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Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See

Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See

Titel: Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Neblin
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Wir lassen sie einmal rumgehen und dann verschwinden wir aus der Gegend.“
    „Die Kleine interessiert mich einen Scheiß, Du Schwachkopf! Hör endlich auf, Schulmädchen zwischen die Beine zu gehen, oder zieh es gefälligst richtig durch und lass Dich nicht dabei erwischen. Nein. Hier geht es nicht um die Kleine. Hier geht es um ihn. Er hat eine Lektion verdient. Und Du wirst mir beweisen, dass Du zu etwas nutze bist. Also beweg Deinen verdammten Kadaver zu ihm rüber und verpasse ihm eins. Seine Schwester soll eine schöne Videobotschaft bekommen. Sie soll sehen, wie sein Schädel aufplatzt wie eine überreife Melone. Das wär doch auch was für YouTube, meinst Du nicht?“
    „Du bist verrückt. Mach die verdammte Kamera aus. Ich lass mich doch nicht dabei filmen.“
    „Nicht so schüchtern, kleiner Bruder“, säuselte der Teufel. „Du hast ja keine Ahnung, wie fotogen Du bist.“ Dann fauchte er: „Die Kamera bleibt an! Und jetzt los! Oder sollen wir Dich gleich zu ihm legen?“
    Der Glatzkopf kam mit zitternden Knien näher und – es war erstaunlich – Tränen liefen über seine Wangen.
    „Ich will das nicht, Mann“, flüsterte er mir zu.
    Der unfreiwillige Henker. In diesem Augenblick tat er mir fast leid.
    Doch das Mitleid war verflogen, als er mir das kalte Holz des Baseballschlägers gegen den Hinterkopf legte. An die Stelle, die er treffen wollte.
    Dann war das Holz verschwunden: Der Glatzkopf holte aus. Alles war gründlich schief gelaufen … Warum nur … Ich wartete mit geschlossenen Augen und zusammengebissenen Zähnen auf den Aufprall.
    „Halt!“
    Der Aufprall kam nicht.
    Ich schlug die Augen auf und sah einen groß gewachsenen, stämmigen Mann auf die Lichtung treten und ruhigen Schrittes auf uns zukommen. Der Mann trug Hosen im grün-braunen Tarnmuster eines Soldaten und ein grünliches T-Shirt, das sich eng über seine breite Brust spannte. Sein Gesicht war mit Tarnfarbe bemalt, die die Reflexion des Lichts auf seiner Haut beseitigte. Sein Haar war militärisch kurz geschoren. Bemerkenswerterweise trug er trotz der Dunkelheit eine Sonnenbrille.
    Sergeant John, mein Ex-Marine-Fitnesstrainer, nahm die Brille ab sprach mit kräftiger, befehlsgewohnter Stimme: „Nimm den Schläger runter, Söhnchen!“
    Und tatsächlich hatte der Glatzkopf in der Ausholbewegung innegehalten. Er ließ den Schläger fallen, als wäre er ein glühendes Eisen, und trat eilig zur Seite – weg von mir. Die anderen beobachteten John mit unverhohlenem Staunen.
    „Sonst was?“ fauchte der Teufel, der als Erster die Sprache wieder fand. Schon war er neben mir und hob den Schläger vom Boden auf.
    „Das gilt genauso für Dich, Du Missgeburt. Nimm den Schläger runter, wenn Dir Deine körperliche Unversehrtheit lieb ist.“ Johns Stimme rollte wie Donner über die Lichtung.
    „Wie willst Du mich hindern, Rambo?“
    Die Augen des Teufels funkelten vor blinder Wut. Ich war mir sicher, er würde jeden Augenblick zuschlagen und er würde es genießen. „Wenn Du die Bullen gerufen hättest, wären sie schon hier.“
    Und in der Tat war John unbewaffnet. Er stand einfach da. Breitbeinig, die Hände in die Seiten gestützt. Die Muskeln seiner Oberarme traten bedrohlich hervor.
    Dann geschahen mehrere Dinge gleichzeitig.
    Der Teufel holte aus.
    Der Lärm von Gewehrfeuer zerriss die Stille. Es mussten drei Schüsse gewesen sein. Einer riss dem Teufel den Schläger aus der Hand. Er landete, in Bruchstücke zerstreut, auf dem Boden. Ein weiterer zerfetzte die Hände, die den Schläger gehalten hatten, der Dritte fuhr dem Teufel in die Unterarme. Er würde wohl niemals wieder zu einem Schlag ausholen können.
    „Und das Licht leuchtete um sie!“, rief John und setzte die Sonnenbrille wieder auf. Ich kniff die Augen zusammen.
    Ein gleißender Blitz durchzuckte die Dunkelheit und ließ die Lichtung weiß aufglühen. Eine Blendgranate. Obwohl ich die Augen geschlossen gehalten hatte, konnte ich mehrere Sekunden lang nichts sehen.
    Als mein Augenlicht zurückkehrte, waren die Biker von drei Gruppen von zwei Mal vier und einmal drei Männern umzingelt, die ihre Sturmgewehre auf sie richteten. Die Männer trugen Tarnoveralls, Tarnfarben, Helme und Nachtsichtgeräte. Sie sahen aus wie Kriegsmaschinen aus einem Hollywoodfilm.
    Die Biker hoben die Hände. Ihr Anführer lag wimmernd am Boden.
    John trat zu mir, half mir auf und durchschnitt meine Handfesseln.
    „Alles in Ordnung, Sir?“, fragte er.
    „Danke, John. Es geht mir

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