« und setzte sich hin, nachdem er seinem Freund das besagte Buch in die Hand gedrückt hatte.
Der hatte es ihm beinahe aus den Händen gerissen und fing sofort an in dem schweren Folianten zu blättern. Normalerweise hätte weder Baddo noch Theodus so einem Buch nicht auch nur einen Moment ihrer Aufmerksamkeit geschenkt. Es war von minderer Qualität mit schlechten Materialien gefertigt und der Inhalt hatte allenfalls unterhaltenden Charakter, denn die Geschichten enthielten oft Ungereimtheiten, waren eintönig oder ergingen sich in weiten Strecken in Lobgesängen auf Gordobir oder auch Gordobir Garesch, was soviel wie Gordobir, der Menschenschinder, hieß. Die wenigen Bilder waren schlecht gemalt und der Text strotze vor Worten willkürlicher Schreibweise. Jedoch war es eines der wenigen Exemplare des streng verbotenen Kultes der Drachenanbeter, ein Drachenbuch.
Den Kult nannte man auch Schinderkult oder Hexenkreis. Ankwin, Theodus und die anderen hatten es sich nach dem beängstigenden Ausgang der damaligen Geschichte zur Aufgabe gemacht, diesen Kult auszurotten, was ihnen, soweit man gemeinhin wusste, auch gelungen war. Theodus hatte schon ewig nicht mehr darin gelesen. Das war früher sowieso nur zum Zeitvertreib geschehen und um den Gegner besser zu verstehen.
Fieberhaft blätterte er mit fahrigen Fingern in den vergilbten, brüchigen Seiten. Hin und wieder rissen die Seiten ein oder ihm fielen Blätter entgegen.
»Sachte, alter Freund. In der Ruhe liegt die Kraft. Beruhige dich.« Baddo sah seinen Freund mit einiger Sorge zu. Wieder wurde ihm die Veränderung seines Freundes bewusst.
Es dauerte einige Zeit und zwei Tassen Tee bis Theodus endlich die Stelle gefunden hatte.
‚Höre, Ungläubiger, der Menschenschinder ist auf dem Weg. Seine Ankunft ist nah. Gordobir wird herrschen auf der Welt, wie es bestimmt ist von Anbeginn. Seine Diener bereiten seinen Weg. Seine Feinde werden zertreten im Staub und der König seiner Feinde wird blind sein und nur der, der unberührt ist, wird schadlos kosten können von der Frucht des Drachen. Doch jeder, der der Frucht nahe kommt, wird verderbt sein und der Menschenschinder wird weiter leben in uns. Das ist das Schicksal der Menschheit. Verzweifle, denn es gibt kein entrinnen’.
Wieder breitet sich ein Schweigen aus, das von der Ratlosigkeit der beiden alten Männer zeugte.
»Wirklich weiter bringt uns das noch nicht.«, meinte Baddo schließlich trocken.
Trotz seiner Abgeschlagenheit spürte Theodus eindeutig, dass er auf dem richtigen Weg war. Ihm fehlten nur noch wenige Steine in diesem alten Mosaik. »Ich brauche diesen Dolch. Auf der Scheide stand auch etwas in der Schrift.«
»Das wird auch nichts anderes sein, als irgendeine stumpfe Verheißung, die nie eintreten wird. Der Dolch hatte zwar eine Aura, aber die fühlte sich an wie der Stein eines uralten Tempels, da ist nicht mehr. Das Ding wird genauso nutzlos sein, wie so vieles hier unten.« Baddo spielte gelangweilt mit dem brennenden Salamander. Der gurrte genüsslich.
»Du hast selbst gesagt, wir sollten uns auf die Fakten konzentrieren. Also, ... warum sollten die drei Weisen einen Jagddolch im Ratsraum aufhängen, wenn es an ihm nichts Besonderes gibt?«
Der hagere Magier brach die Liebkosungen des Tieres abrupt ab, worauf es aufhörte, zu gurren und sich eingeschnappt auf dessen Schulter verzog. »Tja, guter Freund. Das ist wohl der Grund, warum ich hier herunter gesteckt worden bin und du in die große, weite Welt durftest.«
»Das
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