Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
zierten.
Erfolgreich hatte er dem Bauaufseher die richtigen Unterlagen entwendet und die Sitzordnung der Ratsherren, die dort verzeichnet war, verändern können.
Das gefälschte Papier hatte er dem Mann wieder untergeschmuggelt, als er ihn am nächsten Morgen anrempelte und beim Aufsammeln der Unterlagen half - ein Kinderspiel.
Auch die Fackeln und den Baldachin zu präparieren, hatte ihn nur wenig Mühe gekostet. Doch Bermeer musste zugeben, dass er jetzt sehr müde war.
Vor Kurzem hatten die Heiler ihr Gelübde abgelegt und auf dem Platz war eine ausgelassene Stimmung entstanden. Direkt vor der Bühne hatten einige der jungen Heiler ihren Gebetstanz begonnen, was selbst für den Blutboten ein ungewöhnliches Schauspiel war. Der Rhythmus ihres Gesangs, ihres Stampfens und Klatschens hatte mittlerweile viele Zuschauer mitgerissen. Einige Schäfer waren mit ihren Sackpfeifen in die Melodie eingefallen und jeder tanzte alleine in ekstatischer Bewegung oder in wilden Reigen.
Auch das Gauklerherz in Bermeers Brust klopfte wild und gut gelaunt.
Da begannen ein paar der frischgebackenen Magier, deren Enthaltungen und Beherrschtheit ihrer langjährigen Ausbildung sich nun in Übermut entlud, kleine Funkenregen und bunte Flämmchen hoch über der Menge zu zaubern. Einer begann, die Flämmchen in helle Kugeln zu verdichten, um sie dann in tausend Funken zerplatzen zu lassen. Die Stimmung schwoll weiter an und die Menge quittierte das Feuerwerk mit Gejohle und Applaus.
Angestachelt durch die Massen begannen die Jungmagier, Figuren zu zaubern, kleine Zwerge, Ochsen, Kinder und Blumen. Ein ganz pfiffiger Magier brachte sogar das Wappen Brakenburgs und schließlich sogar den König selbst, wie er auf den Geldmünzen zu sehen war, zustande. Huldvoll winkte der lächelnde König. Die Stimmung kochte und Bermeer wurde auf einmal ganz heiß.
Denn auch magisch erzeugtes Feuer war Feuer und die bunten Flammen der Magier kamen dem präparierten Baldachin immer wieder gefährlich nahe. Was wenn sich das Tuch vor der Zeit entzündete?
Er beschattete seine Augen mit einer langsamen Bewegung, um nicht doch aufzufallen, und blickte angestrengt zur Tribüne. Er hatte Glück, der einzige Platz der leer war, war der des Königs. Der hatte sich nach dem offiziellen Teil gerade erhoben und zurückgezogen hatte. Er würde erst wieder an der Bestattung Kostans teilnehmen.
Die Personen, die Bermeer töten sollte, saßen alle noch an ihrem Platz. Wohl war ihm nicht bei der Sache, aber er hätte jetzt auch nichts mehr daran ändern können.
Angestrengt beobachtete er das Geschehen rund um die Ehrentribüne, da sah er mitten unter den hohen Würdenträgern einen bunt gekleideten Jungen. Der winkte ihm zu.
Es war Pitto, wieder so, wie er ihn zuletzt gesehen hatte, blass und mit der großen Wunde auf der Stirn.
Bermeer brach der Schweiß aus und für einen Moment verschwammen die vielen Eindrücke zu einer grässlich verzerrten Musik aus scheußlichen Bildern und wirren Tönen. Er klammerte sich mit der Linken an einer der Statuen fest, denn er wankte gefährlich nahe am Rand des Simses.
Es war einer dieser Momente, in dem alle Eindrücke ungefiltert auf einen niedergehen und man sich schrecklich klein und schwach fühlt.
Schließlich ging es wieder. Bermeer musste sich eingestehen, dass er in der letzten Zeit wohl etwas zu hart gearbeitet hatte. Pitto war verschwunden.
Einer der Magier verstieg sich dazu, einen glitzernden Funkendrachen aus rotem Feuer zu zaubern, der seinerseits Feuer spuckte. Und da passierte es. Einer der Feuerbälle des Drachen geriet zu nah an eine der von Bermeer präparierten Fackeln und steckte sie in Brand.
So, wie es der Blutbote vorbereitet hatte, entzündete sich die Fackel in einer Stichflamme und das Feuer sprang wie geplant auf den mit seinem Pulver und Lampenöl vorbereiteten Baldachin über. Augenblicklich stand die komplette linke Hälfte des Tribünendaches in Flammen. Ebenfalls wie geplant fiel der lose Pfosten, der nur mit einem dünnen Seil von Bermeer gesichert worden war, auf die Ehrengäste. Er riss das Tuch mit und begrub die Menschen unter einem Flammenmeer.
Der Gesang und das Jubeln schlugen augenblicklich in eine Kakophonie aus wildem Kreischen und lauten Rufen um. Wie ein Stein, der ins Wasser fällt, erzeugte der Brand eine Welle in der Masse der Menschen, die bis an den Rand des Platzes schwappte.
Bermeer lief, kaltblütig, wie er war, trotzdem ein Schauer den Rücken hinab. Alles war
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