Anne Gracie
Besonderes, nur Suppe,
Toast und etwas Süßes zum Nachtisch.“ Mr Morant zögerte.
„Es ist
genug da“, versicherte Aggie.
„Bitte,
essen Sie doch mit“, lud Nell ihn ein. „Aggie hat reichlich eingekauft,
und da ich schon in einer Stunde aufbreche ...“ Ihr war ganz schlecht bei
dieser Vorstellung, und sie hatte auch nicht den geringsten Appetit, aber Aggie
würde sich aufregen, wenn sie nichts aß.
„Schon in
einer Stunde?“, rief Aggie ungläubig aus.
Nell
nickte. „Du wusstest, dass der Augenblick irgendwann kommen würde, Aggie.“
„Sicher,
Liebchen, aber schon so bald ...“ Seufzend legte Aggie noch ein Gedeck
für Mr Morant auf. „Setzen Sie sich, Sir, ich bringe gleich die Suppe.“
Mr Morant
nahm Platz und Nell wünschte prompt, Aggie hätte nicht genau ihr gegenüber für
ihn gedeckt. Der Blick dieser ernsten grauen Augen brannte auf ihrer Haut wie
eine körperliche Berührung.
„Wohin
wollen Sie fahren?“, erkundigte er sich.
Sie rückte
ihr Besteck zurecht und wich seinem Blick aus. „Nach London. Denken Sie daran,
Toffee jeden Morgen einen warmen Futterbrei zu geben? Ihr Zustand ist ziemlich
erbärmlich und ...“
„Die Stute
und das Fohlen werden gut versorgt sein. Was werden Sie in London
machen?“
Das ging
ihn nichts an. Nur weil er ihr Zuhause gekauft hatte, brauchte sie ihm noch
lange nicht alles zu erzählen. „Einen Brei aus Kleie und Leinsamen ...“
„Ich weiß,
wie man einen Futterbrei zubereitet“, fiel er ihr ins Wort, während Aggie
ihnen die Suppenteller vorsetzte. „Ich kenne mich gut mit Pferden aus.
Schließlich habe ich dieses Anwesen wegen der Stallungen gekauft. Toffee wird
bestens versorgt werden. Also ...“ Er sah sie eindringlich an. „Ich nehme
an, Sie fahren zu Verwandten.“
„Nein.“
Nell konzentrierte sich voll und ganz auf ihre Suppe. Anfangs fiel ihr das
Schlucken schwer, weil er sie ansah, doch dann senkte er den Blick und sie
löffelte hastig die sämige, herzhafte Suppe.
Bestimmt war sie ganz köstlich, aber Nell konnte nichts schmecken. Da saß er –
groß, dunkel, gut aussehend und die vielen Fragen standen ihm offen ins
Gesicht geschrieben. Aber dieses Spiel konnte man auch zu zweit spielen. „Nun,
Mr Morant, wie sehen Ihre Pläne für Firmin Court aus?“
Er schmunzelte,
weil er ihren Ablenkungsversuch sofort durchschaut hatte.
Nell
schluckte und hoffte nur, dass sie nicht rot wurde. Wahrscheinlich lächelte er
jedes weibliche Wesen so an. Sie zweifelte nicht daran, dass der Weg von hier
bis London mit gebrochenen Herzen gepflastert war.
„Ich will
Pferde züchten“, erwiderte er. „Araber. Rennpferde.“
Nell
schwieg; der Neid schnürte ihr die Kehle zu. Araber zu züchten war – bis vor
Kurzem – ihr eigener Lebenstraum gewesen. Firmin Court wieder zu dem zu
machen, was es einmal gewesen war. „Die Familie meiner Mutter – sie ist hier
aufgewachsen, müssen Sie wissen – hat auch Pferde gezüchtet. Firmin Court war
früher berühmt für seine Pferde.“
Er nickte.
„Ich weiß. Ich habe davon gehört, als ich kürzlich in Bath war. Deshalb bin ich
überhaupt hierhergekommen. Ich habe auf den ersten Blick gesehen, dass es
perfekt geeignet ist, für das, was ich vorhabe.“
Sie
versuchte sich darüber zu freuen, dass sich von nun an jemand um den Besitz
kümmern würde, wenn sie das schon nicht selbst tun konnte. „Beschäftigen Sie
sich schon länger mit Pferdezucht?“, fragte sie.
Er nahm
einen Löffel von seiner Suppe. „Nein, in den letzten acht Jahren war ich die
meiste Zeit im Krieg. Aber mein Partner und ich haben das schon seit Jahren geplant.“
Er verzog selbstironisch das Gesicht. „Soldaten schmieden immer jede Menge
Pläne für die Zeit danach, doch in diesem Fall hat mir ein Vermächtnis meiner
Großtante geholfen, den Traum auch zu
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