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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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zogen.
    Lavielle folgte seiner Bewegung. »Und wo wollen wir ihn bestatten?«
    »Hier.«, vermutlich Garocks einziges Wort an diesem Morgen.
    Die Heilerin blickte sich in ihrer nächsten Nähe um. Sie standen auf dem höchsten Hügel der Umgebung. An vielen Stellen kamen hier die Knochen der Erde durch, Granit, guter Grund. Im und am Bach lagen viele große, rundliche Felsen. Der Wald war nicht zu weit entfernt. Ja, der Platz war wie geschaffen für eine Grabstätte.
    Sie erhoben sich beinahe gleichzeitig und die Heilerin nickte mit zusammengepressten Lippen, als sie sich zu ihm drehte. Ihre beiden Hände legte sie auf seine mächtigen nun vor der Brust verschränkten Unterarme. Lavielle versuchte ihm in die Augen zu sehen und musste dabei den Kopf in den Nacken legen. Scheinbar ungerührt erwiderte Garock ihren Blick. So standen sie eine Weile da.
    Schließlich umschloss er ihre Hände mit seinen riesigen Pranken, dann ging er ohne ein Wort den Hügel hinunter. Sie sah ihm mitfühlend nach, denn sie hatte die Tränen gesehen. »Du bist ein riesiges Reibeisen mit einem riesigen Herzen.«
    Garock ging zu dem Schlachtross, das zusehends unruhiger geworden war. Es schien trotz der vergangenen Strapazen vor Kraft zu strotzen. Beruhigend tätschelte er dessen Blässe auf der Stirn. Nachdem er das Pferd gefüttert und getränkt hatte, zogen die beiden nebeneinander Hang abwärts auf den kleinen Wald zu. Garock hatte eine riesige Axt über der Schulter.
    Lavielle musste lächeln. Die beiden sahen eher aus wie zwei Brüder als wie Mensch und Ross. Schon nach wenigen Momenten war von ihnen durch die Flocken nicht mehr viel zu sehen.
    Die Heilerin fröstelte. Zeit für das Morgengebet.
    ***
    »W ... W ... Was ist ein K ... K ... K ... Kontinent?«
    Helmin fiel es schwer, die Augen zu öffnen. Sie wusste erst gar nicht, wo sie war, geschweige denn, wem die Stimme gehörte.
    »M ... Mama ... was ist K ... Kontinent?«
    Die Kräuterfrau konnte die Stimme endlich ihrem Sohn zu ordnen. Sie richtete sich auf und bereute es sogleich ein wenig. Ein dünner stechender Schmerz quälte ihre rechte Gehirnhälfte und die Schleier der Nacht fingen an, sich zu heben - der Kegulanerschnaps. Ihre Zunge war etwas geschwollen und klebte an ihrem Gaumen. Bemerkenswerterweise konnte sie aber jetzt schon wieder ziemlich klar denken und wunderte sich, dass ihr Schädel nicht schlimmer brummte. Helmin hatte dem Schnaps ziemlich zugesprochen und die letzten Wochen waren sehr anstrengend gewesen.
    Ihr erstes ‚Was?’ konnte die Lippen nicht recht überwinden, sodass nur »Wssh« zu verstehen war. Moakin schaute besorgt, denn so sprach seine Mutter nur, wenn sie einmal krank war. Er reichte ihr einen Krug mit Wasser, denn das hatte er schließlich verstanden.
    Das abgestandene Wasser schien ihr direkt aus einem Bergquell zu kommen. Hastig trank sie in großen Schlucken. Die Kopfschmerzen verflogen fast augenblicklich.
    »Was hast du gesagt?«
    »W ... Was i ... ist ein Kontinent? Die Frau, L ... Lavielle, hat doch gestern davon erzählt.«
    Die letzten Nebelfetzen des Vergessens verflogen und Helmin erinnert sich an jede Einzelheit des gestrigen Abends. Sie stand auf und prüfte kurz ihr Gleichgewichtsvermögen. Es schien einwandfrei zu funktionieren. Sie schlurfte zur Feuerstelle. Jemand hatte schon Feuer gemacht. Die Kräuterfrau schöpfte etwas Wasser aus dem Eimer, um einen Tee zu kochen.
    »Ich hab dir doch mal vom Meer erzählt, Moakin.«
    »J ... Ja.«
    »Nun, ... das Meer ist so groß, dass ganze Länder darin schwimmen und ein großes Land, das im Meer schwimmt, nennt man eben Kontinent.«
    Sie schaute sich um. »Wo sind unsere beiden Fremden eigentlich?«
    »Der Ri ... Der Ri ... Garock ist zum Fürstenholz geg ... g ... gangen und hat das R ... R ... Ross mitgenommen. L ... Lavielle steht o ... oben auf ... f d ... d ... den Felsen des Ka ... Kamms und tanzt.«
    »Sie tanzt?«
    Helmin wollte ihren Sohn gerade wieder einmal zurechtstutzen, weil er Unsinn erzählte. Sie erinnerte sich jedoch an seine Erzählungen über das Ross und schwieg. Sie verließ die Hütte und stockte kurz. Es hatte endlich begonnen, zu schneien. Die Schneedecke war bereits fingerdick. Bedacht darauf, nicht auszurutschen, ging Helmin ums Haus und sah hinauf zum Kamm. Ihr Sohn hatte auch diesmal die Wahrheit gesagt. Sie schämte sich ein wenig, weil sie ihm erst nicht geglaubt hatte.
    Sie sah, wie die Frau oben auf den Felsen tanzte. Sie vollführte herrlich runde

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