Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
Soldaten hatte mittlerweile noch zwei weitere Becher getrunken.
Die Heilerin bedankte sich bei der alten Frau, die ihr die Hände küssen wollte, und schickte sie mit einigen weiteren Segensprüchen wieder nach Hause. Prüfend sah sie die beiden Soldaten an, zu deren roten Nasen sich nun auch leicht gerötete Augen gesellt hatten.
»Wie sind Eure Namen?«
Sonderbarerweise verwandelten sich die beiden Soldaten augenblicklich in zwei kleine Jungen, die den Eindruck erweckten, beim Griff in den Honigtopf erwischt worden zu sein.
Verlegen begannen sie, zu antworten. »Enko ... und der da heißt ...«
»Ich heiße Wordsch ...«
»Nun denn ...«, begann die Heilerin, »Enko und Wordsch. Richtet Eurem Herrn aus, dass ich die von ihm zugesicherte Unterstützung morgenfrüh erwarte ... und zwar in vollem Umfang.« Ernst sah sie die beiden an. »Könnte Ihr Euch das merken?«
Diesmal war Wordsch schneller: »Ja, Herrin, selbstverständlich. Ihr erwartet die Hilfe des Herrn morgen früh.«
»In vollem Umfang ... Geht jetzt, dass Ihr noch heil auf die Burg kommt.«
Ohne Worte aber mit unzähligen Verneigungen huschten die Soldaten in die Dunkelheit und waren schnell verschwunden.
Lavielle blickte ihnen nachdenklich hinterher. »Und? Alter Freund, was hast du herausgefunden?«
»Zuviel Volk im Dorf und auf dem Platz,
das sah ich, hört’ ich aus dem Schwatz.
Gut ein Doppel der normalen Zahl.
Wer die Kund’ verriet? Eng wird die Wahl.«
Zustimmend nickte Lavielle langsam mit dem Kopf. »Hoffentlich wird dieser Brenkus nicht noch zu einem Problem. Für so etwas habe ich jetzt überhaupt keine Zeit und auch nicht die Geduld.«
Auf zum letzten Tanz
(Brakenburg im Herbst)
Lustig gluckernd baumelte der in Korb eingeflochtene Tonkrug und ließ das Weidengeflecht durch sein Gewicht quietschen. Theodus wechselte das Gefäß von der einen in die andere Hand. Die Luft war frisch und belebend an diesem Morgen und nach dem opulenten Frühstück tat ihm der Fußmarsch zur Universität richtig gut. Der gestrige Tag war arbeitsreich gewesen. Er war in der ganzen Stadt herumgefahren, um die benötigten Dinge herbei zuschaffen und einiges zu arrangieren.
Baddo und Miretta hatten ihn tatkräftig unterstützt und schließlich zusammen mit ihm das Abendessen eingenommen.
Miretta hatte ihren legendären Rehrücken gebraten. Baddo war mit drei Flaschen besten Weins erschienen und so hatten die Drei ihre letzten gemeinsamen Abend in sehr vertrauter und entspannter Stimmung verbracht.
Das hatte mit Sicherheit daran gelegen, dass Theodus nicht verraten hatte, dass es ihr letzter Abend war. Doch er hatte Miretta als auch Baddo falsch eingeschätzt.
Baddo hatte sich spät in der Nacht verabschiedet und Theodus dabei herzlicher als sonst gedrückt. Das hatte der alte Magier genau gespürt.
Und Miretta hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt auch nichts anmerken lassen. Erst, als sie alleine waren, hatte sie ihn wortlos und mit feuchten Augen bei der Hand genommen und war mit auf sein Zimmer gegangen. Sie hatten die ganze Nacht schweigend beieinandergelegen und sich einfach nur festgehalten. Einmal hatte er etwas sagen wollen, doch sie hatte ihm nur zärtlich den Finger auf die Lippen gelegt. Irgendwann war Theodus dann doch eingeschlafen.
Als er erwacht war, hatte es bereits angenehm nach frischem Tee, gebratenen Eiern und frischgebackenem Brot gerochen. Miretta war bis auf ein paar wenige Worte schweigsam geblieben, nur ihre Abschiedsumarmung hatte nicht enden wollen und unter zahllosen Tränen waren ihr auch einige herzzerreißende Schluchzer entwichen.
Und obwohl er sich fest vorgenommen hatte, standhaft zu bleiben, drehte er sich am Ende der Gasse doch noch einmal zu ihr um.
Miretta stand einfach nur da, die linke Hand am Bund ihrer Schürze, die rechte auf ihrer Brust. Noch von hier aus konnte er ihre vom Weinen roten Wangen sehen. Das Bild wollte nicht aus seinem Bewusstsein verschwinden und begleitete ihn bis zur Universität.
Hier schoss ihm allerdings ein anderes schmerzhaftes Gefühl in den Magen. Er würde den drei Weisen gegenübertreten. Es mischte sich allerdings schon mit der Aufregung durch ein großes Vorhaben gepaart mit der begierigen Erwartung neuer Abenteuer.
Theodus stand vor dem Haupteingang, zupfte seine Kleider zu Recht, atmete noch einmal aus und betrat das ehrwürdige Gebäude erhobenen Hauptes.
Die verhüllte Person, der er in einem unbeobachteten Moment über einen Seiteneingang Einlass gewährte, nickte
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