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Ann Pearlman

Ann Pearlman

Titel: Ann Pearlman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Apfelblüten im August
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haben, wie viel mir das bedeutet. Ein Symbol für meine Musik, für Sky und mich, fürs Berühmtsein, für das Leben überhaupt. Dieses Symbol gibt mir das Gefühl, dass ich alles tun kann.«
    »Ich glaube, es ist wie Dumbos Zauberfeder?«
    »Dumbo? Weil er denkt, er kann fliegen, solange er die Feder hat, aber in Wirklichkeit kann er auch alleine fliegen?«
    »Genau. Es liegt die ganze Zeit nur an ihm, nicht an der Feder.«
    Ich starre weiter in den Spiegel. Allie ebenfalls. Wir stehen nebeneinander und sprechen mit unseren Spiegelbildern.
    »Bist du an ihm interessiert?«, fragt Allie.
    »Wenn Aaron nicht wäre, vielleicht. Ich meine, als Kind war ich in ihn verknallt. Aber jetzt …« Ich lasse den Satz in der Luft hängen und zucke die Achseln. »Ich meine, ich hab eine Familie. Ich liebe Aaron. Ich bin nicht sicher, ob wir zusammenbleiben, aber ich weiß, es wäre furchtbar für mich, wenn wir uns trennen. Wie könnte ich Levy das antun?«
    »Aber? Ich höre da ein Aber.«
    Wieder zucke ich die Achseln und senke den Blick auf meine Hände, die im Chaos meiner Schminksachen ruhen: verschiedene Lidschatten, Rouge, Make-up und Puder, Lippenstifte. »Aaron … er hat sich von dieser Frau küssen lassen. Um sich zu rächen. Um mir wehzutun. Damit ich mich in Acht nehme.«
    »Intimität ist immer eine Kombination aus Distanz, Individualität und Kompromiss. Wenn man will, dass die Dinge immer nach der eigenen Nase laufen, muss man alleine leben.« Allie legt den Kopf in den Nacken und lacht, halb amüsiert, halb bitter. »Und das bringt natürlich seine eigenen Freuden und Kümmernisse mit sich. Wie du gesagt hast – jede Liebe verändert sich, wenn du dir erlaubst, einfach nur zu lieben.«
    Jetzt starre ich wieder auf mein Spiegelbild. Das Orange ist noch am Platz, und mit den grünen Katzenaugen sehe ich weise und wild aus, obwohl ich mich überhaupt nicht so fühle. Weder das eine noch das andere. Ich fühle mich unsicher. Schon immer habe ich mich gern verkleidet, bevor ich der Welt mein Gesicht zeige. Als Teenager hab ich mir die Haare schwarz gefärbt. Jetzt schminke ich mich, um Li’l Key zu werden. Ist das Eitelkeit? Maskerade? Ein Schutzschild? Dann wird mir klar: Es ist alles drei.
    Die Edelsteine funkeln so hell, damit kann ich unmöglich Schritt halten.
    »Womöglich hab ich schon alles vermasselt. Oder eher: King hat alles vermasselt.«
    »Das war ja auch sein Plan, oder nicht?« Wieder treffen sich unsere Blicke im Spiegel.
    Ich überlege, was ich verlieren würde, wenn ich Kings Angebot annehme. Sofort fällt mir ein, in welchem Ausmaß er mich und meine Musik kontrollieren würde.
    »Letzten Endes kommt es darauf an, was Erfolg für dich bedeutet. Möchtest du ein angesagter Superstar sein, für den man achtzig Dollar hinblättern muss, wenn man ihn live sehen will? Oder möchtest du dem Sog deiner Kunst folgen, möchtest du herausfinden, wo sie dich hinführt und wie sie am besten deine Einzigartigkeit auszudrücken kann?« Jetzt legt auch Allie die Hände auf den Schminktisch und beugt sich näher zum Spiegel, näher zu mir. »Vielleicht lotet die Musikerin, die für Kleingeld am Strand spielt, ihr Talent vollständig aus und schenkt allen Menschen, die vorbeigehen, eine große Freude – ohne dass sie dafür eine Unmenge Geld lockermachen müssen.«
    Vielleicht. Bisher hab ich immer gedacht, man erreicht die meisten Menschen, wenn ein Song total populär ist. Aber vielleicht muss man ihn dafür so lange herunterdimmen und glätten, bis er seine Leuchtkraft und seine Schärfe verliert.
    Vielleicht hat man aber auch Glück. Dann passt deine Stimme und das, was die Leute sich wünschen, am Ende zusammen.
    Ich nehme die Dose mit der Coldcream und schmiere sie mir ins Gesicht, um Key wegzuwischen und Tara wieder zum Vorschein zu bringen.

9
    Wie alles miteinander verbunden ist
    Sky
    D ie Sonne weckt mich. Als ich die Augen aufschlage, sehe ich, dass sie gerade über einen Berggipfel gestiegen ist. Gestern Abend – genau genommen heute in den frühen Morgenstunden – sind wir in diesem von Bergen eingeschlossenen Tal angekommen. Es war so dunkel, dass wir neben der holprigen Straße nicht viel mehr gesehen haben als hin und wieder das Aufblitzen eines Stacheldrahts. Auf einmal starrte mich ein Pferd an, eine Schecke, von der aber nur die weißen Flecken zu existieren schienen. Erst als sie mit einem weißen Augenlid blinzelte, habe ich das glänzende Auge darunter erkannt, und nach und nach

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