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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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übersäte Wange. »Du alter kauziger Possendichter«. Sie machte eine nachdenkliche Pause. »Ich bin froh, dass du da bist.«
    »So geht’s mir auch in den Zeiten, diesen kalten,
    ... du Schönste aller Alten.«
    Freundschaftlich aber mit gespieltem Ärger schlug Lavielle ihm die Faust auf den Oberarm. »Komm, jetzt du alter Narr, bevor ich mich vergesse!«
    »Wenn du dich je vergisst, werd ich dich wieder finden.«
    Als sie sich dem Dorf zuwandten und die ersten Schritte gingen, wollte Lavielle noch etwas sagen, aber dann wurde ihr klar, dass Bermeer nicht gereimt hatte. Das war so selten der Fall, dass die Worte umso mehr Gewicht bekamen. Irgendetwas an diesen Worten beunruhigte sie und gab ihr zugleich Zuversicht, doch hätte sie jemand danach gefragt, sie hätte es nicht erklären können.
    Kurz vor dem Dorf trennten sich ihre Wege, als die Heilerin eine andere Richtung einschlug. Sie wollte die Hauptstraße meiden, wenn man den matschigen Pfad so nennen konnte, um hinter den Häusern herum zum Schmied zu gelangen. Eine Heilerin von ihrem Stand zog immer allerlei Menschen an, Bedürftige, Neugierige und Menschen, die Hoffnung brauchten.
    Normalerweise wäre sie sogar mitten auf den Markt gegangen, denn sie schämte sich ihrer Aufgabe keineswegs. Sie nahm sie sehr ernst, doch heute war ein anderer Tag und es gab im Augenblick Wichtigeres.
    Bermeer zog seine Mütze herunter, holte einen leichten braunen Kapuzenumhang aus der Tasche und warf ihn über und innerhalb von drei Schritten war aus dem auffälligen Narren ein Niemand geworden, der gekonnt in die Menschenmenge eintauchte und in ihr verschwand - wie ein Tropfen im Meer.
    Ihm fiel sofort auf, dass hier nicht nur Menschen aus der näheren Umgebung waren. Das konnte man daran sehen, dass das Warenangebot eine überraschende Menge und Vielfalt aufwies und dass der typische hier ansässige Menschenschlag durch einige hochgewachsene und auch ein paar feiste Menschen bereichert wurde.
    Außerdem waren für so einen kleinen Markt auffallend viele fahrende Händler anwesend und die Gauklertruppe, die im Augenblick ihre Kunststücke zeigte, hatte ein Niveau, das hier auf dem Land beinahe vergeudet schien. Normalerweise wäre hier in Birgenheim zu Beginn des Winters für fahrendes Volk nichts zu holen gewesen. Die Anwohner lebten sparsam und geizig, weil sie über den Winter kommen wollten, und mieden die Kälte, wo es ging.
    Irgendetwas stimmte hier nicht. Kurz entschlossen stellte er sich zu zwei Zuschauern auf eine Kiste. So hatte er einen besseren Überblick. Mit raschen Blicken zählte er einen Bereich in der Menge, schätzte die Größe des Platzes und überschlug die Zahl.
    Bermeer kam auf ungefähr 700 Menschen. Dann zählte er die Häuser, die er sah und im Geiste die, die er vom Hügel aus gesehen hatte. Er kam auf etwa 25 Häuser und Hütten. Rechnete man pro Hütte eine Großfamilie von ungefähr zwölf Menschen, so war er bei 300. Großzügig rechnete er für Besucher aus der Burg, dem Wald und einzelner Gehöfte noch einmal 50 dazu, dann war er bei 350. Jetzt noch 15 Händler, die vom Aussehen her nicht von hier kamen, das machte 365. Hier befand sich ungefähr das Doppelte. Zu viele Menschen. Woher kamen die und warum?
    Das Warum schien ihm klar zu sein. Die einzigen Ereignisse, die in nächster Zeit stattfinden würden, waren die Wintersonnwende und Ankwins Bestattung. Die Wintersonnwende feierten die Menschen meistens zuhause in ihren eigenen Dörfern. Irgendwie hatte die Kunde von Ankwins Tod viel zu schnell das Fürstentum verlassen.
    Bermeer sprang von der Kiste und ging wieder in der Menge unter. Er ließ sich von den Menschen über den kleinen Markt spülen und wogte mal hier hin mal da hin. Schnell waren die Einkäufe erledigt.
    Bei dieser Witterung war die Wirkung der Suppe von der Burg rasch verflogen. Während er sich also an einem gebratenen Huhn am Spieß gütlich tat, spitze er die Ohren und las den Mensche zum Teil auch von den Lippen. Das Lippenlesen war eine seiner leichteren Übungen, allerdings gleichzeitig noch die Menschen in seiner näheren Umgebung zu belauschen und beides zu verstehen, war weitaus schwieriger.
    Nach einer kurzen Weile legte der alte Gaukler eine Pause ein, genoss sein Huhn und einen Becher warmen Met, um sich anschließend wieder auf die Menschen zu konzentrieren. Beim zweiten Mal musste er sogar etwas früher abbrechen, doch Bermeer hatte genug gehört.
    Durch neugierige und abfällige Bemerkungen über die

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