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Anne Gracie

Anne Gracie

Titel: Anne Gracie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zarte Küsse der Sehnsucht
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ver­wirk­li­chen.“
    Er aß
sei­nen Tel­ler leer und lehn­te nur halb­her­zig ei­ne zwei­te Por­ti­on ab. „Die Sup­pe
ist aus­ge­zeich­net“, sag­te er zu Ag­gie, die das Lob be­schei­den ab­wehr­te und
ihn dann doch zu ei­nem Nach­schlag über­re­de­te.
    Er moch­te
ein eher ru­hi­ger Mann sein, aber er ver­füg­te über mehr Char­me, als streng ge­nom­men
er­laubt sein soll­te.
    Nell
stell­te ihm wei­te­re Fra­gen zu sei­nen Plä­nen, und wäh­rend er von sei­nem Ehr­geiz
er­zähl­te, Ara­ber zu züch­ten, Ren­nen mit ih­nen zu ver­an­stal­ten und sie zu
ver­kau­fen, ver­speis­te er meh­re­re di­cke Schei­ben Toast. Ag­gie, die es lieb­te,
Män­ner zu ver­kö­s­ti­gen – vor al­lem große und gut aus­se­hen­de mit wei­ßen,
eben­mä­ßi­gen Zäh­nen –, sorg­te da­für, dass es im­mer einen Nach­schub an fri­schem,
heißem Toast gab, und stell­te so­gar einen Topf ih­res bes­ten Pflau­men­ge­lees auf
den Tisch.
    Er schenk­te
der al­ten Frau zum Dank ein ver­schmitz­tes, jun­gen­haf­tes Lä­cheln und Nell füg­te
Ag­gie ins­ge­heim der Lis­te sei­ner weib­li­chen Er­obe­run­gen hin­zu. Ag­gie strahl­te
vor Freu­de, als er sich reich­lich von dem Ge­lee be­dien­te. Wie es schi­en, hat­te
er ei­ne Schwä­che für Sü­ßes. Und er sah tat­säch­lich un­wahr­schein­lich gut aus.
    Nell
be­en­de­te ih­re Mahl­zeit so schnell wie mög­lich; sie aß ei­ne hal­be Schei­be Toast
und er­hob sich dann. „Ich ge­he nur rasch und se­he noch ein­mal nach ...“
    „Set­zen Sie
sich und ich schen­ke Ih­nen Ih­ren Tee ein“, for­der­te Ag­gie sie auf.
    „Aber ich
...“
    „Sie
ver­las­sen das Haus nicht oh­ne ei­ne gu­te Tas­se Tee und das ist mein letz­tes
Wort“, er­klär­te Ag­gie. „Au­ßer­dem ha­be ich heu­te Mor­gen Mar­me­la­den­tört­chen
ge­ba­cken, und Sie wer­den eins da­von es­sen, Myla­dy, sonst will ich wis­sen,
warum Sie kei­nen Hun­ger ha­ben!“ Sie stell­te den Tel­ler mit den
Mar­me­la­den­tört­chen so ener­gisch vor Nell, als woll­te sie ihr einen
Feh­de­hand­schuh zu­wer­fen.
    An der
An­re­de „Myla­dy“ er­kann­te Nell, dass ih­re al­te Kin­der­frau ernst­haft
be­küm­mert war über ih­re be­vor­ste­hen­de Ab­rei­se, und so setz­te sie sich ge­hor­sam
wie­der hin und knab­ber­te an ei­nem der Tört­chen. Ver­schnupft schenk­te Ag­gie den
Tee ein.
    Mr Mo­rant
ver­speis­te eben­falls genüss­lich ein Tört­chen und sah Nell dann er­war­tungs­voll
an. „So, und was Ih­re Zu­kunft be­trifft ...“
    „Ich ge­he
nach Lon­don“, wie­der­hol­te sie ener­gisch. Ehe er wei­ter nach­fra­gen konn­te,
zog sie einen Zet­tel aus ih­rer Rock­ta­sche und reich­te
ihn Mr Mo­rant. „Die­se Lis­te könn­te für Sie am An­fang ganz nütz­lich sein. Al­le
sind bes­tens zu emp­feh­len.“ Sie trank ih­re Tas­se has­tig leer und stand
auf. „Jetzt se­he ich noch ein­mal nach Tof­fee und ih­rem Foh­len, wenn Sie nichts
da­ge­gen ha­ben.“ Sie nahm einen Kes­sel mit heißem Was­ser und ver­ließ die
Kü­che.
    Har­ry sah
ihr stirn­run­zelnd nach. Sie schi­en ziem­lich ge­reizt zu sein.
    „Sie hat
die­se Stu­te mit auf die Welt ge­bracht“, er­zähl­te Ag­gie. „Die Mut­ter war
ge­stor­ben und das Foh­len sehr schwach. Miss Nell hat sich um das Klei­ne
ge­küm­mert, als wä­re es ein Men­schen­kind. Sei­ne Lord­schaft woll­te es
ein­schlä­fern las­sen, doch sie hat dar­um ge­kämpft und sich durch­ge­setzt. Noch
ein ganz klei­nes Mäd­chen war sie da­mals, acht viel­leicht, aber sie hat ihm tap­fer
die Stirn ge­bo­ten, bis er schließ­lich nach­gab. Sie hat die Stu­te dann selbst
groß­ge­zo­gen und zu­ge­rit­ten – die­se Be­ga­bung liegt ihr im Blut, ih­re Ma­ma war
ge­nau­so. Die gan­ze Fa­mi­lie war ver­rückt nach Pfer­den. Es brach Miss Nell fast
das Herz, als ihr Pa­pa die Stu­te für ei­ne hor­ren­de Sum­me an an­de­re Leu­te
ver­kauf­te.“ Kopf­schüt­telnd wisch­te sie den Tisch sau­ber. „Die neu­en
Be­sit­zer be­han­del­ten das ar­me Tier ganz grau­sam, sie hät­ten es bei­na­he
um­ge­bracht. Al­so kratz­te Miss Nell ihr letz­tes Geld zu­sam­men, um die Stu­te
zu­rück­zu­kau­fen. Das Tier hat­te zum Schluss kei­ne Sie­ge mehr

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