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Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück

Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück

Titel: Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Stimme.
    „Das weißt du doch!“ Plötzlich schlang Britt ihre Arme um Annes Hals.
    „Ich bin so froh, daß ich dich habe, Anne. Mit niemand anderem könnte ich so reden. Du sagst es auch niemand weiter, nicht wahr, Anne?“
    „Nein, Britt. Nicht einer Menschenseele.“
    An diesem Abend fand Anne keinen Schlaf. Sie lag mit offenen Augen da und starrte in die Finsternis.
    Was hatten schwere Arbeit und Geldsorgen zu bedeuten, was hatten Einsamkeit und Sehnsucht zu bedeuten? Alles wurde belanglos im Vergleich zu diesem.
    Anne hatte ihr gutes Zuhause. Anne hatte Jess, der immer an sie dachte, der ihr schrieb, der ihr in jedem Brief sagte, daß er sie lieb hätte. Anne hatte feste Zukunftspläne, sie hatte ihre guten Fähigkeiten, sie hatte trotz allem einen sicheren Platz in der Welt.
    Und sie hatte das Dasein schwer und schwierig gefunden? O, schämen sollte sie sich! Ihre Lippen formten im Dunkeln diese Worte: „Lieber Gott! Ich danke dir für alle deine Güte gegen mich!“

Annes neuer Job
    Britt war aus der Handelsschule abgegangen. Aber es kam vor, daß sie schnell einmal zu Anne hinauflief. Ein paarmal durfte sie sonntags ihres Vaters Auto leihen. Dann nahm sie Anne mit auf eine Autofahrt. Britt hatte immer viel Geld, und wenn sie hinausfuhren, spendierte sie stets in irgendeinem Ausflugsrestaurant ein Mittagessen.
    Sie war ruhiger geworden, aber um ihren Mund hatte sich ein bitterer Zug eingezeichnet. „Willst du nicht verreisen, Britt?“ fragte Anne. „Nein. Mein Vater braucht mich. Es wäre doch wohl ein bißchen zu schlimm für ihn, wenn beide Frauen weg wären, Mutti und ich auch.“
    Sie versuchte, ihrem Vater den Hausstand zu führen, und Anne entnahm Britts Erzählungen, daß er dafür dankbar war. Zwar war die kleine Britt jung und unerfahren - aber sie hatte zwei erfahrene Hausangestellte zur Seite.
    Eines Tages lud sie Anne zu sich nach Hause ein. Anne war früher schon einmal dort gewesen, zu einem Tanztee. Aber erst jetzt bekam sie den richtigen Eindruck von diesem reichen, schönen Haus mit den Gemälden, den kostbaren Möbeln, all dem gediegenen Luxus.
    Und ihre Gedanken gingen zu der sonderbaren Frau, die ein solches Haus verlassen konnte und ihr einziges Kind dazu.
    Britts Vater, der Schiffsreeder Sander, war ein stiller, wortkarger Mann. Er kam Anne stets freundlich entgegen. Sein Blick hing an der Tochter, und die Liebe leuchtete ihm aus den Augen.
    Anne fühlte, sie war in Britts Haus gern gesehen. Sie konnte nur nicht oft hingehen, obwohl sie aufgefordert wurde. „Schauen Sie herein, wann Sie wollen“, sagte Britts Vater. Aber die Arbeit ging vor.
    Es konnte indessen vorkommen, daß sie ihr Strickzeug einpackte, wenn sie ihre Aufgaben hinter sich hatte, und mit der Straßenbahn zu Britt fuhr. Und während die Nadeln flogen und das Strickzeug wuchs, stand den beiden ungleichen Freundinnen der Mund nicht still. Anne zeigte die Bilder, die Jess in Möwenfjord aufgenommen hatte. Dann kam Britts Vater dazu und wollte sie sehen. Er forderte Anne auf, von ihrem Zuhause auf dem kleinen abgelegenen, schwer arbeitenden Westlandshof zu erzählen. „Was macht denn Jess?“ fragte Britt.
    Anne erzählte. „Feiner Junge“, sagte Britt. „Werdet ihr heiraten?“
    Eine heiße Röte stieg in Annes Wangen. „Ich denke doch“, sagte sie leise und neigte sich tiefer über ihr Strickzeug.
    Britt schwieg eine Weile, bis es ihr plötzlich entfuhr: „Ich heirate nie. Ich wage es einfach nicht!“
    „Aber liebste Britt, du mußt doch.“ begann Anne. „Nein!“ rief Britt. „Nie im Leben!“
    Eines Tages erschien Britt im Pelz. „Geschenk von meinem Vater“, sagte sie. „Armer Vati, er hat ja niemand anderen als mich.“
    Britt bekam neue Kleider. Britt bekam unbegrenzt Taschengeld. Britt bekam neue Möbel für ihr Zimmer.
    Eines Tages zeigte sie Anne eine neue Armbanduhr. „Geschenk von Mutti. Sie hat Angst, ich könnte sie am Ende vergessen!“ sagte Britt. Ihre Stimme klang bitter.
    Dann war Anne wieder allein in ihrem Stübchen und büffelte mit ihren Schulaufgaben und hatte Geldsorgen. Aber trotz allen Mühen und Schwierigkeiten empfand sie eine demütige Dankbarkeit, daß ihr ein Schicksal wie das ihrer Freundin Britt erspart war.
    Was aber ihr Trost und ihre Hoffnung gewesen war, das wurde immer unsicherer.
    „Weihnachten kommst du zu uns, Anne!“ - Diese Worte waren die Zauberformel gewesen, diese Worte hatten sie hochgehalten. Jeden Tag hatte sie einen Strich im Kalender gemacht;

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