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Anne Gracie

Anne Gracie

Titel: Anne Gracie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zarte Küsse der Sehnsucht
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ge­ses­sen – hin­aus­zu­ge­hen er­laub­te man ihr
nicht, aus Angst, sie könn­te ge­se­hen wer­den –, wäh­rend Freck­les ne­ben ihr
dös­te. Freck­les war die ein­zi­ge Freun­din von zu Hau­se, de­ren Ge­sell­schaft Pa­pa
er­laub­te. Er ver­trau­te nicht ein­mal Ag­gie, dass sie den Mund hal­ten wür­de. Nell
soll­te bei Frem­den und un­ter ei­nem falschen Na­men ver­steckt wer­den. Nein, Pa­pa
woll­te sie nicht un­ter sei­nen Feh­lern lei­den las­sen ...
    Als ob sie
nicht ge­lit­ten hät­te, weg­ge­sperrt von al­lem, das sie kann­te und lieb­te,
Freck­les aus­ge­nom­men! Ty­pisch Pa­pa, die Stall­tü­ren erst dann zu schlie­ßen, wenn
die Pfer­de längst aus­ge­ris­sen wa­ren.
    Und so saß
sie da mit Freck­les, träum­te da­von, wie al­les wer­den wür­de, und schmie­de­te
Plä­ne. Sie woll­te das Ba­by nach Hau­se, nach Fir­min Court, brin­gen, wo Ma­ma zur Welt
ge­kom­men war. Sie wür­de ihr al­les bei­brin­gen, was Ma­ma Nell auch bei­ge­bracht
hat­te – und noch mehr, denn Ma­ma war ge­stor­ben, als Nell erst sie­ben ge­we­sen
war.
    Ihr. Ir­gend­wie hat­te sie nie ge­glaubt,
dass es ein Jun­ge sein wür­de. Doch das war ihr im Grun­de gleich­gül­tig ge­we­sen.
Sie wuss­te nur, dass sie ihr Kind lieb­te.
    Und dann
die­se lan­ge, ein­sa­me Nacht in We­hen, als Schmerz­wel­le um Schmerz­wel­le sie
durch­zuck­te, bis sie glaub­te, dar­an ster­ben zu müs­sen, ge­nau wie Ma­ma.
Schließ­lich, im Mor­gen­grau­en, als sich der Him­mel am Ho­ri­zont gol­den färb­te,
hat­te sie ihr Ba­by.
    Ih­re
Toch­ter. Ih­re ge­lieb­te, wun­der­schö­ne To­rie ... ein win­zi­ges, ener­gisch
brül­len­des We­sen mit ro­tem Ge­sicht, ei­nem Flaum gold­blon­der Haa­re, ei­nem Mund
wie ei­ne zor­ni­ge, sü­ße Ro­sen­knos­pe und win­zi­gen zu Fäus­ten ge­ball­ten Händ­chen.
    Als die
Heb­am­me das klei­ne Ge­schöpf dann an Nells Brust leg­te, ver­stumm­te das zor­ni­ge
Brül­len schlag­ar­tig, und als das Ba­by zu sau­gen be­gann, durch­ström­te Nell ei­ne
so gren­zen­lo­se Lie­be, dass sie das Ge­fühl hat­te, vor Lie­be, Glück und Stolz
plat­zen zu müs­sen. Sie hat­te ei­ne Toch­ter.
    Sie drück­te
To­rie an sich und flüs­ter­te in das zar­te, voll­kom­men ge­run­de­te Ohr, dass sie
sie für im­mer lie­ben und nie­mals ver­las­sen wür­de ...
    Zwei Wo­chen
spä­ter je­doch kam Pa­pa; es war sein ers­ter Be­such, seit er sie vor all die­sen
Mo­na­ten in die­sem Haus zu­rück­ge­las­sen hat­te, und am dar­auf­fol­gen­den Mor­gen
wa­ren er und ihr Ba­by fort ge­we­sen.
    Sie quäl­te
sich mit Selbst­vor­wür­fen. Sie hät­te es wis­sen, dar­an den­ken, es ah­nen müs­sen.
Aber sie hat­te ihm doch ge­sagt, dass sie ihr Ba­by lieb­te! Sie hat­te ihm
ih­re wun­der­schö­ne Toch­ter ge­zeigt und ihm vol­ler Stolz er­klärt, dass sie sie
To­rie nen­nen wür­de – Vic­to­ria Eli­z­abeth –, nach Ma­ma.
    Und Pa­pa
hat­te ge­weint und ge­sagt, Nell wä­re sein gu­tes, tap­fe­res Mäd­chen und er wür­de
al­les wie­der gut­ma­chen.
    Ihr war
nicht klar ge­we­sen, wie er das ge­meint hat­te. Was Nell be­traf, so war für sie
be­reits al­les gut. Das Kind­bett­fie­ber klang ab und sie ström­te förm­lich über
vor Lie­be zu ih­rer Toch­ter und zur gan­zen Welt. Ihr Ba­by war kräf­tig und
ge­sund, al­les an­de­re zähl­te für sie nicht. Es mach­te ihr nichts aus, nicht
ver­hei­ra­tet zu sein. Es stör­te sie auch nicht, wenn die Leu­te das her­aus­fan­den.
Wich­tig war für sie nur ih­re Toch­ter.
    Au­ßer­dem
ver­sprach Pa­pa stän­dig, al­les wie­der gutz­u­ma­chen. Er hielt die­se Ver­spre­chen
nie, al­so dach­te sie sich auch nicht wei­ter et­was da­bei.
    Aber ach,
was für ein Feh­ler das ge­we­sen war!
    Wie üb­lich
sah Pa­pa nur das, was er se­hen woll­te, und in Nells Ba­by sah er nur ein Kind
der Schan­de, einen Ma­kel – einen Irr­tum, für den er sich selbst die Schuld gab.
    Und so war
er nachts, als sie schlief, in ihr Zim­mer ge­schli­chen und hat­te den Irr­tum
ent­fernt, nur einen Brief zu­rück­las­send, in dem er sie auf­ge­for­dert hat­te, es
zu ver­ges­sen.
    Es, nicht sie. Als ob sie das ge­konnt
hät­te. Als ob ir­gend­je­mand das ge­konnt

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