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Anna und Anna (German Edition)

Anna und Anna (German Edition)

Titel: Anna und Anna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Inden
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können?«
    »Anna«, sagte Bella, »in der Liebe ist fast alles möglich. Und man muss nicht mit dreizehn wissen, wen man heiraten will.«
    »Nicht mal, wenn man fast vierzehn ist?«
    »Nein«, antwortete Bella entschieden, »nicht mal dann.«
    »Und was macht man stattdessen?«, fragte Anna und ich hörte die Ratlosigkeit in ihrer Stimme.
    »Man fühlt, was man eben fühlt«, sagte Bella. »Und versucht, damit klarzukommen. Das allein ist schon schwierig genug.«
    Wie recht sie doch hat.
    »Aber wenn man anders fühlt als der andere«, fing Anna wieder an und biss sich dann auf die Lippen.
    Bella brauchte ein wenig, bis sie eine Entgegnung über die Lippen brachte. Sie muss erst noch verkraften, dass ihre kleine Anna sich verliebt hat. Ich überlege, wie das für mich war, damals, als Bella jung war und ich jünger als heute. Ich befürchte, ich war nicht wie Bella. Ich befürchte, ich habe nicht versucht, mit meiner Tochter zu reden. Richtig zu reden. Eigentlich tue ich das ja immer noch nicht …
    »Auch dass die eigenen Gefühle nicht erwidert werden, kommt natürlich vor«, sagte Bella schließlich. »Leider. Und auch damit muss man klarkommen.«
    Anna sah ihre Mutter an. »Und wenn ich nicht weiß, ob er so fühlt wie ich?«
    Bellas Hände zuckten, als wollten sie ganz dringend nach Anna greifen. Stattdessen zückte ihre Rechte wieder den Stift, Bella holte tief Luft und sagte: »Dann wirst du es herausfinden.«
     

     
    »Oma«, hat Anna gesagt, »was meinst du, warum schreibt Jan mir nicht?«
    »Womöglich weil er ein Mann ist. Die lassen häufig lieber Taten als Worte sprechen«, antwortete ich. Und dachte: Gott sei Dank, jetzt reden wir endlich wieder über ihn!
    »Aber Henri schreibt dir doch auch!«
    Das ist wahr. Danke dafür, mein Herz. »Nun«, sage ich vorsichtig, »vielleicht hat es ja auch gar nichts zu bedeuten, dass Jan dir nicht schreibt.«
    »Vielleicht aber doch!«
    »Warum schreibst du ihm denn nicht?«
    Anna ist still.
    Ich sage: »Man muss sich eben trauen. Er genauso wie du. Das hatten wir doch schon.«
    Anna seufzt abgrundtief. »Oma«, sagt sie. »Ich wäre wohl doch ein schlechter Pirat geworden.«
    Irgendwie glaube ich das nicht.
     

     
    Hoi Jan,
     
    was machst du so? Fährst du oft mit der »Juliet«? Mir bleibt hier nur das Radfahren.
    Immer wenn ich zum Fußballtraining radle, komme ich an deinem Haus vorbei. Dein Vater lässt dich grüßen. Er sagt, er habe das Gefühl, sogar unser Kletterbaum vermisst dich. Der rausche jetzt ganz anders im Wind als früher, sagt er.
    Ich denke, es liegt daran, dass keine Drachen mehr in den Ästen festhängen. Und keine Federbälle.
    Wenn du mal wieder vorbeikämst, könnten wir ja neue hinaufschießen.
     
    Grüße,
    Anna
     

     
    Hoi Anna Bloom,
     
    jetzt hast du mir ein schlechtes Gewissen wegen des guten alten Ahorns gemacht. Grüße ihn bitte recht herzlich, wenn du mal wieder an ihm vorbeikommst.
    Ja, die Juliet. Unser Ausflug mit ihr hat mich zum Seefahrer gemacht. Ich habe beschlossen, mich weiterzubilden, und meine Mutter überredet, mich in eine Segelschule zu schicken. Auf der Insel Poel kann man Segeln lernen. In drei Wochen. Man braucht nur ein bisschen Sommerferien dazu.
    Was hältst du davon?
    Ich finde ja, ein Pirat muss wissen, wie er seine Segel zu setzen hat. Also kommst du mit?
    Du kriegst Boote, die Ostsee und hoffentlich Sonne.
    Was willst du mehr?
     
    Jan
     

     
    Lieber Henri,
     
    meine kleine Anna dreht durch. Vor Glück. Vor Liebe.
    Jan will in ein Segelcamp oder so etwas. Und er will, dass Anna auch mitfährt.
    Bella kriegte natürlich sofort wieder Angst. Zu Anna hat sie gesagt: »Wir reden darüber. Okay? Papa und ich. Und«, mit einem Seitenblick auf mich, »Oma.«
    Anna war so zappelig, dass sie kaum still stehen konnte. Sie hüpfte auf und ab und stellte sich abwechselnd auf das rechte und das linke Bein. Wie ein Flamingo. Oder wie die Anna mit zwölf, die versuchte herauszufinden, wie sich ein Einbeiniger fühlt. »Da steht alles drin«, rief sie und tippte mit dem Zeigefinger auf die Broschüre, die sie vor uns auf dem Küchentisch ausgebreitet hatte. »Was es kostet, wo wir wohnen und wer auf uns aufpasst. Schaut euch auch die Fotos an. Es ist phänomenal großartig dort. Sagt auch Jan. Und findet auch seine Mutter.«
    Dann war sie weg.
    Ben begann, neugierig durch das Heftchen zu blättern. »Altes Gutshaus. Badesteg. Boote. Toll. Warum dürfen da denn nur Kinder hin?«
    Bella schaute ihn böse an und

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