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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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nicht gerade schlau“, gähnte Ian. „Abgesehen davon, dass es keinen Spaß macht, den Dienern zuzuschauen, wie sie sich an der gleichen Aufgabe ereifern, ist es nicht besonders effizient, sie so einzusetzen. Jeder soll seinen eigenen Bereich beackern. Wenn sich alle auf das Erledigen von derselben Kleinigkeit stürzen, ist es schlichtweg dumm.“
    „Ach, was für ein schlauer Bursche! So habe ich es mir vorgestellt“, jubelte die Frau auf dem Thron. „Du wirst es bei mir weiter bringen, als ich dachte. Aber eins ist klar: wenn du der Befehlsempfänger bist, macht es natürlich weniger Spaß, aber wenn du selbst Befehle erteilst ...“
    „Ich bin kein Befehlsempfänger. Und habe nicht vor, einer zu werden“, erklärte er mit fester Stimme.
    Sie setze eine zufriedene Miene auf. „Sage ich doch, du bist ein geborener Herrscher. Du wirst einen hervorragenden Schwarzen Prinzen abgeben! Wir müssen unsere Kräfte vereinen. Dann wird die ganze Andere Welt zu unserem Reich. Viele Gebiete gehören bereits mir. Und wenn du willst“, sie sank ihre Stimme und flüsterte fast, „auch dir“.
    „Sie haben mir immer noch nicht gesagt, was ich Ihrer Meinung nach tun soll.“
    Sie blickte überrascht: „Habe ich es nicht?“
    „Nein.“
    Die Herrscherin setzte ein breites Lächeln auf und sang in einer zuckersüßen Stimme: „Du sollst mit mir dein Erbe teilen.“
    Ian blickte entrüstet. „Ich habe keins.“
    „Wunderbar!“ Ihr Lächeln wurde breiter. „Dann wird es dir um so leichter fallen, dich davon frei zu sprechen und darauf zu meinen Gunsten zu verzichten. Also morgen findet eine feierliche Zeremonie statt. Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Du brauchst dir um rein gar nichts Sorgen zu machen. Das Einzige, was du tun sollst, ist es, während der Zeremonie mit einem klaren Ja auf meine Frage zu antworten. Das ist alles.“
    Er atmete tief durch und sank den Blick auf den Boden. Seine Gestalt spiegelte sich auf der schwarzen Fläche wider. Ein Zwerg, bei dem ein zu kleiner Kopf den geschrumpften, unförmigen Narrenkörper auf kurzen Beinen krönte, starrte ihm entgegen.
    „Nun, ich denke, du bist müde von all dem“, verkündete die Frau auf dem Thron in einem Ton, der keine Widerrede zuließ. „Die Bilder des Reichtums sind für die ungeübten Gemüter oft sehr ermüdend, ja nervenaufreibend“, fuhr sie fort. „Aber keine Sorge. Morgen wird alles seinen rechtmäßigen Weg finden.“ Sie schlug zweimal in die Hände.
    Die zwei Stierköpfe erschienen in der Tür.
    Sie wandte sich zu ihm, ihr Blick von oben herab. „Ich werde dich sicher unterbringen lassen. Morgen findet feierliche Zeremonie statt. Du wirst zum Schwarzen Prinzen und kannst endlich deine hohe Stellung, deine Macht und deinen Reichtum genießen.“
    Ian schloss die Augen. Er war plötzlich todmüde.
    „Ich lasse dich herbringen, sobald die Vorbereitungen abgeschlossen sind. Du selbst brauchst weiter nichts tun.“
    Das waren die letzten Worte, die er von ihr hörte. Alles drehte sich wieder: die hohen, kahlen Wände, der Thron mit der kleinen Frau, der schwarze Boden und seine verzerrte Zwergfigur.
     

Kapitel 17. Der Schwarze Prinz.
    Anna lag da und dachte wieder an den gestrigen Abend. Nachdem sie Ian in ihrem Schlafzimmer eingeschlossen hatte, besuchte sie Alphira. Die Großmagierin sah abgemagert aus: das fahle Gesicht bewegungslos und ernst, der Atem kaum hörbar. Es war unmöglich, ihr etwas zu essen oder zu trinken zu geben. Ihre Lippen blieben fest aufeinander gepresst.
    Die junge Frau verweile eine Zeit lang bei ihr. Todmüde und völlig entkräftet, ging sie ins Wohnzimmer zurück und machte sich bequem in Alphiras Sessel. Die Beine auf einem breiten Schemel, eingewickelt in eine warme Decke vom Kopf bis Fuss, verbrachte sie die Nacht. Der Schlaf wollte zu ihr nicht kommen. Dutzende Fragen gingen ihr durch den Kopf, ohne dass sie nur eine gute Antwort finden konnte.
    Sie öffnete die Augen. Das gleichmäßige Grau blickte ihr gleichgültig entgegen. Ihre Glieder waren steif. Sie streckte sich, stand auf und beugte sich einige Male nach links und rechts, vor und zurück. Es nutzte nicht viel, sie fühlte sich wie gerädert. Es ist nicht ohne, im Sessel die Nacht um die Ohren zu schlagen. Aber solange Ian in Sicherheit ist, ist es schon in Ordnung . Sie lief die Treppe hoch und schloss die Tür auf. Ihr Blick fiel auf das leere Bett. „Ian?“
    Keine Antwort.
    Sie lief durch das Zimmer und klopfte an der Tür ins

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