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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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mehr Licht! Bloß keine Minute länger in diesem Grab! Er stand auf und rüttelte an der Tür. Sie bewegte sich nicht einen Millimeter. Ian musterte die Rostflecke, die ihm ziemlich alt vorkamen.
    Auf einmal merkte er, dass die Oberfläche sich veränderte. Es sah aus, als ob die Tür sich mit der Wand zu verschmelzen begann. Sie glich immer mehr der Wand links und rechts, wurde zu den dicken, grob gehauenen Klötzen, in deren fingerbreiten Ritzen das Wasser sich sammelte und auf den Boden sickerte. Ian stand davor und sah zu, wie der schmale Spalt langsam vor seinen Augen verschwand.
    „Das gibt es doch gar nicht!“, rief er entgeistert. „Die Wand frisst die Tür auf! Wenn es so weiter geht, wie soll ich hier raus kommen? Was soll das alles? Oder bin ich schon verrückt geworden?“
    Er schloss die Augen und atmete tief durch. Ruhig, ganz ruhig. Du hast es nur geträumt. Als er wieder aufblickte, sah er, dass die eiserne Tür vollständig von Steinklötzen ersetzt wurde.
    „Katastrophe …“, flüsterte er erstaunt. „Die Tür gibt es nicht mehr. Jetzt bin ich in diesem Grab eingeschlossen, ohne jede Chance hier wieder rauszukommen! Oje …“, seufzte er. „Das kommt davon, wenn man sich auf irgendeinen Märchenkram einläßt. Wenn ich irgendwie hier wegkomme …“ Er seufzte und ließ seinen verzweifelten Blick im Raum schweifen. Stein, Schmutz, Kälte und Feuchtigkeit guckten ihm gleichgültig entgegen.
    Unbändige Wut packte ihn plötzlich. Er lief einige Schritte zurück und noch schneller wieder vor, und rammte mit Anlauf die Wand an der Stelle, an der er vor Kurzem noch die eiserne Tür gesehen hatte. Die Wand blieb unerschütterlich. Er glitt zu Boden und schürfte die Wange an der rauen Oberfläche auf. Seine rechte Schulter tat höllisch weh. Das Blut hämmerte im Gelenk und es schwoll langsam an. Jede nur so leichte Bewegung fühlte sich wie ein scharfer Messerstich an. „Mist!“ Er stützte sich mit der gesunden Hand vom Boden ab, schleppte sich zu dem steinernen Podest, setzte sich davor und lehnte den Rücken gegen die kalten Steine. „So“, atmete er tief aus. „Jetzt habe ich auch noch eine kaputte Schulter. Und so gut wie keine Chance hier abzuhauen.“
    Er schloss die Augen. Das Hämmern wurde mit jedem Atemzug kräftiger. Bald konnte er sein Herz so laut hören, als ob sein tiefer, hallender Schlag von einer riesigen Glocke käme. Er sah sich auf einmal im kalten, dunklen Kirchenturm stehen und an dem Seil einer einzigen schweren Glocke reißen. Mit jedem Schlag tat es noch mehr weh, das Hallen hörte sich schärfer an, der Schmerz drang bis ins Knochenmark, aber er konnte nicht aufhören. Er musste immer wieder an dem Seil ziehen und dieses klobige Ding zum Läuten bringen. Alles drehte sich um ihn wieder und er fiel auf den Boden. Die Glocke schlug ohne sein Zutun weiter, mit jedem Mal immer lauter Alarm.
     
    Als Anna wieder oben im Wohnzimmer war, lief sie zu Alphira. Die Großmagierin lag in ihrem Bett genauso, wie Anna sie verlassen hatte: die weißen Haare auf dem Kissen wie ein Fächer ausgebreitet, die Hände auf der Brust. Am Scheitel steckte ein mit großen funkelnden Steinen überladener Kamm und ähnelte einer schwarzen Krone. Was soll dieses Ding hier? Ihr lief auf einmal ein kalter Schauder über den Rücken, die Knie wurden weich. Sie musste sich am Bettpfosten stützen. Es kam ihr vor, dass sie einen Hauch von Verwesung und Schwefel riechen konnte. Mit letzter Kraft plumpste sie sich auf die Bettkante. Ihr Blick fiel erneut auf den schwarzen Kamm. Wer hat ihn dorthin getan? Wer war hier? Anna versuchte, die Spuren eventueller Besucher aufzunehmen. Nichts.
    „So ‚Oma“, sagte sie schließlich, als ob die Großmagierin sie hören konnte. „Ich muss los. Aber bald bin ich wieder da. Ich bin eben kurz weg, jemanden holen. Und dann ist dieser Kamm dran“, versprach sie.
    Auf einmal hörte sie eine schwache, kaum hörbare Stimme in ihrem Kopf, die sie für ein paar Momente lang erstarren ließ. Dann freute sie sich über alle Maßen. Alphiras Stimme würde sie aus Tausenden anderen erkennen. „Wie geht es dir?“, fragte Anna besorgt.
    „Ich muss dir etwas Wichtiges sagen“, verkündete die Stimme.
    „Ich bin ganz Ohr.“
    „Du sollst nicht in die Unterwelt gehen. Zu hoch ist die Gefahr, dass du nicht zurückkehren kannst.“
    „Ach Oma, das Thema haben wir doch schon öfters gehabt. Ich muss los, ich muss Ian dort wegholen. Ich habe ihn schließlich in die

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