Anne Gracie
im Zimmer Kerzen. Sie beauftragte einen Lakaien, einen Paravent zu
holen und vor dem Badezuber aufzustellen.
Als die
Diener gegangen waren, half Cooper Nell beim Entkleiden.
„Vielen
Dank, Cooper.“ Nell ließ sich in das duftende Wasser gleiten. „Bitte
löschen Sie die Lampen aus, bevor Sie gehen, und sagen Sie dann Mr Morant, dass
ich ihn sprechen möchte.“
Die Zofe
machte große Augen, aber sie war zu gut erzogen, um sich ihr Befremden weiter anmerken
zu lassen. Natürlich wusste sie, dass Harry jede Nacht bei Nell schlief –
wahrscheinlich wusste das ganze Haus Bescheid, auch wenn alle so taten, als
bemerkten sie es nicht. Schließlich würden die beiden in ein paar Tagen
verheiratet sein.
Nell genoss
das heiße Wasser und wartete.
Harry
klopfte an ihre Zimmertür, und als sie antwortete, trat er ein und sah sich
stirnrunzelnd um. Das Zimmer war dämmerig und wurde nur von etwa einem Dutzend
Kerzen erhellt. Seine Verlobte war nirgends zu sehen. Funktionierten die Lampen
etwa nicht? War das das Problem? Aber warum hatte sie dann nach ihm schicken
lassen und nicht nach einem Lakaien?
Plötzlich
hörte er ein leises Plätschern und entdeckte erst jetzt den Paravent. Sein Mund
wurde ganz trocken. Seine Vision, wie er einer nackten Nell im Bad assistierte,
kehrte schlagartig zurück, doch er versuchte sie zu verdrängen. Seine künftige
Frau war viel zu sittsam für derlei Frivolitäten, solch eine Vorstellung würde
sie sicher schockieren.
„Nell,
wolltest du etwas?“ Was war das bloß für ein Duft? Rosen? Im Dezember?
„Ja.“
Erneutes Plätschern. „Könntest du bitte einen Moment herkommen?“
Harrys Herz
klopfte schneller. Er trat um den Paravent herum und blieb wie angewurzelt
stehen. Er war zu keinem klaren Gedanken mehr fähig und konnte sie nur
anstarren.
Im Schein
der Kerzen saß sie im Badezuber, errötend und nackt, mit nass schimmernder
Haut. Ihr Haar war hochgesteckt, ein paar feuchte Strähnen klebten an ihrem
Nacken und ihren Schläfen. Ihre Brüste waren zur Hälfte im warmen Wasser
untergetaucht, die weichen, rosigen Spitzen richteten sich unter seinem Blick
sofort auf.
Ihre Beine
waren lang, und die zarten Knie wirkten wie kleine Inseln im Badewasser. „Was
wolltest du von mir?“, brachte er hervor, konnte aber nur noch an das
denken, was er wollte.
Sie nahm
einen Schwamm und verteilte langsam Seife darauf. Wie gebannt beobachtete er,
wie ihre Brüste bei jeder Bewegung mitschwangen. Sie hielt ihm den Schwamm hin,
und er griff danach, ohne nachzudenken, doch im letzten Moment zog sie den Arm
wieder zurück.
„Vielleicht
solltest du lieber erst deine Jacke ablegen“, schlug sie vor.
Er zog sie
hastig aus und warf sie über einen Stuhl.
Nell
betrachtete ihn nachdenklich. „Und vielleicht auch das Hemd. Du willst doch
sicher nicht, dass es nass wird, oder?“ Ihre Augen funkelten.
In dem
Moment setzte sein Verstand wieder ein, und er begriff. Seine sittsame kleine
Nell war doch tatsächlich dabei, ihn zu verführen, sinnlich wie eine Sirene
aus der griechischen Mythologie. All seine männlichen Instinkte nahmen die
Herausforderung sofort an: Wer würde hier wen verführen?
Er lächelte
sie bedächtig an. „Ein nasses Hemd? Schrecklicher Gedanke.“ Er löste sein
Halstuch und warf es über die Jacke, dann zog er sich das Hemd über den Kopf.
Sie sah ihm dabei mit sichtlichem Wohlgefallen zu, ihre goldbraunen Augen
leuchteten. „So und nun gib mir den Schwamm.“ Er nahm ihn und stellte sich
hinter sie. Gott, sogar ihr Rücken war wunderschön. Er ging in die Knie und
begann, mit festen, kreisenden Handbewegungen ihren Rücken zu waschen.
„Seife“, verlangte er. Nell gab sie ihm. Er seifte sich die Hände ein und
massierte ihren Nacken und ihre
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