Anne Gracie
versammelt. Harry schwenkte die Fäuste in
ihre Richtung. „Hat vielleicht noch jemand Lust auf eine Abreibung?“
Schlagartig
verschwanden alle wieder im Haus. Offensichtlich hatten sie dringende Arbeiten
dort zu erledigen.
Die Tür
wurde zugeknallt. Sir Irwin war allein.
Ein mattes
Aufblitzen veranlasste Harry, sich umzudrehen, gerade noch rechtzeitig, um Sir
Irwins Arm festzuhalten. Ein Messer, schmal und tödlich ...
Harry
entwand es ihm. Der Mann setzte sich jetzt zwar entschlossener zur Wehr, weil
ihm die Angst zusätzliche Kräfte verlieh, aber Harrys Muskeln waren durch
zahllose Schlachten gestählt, während Sir Irwin ein Leben im Müßiggang hinter
sich hatte.
„Ein Messer
in den Rücken, wie?“, knurrte Harry und verdrehte ihm den Arm nach hinten.
„Schwächling. Aber für das hier habe ich vielleicht später noch
Verwendung.“ Er schleuderte das Messer weg, und es blieb tief im Rasen
stecken.
„Kommt her,
ihr Feiglinge, er ist unbewaffnet!“, brüllte Sir Irwin zum Haus hinüber,
doch die Tür blieb geschlossen. Nur an den Fenstern bewegten sich leicht ein
paar Vorhänge, ein Zeichen, dass man sie noch beobachtete.
Genug.
Harry packte ihn angewidert an den Revers seiner Jacke. „Da wir gerade von
Feiglingen sprechen“, sagte er, „wo waren wir stehen geblieben? Ach ja,
lassen Sie uns über Frauen reden ...“
Sir Irwins
Augen wurden schmal. „Frauen? Wenn Ihnen eine kleine Schlampe irgendwelche
Geschichten erzählt hat, dann lügt sie“, stieß er hervor. „Das passiert
mir die ganze Zeit, dass mich irgendein Frauenzimmer in die Ehefalle locken
will. Ich bin nun mal ein bedeutender Mann.“
„Ich rede
von einer Dame.“
Einen
Moment lang wirkte Sir Irwin verblüfft, dann fasste er sich wieder und
versuchte, Harry wegzustoßen. „Dann haben Sie sich den Falschen ausgesucht. Ich
nehme nur Schlampen, solche, die darum bitten.“
„Seltsam,
ich habe gehört, einige von ihnen wehren sich.“
Sir Irwin
kräuselte die Lippen. „Manche Frauen mögen es etwas rauer. Sie geben es nur
nicht gern zu, es ist ihnen peinlich“, sagte er hämisch grinsend.
Seine Zähne
waren klein. Wie Rattenzähne, dachte Harry. Der Mann widerte ihn an bis zum
Erbrechen.
„Das
Vergnügen beruht dabei durchaus auf Gegenseitigkeit. So etwas kann man einem
Mann nicht zum Vorwurf machen.“
„Sie mögen
es also auch gern etwas rauer?“, erkundigte Harry sich sanft.
„Manchmal“,
gab er misstrauisch zu. Plötzlich riss er das Knie hoch, um Harry an
empfindlicher Stelle zu treffen.
Harry
wehrte ihn mit der Hüfte ab. „Sie mögen es, wenn sie sich wehren, nicht
wahr?“
Sir Irwin
antwortete nicht, sondern spuckte ihn an. Als Harry mit dem Kopf zurückwich,
versuchte Sir Irwin, ihm die Finger in die Augen zu drücken. Harry schlug seine
Hände weg und verpasste ihm einen Fausthieb ins Gesicht. „Sie kämpfen also
gern“, sagte er nicht unfreundlich. „Dann wollen wir uns jetzt einmal
richtig amüsieren.“
Statt zu
antworten, krümmte der Mann sich zusammen, spuckte einen Zahn aus und fluchte
lautstark.
„Aber Sie
sagten doch eben, Sie hätten es gern auf die raue Art. Haben Sie Ihre Meinung
etwa geändert?“ Wieder traf ihn Harrys Faust.
„Aufhören“,
keuchte Sir Irwin. „Wer immer sie war, ich zahle.“
„Unsinn, das hier ist
umsonst.“ Harry schlug erneut zu. „Sie sagten, Sie
mögen es, wenn sie gegen Sie ankämpfen. Nun, ich kämpfe auch gerade. Es macht
Spaß, nicht wahr? Ein auf Gegenseitigkeit beruhendes Vergnügen ... Also für
mich ist es ganz sicher ein Vergnügen.“ Er packte ihn an der Kehle. „So,
und nun zu der Entmannung ... wo ist das Messer?“
„Hör auf,
du Narr, du darfst ihn nicht umbringen!“
Einen
Moment lang war Harry nicht bewusst, wessen Stimme das war. Seine Wut
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