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Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Titel: Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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reichlich Zeit. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Das Zeug sieht so lecker aus, dass ich mir wünsche, ich könnte wieder etwas essen. Als sie endlich ihre Bestellung in Händen halten (zwei Caffè latte und Schoko-Muffins) suchen sie sich einen Tisch.
    Ich würde Gordon gern fragen, wie er zum Vampir geworden ist, denn ich habe nicht oft Gelegenheit, mich ausführlich und in aller Ruhe mit anderen Vampiren zu unterhalten. Aber vor der Tür erscheinen noch mehr Leute, die gleich eintreten werden. Zeit, zur Sache zu kommen. Ich weise mit dem Daumen in Richtung Tür.
    Ich bin hier mit einem Jungen verabredet. Er ist etwa vierzehn Jahre alt, blond, ungefähr eins sechzig groß. Hast du ihn gesehen?
    Er deutet hinter mich. Meinst du den da?
    Jason ist hereingekommen und sieht sich mit zaghafter Miene um. Erst sieht er mich nicht, sein Blick huscht von dem Pärchen, das gerade vorn Platz genommen hat, zu den beiden langhaarigen Schachspielern. Dann entdeckt er mich an der Theke und kommt schnurstracks nach hinten.
    »Ich bin Jason. Tut mir leid, dass ich zu spät komme. Der Bus .... «
    Er hält die Hand ausgestreckt. Ich ergreife sie, ohne nachzudenken. »Ich bin Anna, eine Freundin von Gloria.«
    Er entzieht mir seine Hand. »Sie haben echt kalte Hände.«
    »Tut mir leid.« Scheiße. Ich muss endlich lernen, diesen Reflex zu unterdrücken. Ich reibe mir die Hände. »Niedriger Blutdruck.«
    Er zuckt mit den Schultern. »Möchten Sie Kaffee?«
    Ich bin überrascht und beeindruckt davon, dass er zuerst fragt. Er wirkt sehr reif. »Ja.« Ich schaue zu Gordon hinüber. »Mit Sahne und einem Stück Zucker, bitte.«
    »Möchten Sie auch etwas essen?«, fragt Jason.
    Gordon lächelt mich an. Du bist mir vielleicht eine. Ist er nicht ein klein bisschen zu jung für dich?
    Die Sache ist rein geschäftlich, Gordon. »Nein, danke, Jason. Nur einen Kaffee. Aber hol du dir ruhig etwas, wenn du Hunger hast.«
    Jason bestellt für sich einen doppelten Espresso und einen Vollkorn-Blaubeer-Muffin. Als ich den Geldbeutel zücke, streckt er Gordon das Geld hin und sagt: »Nein. Sie sind eingeladen.« Dann blickt er sich wieder um und deutet auf einen Tisch recht weit hinten. »Setzen wir uns dahin.«
    Ich lasse ihn vorangehen. Als ich ihn zuletzt gesehen habe, ist er in Panik die Stufen vor dem Gerichtsgebäude hochgerannt und hat sich in Glorias Arme gestürzt. Heute ist er ruhig und gelassen. Er trägt genau das, was man von einem reichen Teenager in den Privatschulferien erwarten würde: ei-ne weite Jeans von Abercrombie & Fitch, ein rotes Polohemd mit hochgeschlagenem Kragen, Vans ohne Schnürsenkel. Aber sein junges Gesicht wirkt abgespannt, und er hält und bewegt sich wie ein viel älterer Mensch – vierzehn, geht auf die vierzig zu. Vielleicht wird man eben so, nachdem man die Leiche seines Vaters gefunden hat.
    Sobald wir sitzen, kommt er direkt zur Sache. »Woher kennen Sie Gloria?«
    »Sie ist die Freundin meines Geschäftspartners.«
    »Wie heißt er?«
    »David.«
    »Was war er früher mal?«
    »Football-Profi. Bei den Denver Broncos.«
    »Was macht er jetzt?«
    »Er ist Kopfgeldjäger.«
    Er hält inne. Anscheinend habe ich die Prüfung bestanden, denn auf einmal platzt er heraus: »Gloria hat meinen Vater nicht umgebracht.«
    Ich rühre meinen Kaffee um und beobachte seine Miene. »Deine Mutter glaubt das offenbar.«
    »Stiefmutter. Meine richtige Mutter ist vor zwei Jahren gestorben. Kurz nachdem mein Dad uns verlassen hatte.« Die Worte klingen hitzig, doch sein Gesicht bleibt ausdruckslos, distanziert.
    »Das tut mir leid, Jason. Ich wusste nicht, dass deine Mom verstorben ist.«
    Er zuckt mit den Schultern. »Sie war krank. Schon sehr lange. Aber das Timing war beschissen. Dad hätte wirklich noch ein bisschen warten können, ehe er uns verlassen hat. Er wusste, wie krank sie war, aber er hatte eine neue Freundin, da konnte er wohl nicht klar denken.«
    Wieder kein Vorwurf, keine hörbaren Emotionen in seiner Stimme. Spielt er mir etwas vor? Ich warte einen Augenblick ab und bemerke dann: »Du musst ziemlich sauer gewesen sein, als er euch verlassen hat.«
    Er begegnet meinem Blick. »Meine Eltern hatten schon lange Probleme. Laura war nicht seine erste Freundin. Mom hätte ihn längst verlassen sollen, Jahre bevor er uns hat sitzenlassen. Er war mein Dad, und ich hatte ihn schon irgendwie lieb, aber er war kein netter Mensch.«
    Die Antwort ist durchdacht und so ruhig vorgebracht, dass ich nicht sicher bin, wie ich

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